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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Siefener
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er mit sich, aber schließlich beschloss er,
danach zu fragen. Warum sonst war er schließlich hier?
    Die Frau hinter der Kasse sah ihn mit großen Augen an, als
er seine Wünsche dargelegt hatte. »Was haben Sie denn damit
vor?«, fragte sie und sah ihn mit einer Mischung aus Neugier und
Abscheu an.
    »Na, Dämonen beschwören natürlich«,
meinte Arved so flott, dass es nur ein Scherz sein konnte.
Tatsächlich lachte die Frau kurz auf. Rasch fügte Arved
hinzu: »Nein, ich brauche die Sachen für eine private
Theateraufführung, und da die städtischen Bühnen mir
nicht weiterhelfen konnten, habe ich mir gedacht, es einmal bei Ihnen
zu versuchen.«
    Die Frau wirkte ratlos. »Ich weiß nicht…«,
sagte sie. »Aber wir verleihen nichts.«
    »Das ist mir klar. Ich möchte die Sachen kaufen.«
Arved sah sie fest an.
    »Aber… also, mir gehört der Laden hier nicht. Ich
bin nur die Verkäuferin. Und Arno hat gesagt, dass er solche
Sachen nur an… also, wie soll ich mich
ausdrücken?«
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich mit diesen
Sachen dumme Dinge anstelle«, versicherte Arved ihr. »Ich
bin Priester. Es geht mir darum, die Gefahren des Okkultismus anhand
einer Theateraufführung für unsere Pfarrjugend
aufzuzeigen.«
    »Na, wenn das so ist…« Die Verkäuferin schien
erleichtert zu sein. Während sie aufstand, meinte sie: »Ich
hatte mir ja eigentlich so etwas auch schon gedacht. Ich finde diese
Sachen selbst nicht gut. Kommen Sie mit.« Sie ging mit wiegenden
Hüften vor ihm her und schloss eine Tür im hinteren Teil
des Ladens auf. Nachdem sie in dem fensterlosen Raum Licht gemacht
hatte, erlaubte sie Arved einzutreten.
    Er traute seinen Augen nicht. An den Wänden hingen Roben in
allen Größen und Formen, sogar spitz zulaufende
Zauberhüte, wie man sie aus Disney-Filmen kannte. In Regalen
lagen zahllose Zauberstäbe, magische Kreiden in allen Farben,
Dolche mit Runen auf den Klingen und andere Gegenstände, deren
Funktion Arved nicht kannte. »Genau das, was ich brauche«,
murmelte er. »Sind diese Dolche geweiht?«
    »Nein, ein bisschen muss der Magier schließlich auch
selbst noch tun. Es macht doch auch mehr Spaß, ein Modellauto
selber zusammenzubauen, anstatt es fertig zu kaufen, oder?« Sie
lächelte ihn aufmunternd an.
    Was für ein passender Vergleich, fand Arved. Er kaufte einen
Dolch, einen Zauberstab, ein nahtloses weißes Hemd und Kreide.
Nun blieb vor allem noch eine Zutat übrig, von der er nicht die
geringste Ahnung hatte, woher er sie bekommen sollte.
    Das schwarze Huhn, oder besser gesagt: dessen Blut. »Als
Ersatz für Hühnerblut kann ich ja Rotwein oder Ketchup
nehmen«, murmelte er so laut, dass die Verkäuferin ihn
verstehen musste.
    »Natürlich, aber wenn es so richtig echt wirken soll,
kann ich Ihnen auch in diesem Punkt weiterhelfen«, meinte sie
und machte ein beinahe schelmisches Gesicht. Sie ging hinüber zu
einem der Regale und holte eine kleine, verkorkte und versiegelte
Flasche hervor, an der ein Zettel aus falschem Pergament hing.
»Das hier ist Hühnerblut.«
    »Von einem schwarzen Hahn?«, fragte Arved.
    »Na, Sie wollen es aber genau wissen. Mal sehen, was auf dem
Zettel steht. Blut des schwarzen Hahns. Zaubermächtig. Da
haben Sie aber Glück.«
    »Woher haben Sie das?«, wollte Arved wissen. Er kam sich
immer mehr wie in einer absurden Komödie vor. »Schlachten
Sie selbst?«
    »Nein, das verbietet das Gesetz. Wir kennen aber jemanden
ganz in der Nähe, der uns schon mal Sonderwünsche
erfüllt.«
    »Was stellt er denn außer schwarzem Hühnerblut
sonst noch her?«
    »Das sage ich Ihnen lieber nicht…« Die
Verkäuferin hielt die Flasche gegen die Neonröhre unter der
Decke. Die Flüssigkeit war zäh und schwarzbraun. »Wenn
es schon geronnen sein sollte, können Sie es mit ein wenig
Wasser verdünnen. Die magische Wirkung nimmt dadurch nicht
ab.«
    »Gut zu wissen«, murmelte Arved. »Nun fehlt nur
noch Räucherwerk.«
    Die Verkäuferin lud ihm vier kleine Schachteln auf, von denen
sie behauptete, mehr brauche man nicht für eine zünftige
Vorführung.
    Er zahlte alles mit schwerem Herzen. Wie gut, dass ich eine
Kreditkarte habe, dachte er. Nicht nur Zauberbücher sind teuer,
auch die Zutaten für den Zauber. So macht man also aus Dreck
Geld.
    Als er den Laden verließ, warf ihm die Verkäuferin eine
verschämte Kusshand zu und setzte sich wieder hinter ihre
Theke.
    Draußen wischte sich Arved erst einmal den Schweiß von
der Stirn. Er zwang sich, einfach

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