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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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hingegen fiel ihm nicht
gerade schwer. Problematisch war jedoch die Weihe der
Gegenstände. Er sprach kraft seines Priesteramtes einen Segen
über Dolch, Stab, Kreide und Gewand und kam sich dabei sehr
seltsam vor. Einerseits war ihm, als spiele er eine schlechte
Komödie, andererseits hatte er das Gefühl, etwas Verbotenes
und Blasphemisches zu tun. Er steckte alles in einen kleinen Koffer.
Nun musste er warten. Immer wieder las er die Beschwörung in dem
Zauberbuch. Weiter hinten gab es eine Art Gegenzauber, mit dem man
angeblich das Tor zur Hölle schließen konnte. Nirgends
hingegen fand er eine Anweisung, wie man aus der Hölle fliehen
konnte, falls man mit Körper und Seele in sie eingefahren war.
Er würde es einfach mit dem Gegenzauber versuchen.
    Arved fuhr sich mit der Hand über die Augen und versuchte
sich klarzumachen, was er zu tun beabsichtigte. Es war Wahnsinn.
Thomas hatte ihn dazu gebracht. Thomas, der Sterbenskranke mit seinem
unüberwindlichen, gesunden Skeptizismus. Arved stand auf und
lief unruhig im Zimmer auf und ab. Er konnte es nicht ertragen, still
zu sitzen; er konnte es nicht ertragen, Musik zu hören; er
konnte es nicht ertragen nachzudenken. Erst jetzt kam ihm allzu
deutlich ins Bewusstsein, wie allein er auf dieser Welt war. Er
musste mit jemandem reden. Aber mit wem? Seine kirchlichen
Brücken hatte er hinter sich abgebrochen, und eigentlich hatte
er nie enge Freunde in der Priesterschaft gehabt.
    Thomas war zu krank und hatte selbst zu viele Probleme, als dass
Arved ihn wieder belästigen konnte. Und Lioba Heiligmann? Er
wurde aus dieser Frau nicht schlau. Versonnen ging er zum Fenster,
das auf die Thebäerstraße hinausblickte, und schaute dem
Spiel des im Wind schwankenden Efeus zu, der sich selbst zu jagen
schien. Er erinnerte sich an das angenehme Lächeln der
Antiquarin, unter dem sie nicht mehr so verschroben wirkte. Doch sie
hatte ihn übervorteilt und seine Notlage ausgenutzt. Sie hatte
ihn nicht ernst genommen und doch behauptet, der Glaube versetze
Berge. Nein, an sie wollte er sich nicht wenden. Es blieb also
niemand, mit dem er reden konnte.
    Da schellte es an der Tür. Er erwartete keinen Besuch. Sein
Blick fiel auf die magischen Gegenstände, die über den
Boden verstreut lagen. Hastig sammelte er sie auf und stopfte sie in
eine der Schubladen seines Sekretärs. Es schellte wieder. Er
wollte einfach so tun, als sei er nicht zu Hause. Aber hatte er sich
vorhin nicht sehnlich gewünscht, mit einem Menschen zu sprechen?
War das vielleicht die Erfüllung seines Wunsches? Er schlich zur
Tür und lauschte. Wie ärgerlich, dass kein Spion in der
alten Tür steckte.
    Draußen war nichts zu hören. Dann aber schellte es zum
dritten Mal. Arved riss die Tür auf.
    Ulrich Schwarz stand davor. Wie immer hatte er den Kopf leicht
geneigt und lächelte sein pastorales Lächeln. Als er Arveds
erstaunten Blick sah, sagte er: »Ich war gerade in der Gegend,
und da habe ich gedacht, ich besuche dich einmal.«
    »Freundlich von dir. Komm herein.« Arved geleitete
Ulrich ins Wohnzimmer und war heilfroh, dass er die magischen
Gerätschaften vorher weggeräumt hatte. Aber er hatte das
Zauberbuch vergessen. Es lag noch auf dem Sofa.
    Bevor er handeln konnte, hatte sich Ulrich bereits neben den
kleinen Band gesetzt und ihn in die Hand genommen. Er blätterte
darin herum und sah dann Arved mit großen Augen an. »Seit
wann interessierst du dich für so etwas?«
    Arved nahm ihm das Buch aus der Hand und stellte es zurück in
den Sekretär. »Es ist ein Kuriosum, mehr nicht.«
    Ulrich schlug die Beine übereinander und schaute Arved
fragend an. Es war wie der Blick eines gütigen, aber harten
Inquisitors.
    »Warum bist du wirklich hier?«, fragte Arved und stellte
sich hinter einen der Sessel. Er war zu nervös, um sich zu
setzen. »Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen, und jetzt
besuchst du mich aus heiterem Himmel.«
    »Ich kann gern wieder gehen, wenn es dir nicht passt«,
gab Ulrich zurück. Nun hielt er den Kopf nicht mehr schief.
    »Nein, nein, bleib bitte.« Arved wusste selbst nicht,
was er wollte.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich gestern im Dom den
Eindruck, als brauchtest du Hilfe«, sagte Ulrich und faltete die
Hände über dem nicht vorhandenen Bauch.
    »Sieht man das so deutlich?«, wunderte sich Arved.
    »Deutlicher, als du dir vorstellen kannst. Willst du mit mir
darüber reden?«
    Arved nickte. »Das Problem ist, dass ich genau weiß,
dass du mir kein Wort glauben

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