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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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wegen seines Prozesses zu treffen, und Friedrich begab sich mit Labitte zu Wundrich, um über diesen Vorfall, weshalb der junge Köstein nach Arras gekommen war, sowie wegen der alten Gertrud nähere Erkundigung einzuziehen.
    Einer der reichsten Bürger von Arras gab alljährlich ein großes Fest, zu welchem er die meisten seiner Bekannten einlud. Da der heitere Mann ein ganz außerordentliches Vermögen gesammelt hatte, durch Holzhandel und seine Verbindungen mit dem Auslande, da er in Antwerpen, noch mehr aber in Brügge, große Geschäfte machte und sein Vermögen mit jedem Jahre zunahm, so war diese Versammlung in seinem großen Hause für die ganze Stadt Arras gewissermaßen ein Fest zu nennen. Schakepeh war gegen jedermann wohlwollend, gegen die Armut sehr wohltätig, mit niemand verfeindet, lebte ohne Neid und Mißgunst, und unterstützte Handwerker und ärmere Kaufleute auf alle Weise; darum vergaben ihm auch die Vornehmeren sein bürgerliches Wesen, seine etwas rauhe Zutraulichkeit und den spaßhaften Ton, den er sich oft gegen jedermann erlaubte. Am schönen Sommertage strömte eine große Schar von Gästen nach seinem weitausgedehnten, glänzend aufgeschmückten Hause, das in der Hauptstraße einen großen Raum einnahm und viele andre Häuser überragte, ob es gleich nur von Holz gebaut war. In der Mitte sprang die Wand mit Fenstern vor, und bildete gleichsam einen Turm, aus welchem man rechts und links die Straße weit hinunter übersehen konnte. An beiden Enden des Gebäudes waren ähnliche Türme angebracht, das Dach bestand aus fünf geschmückten Giebeln, und allenthalben lief ein künstliches Schnitzwerk um Fenster und Türen, wodurch das Haus ein seltsames und abenteuerliches Ansehn gewann, aber trotz dieser Altertümlichkeit nicht unangenehm dem Blicke erschien. Schakepeh hatte das Gebäude ganz nach seiner Laune ausgeführt, und keinen Rat und Einwand eines Bauverständigen anhören wollen.
    Auf das Fest, welches jetzt gefeiert wurde, war die Stadt und die Masse der geladenen Gäste diesmal begieriger als je, weil der Günstling des Herzoges, der junge Köstein, heute als der Vornehmste der Versammlung hier glänzte, wo er ehemals als Knabe, der von Wohltaten erzogen wurde, von denselben, die ihm heut ihre Ehrfurcht bezeigen mußten, vor zwölf Jahren kaum war beachtet, oft bemitleidet, zuweilen verspottet worden. Alle waren neugierig darauf gespannt, wie sich dieser Emporkömmling, von seinen hohen Beschützern entfernt, benehmen würde.

Er war früher gekommen, und wandelte Arm in Arm mit dem alten Schakepeh durch die aufgeputzten Räume, und erinnerte sich, halb gerührt, halb mit Lachen, wie er in früher Jugend in diesen Zimmern und Sälen oft mit Angst sich umgetrieben habe, wenn sein alter Wohltäter etwa nicht bei guter Laune gewesen sei. Der alte Holzhändler erfreute sich an dem heitern, einfachen Wesen seines ehemaligen Schützlings, dem es wohl tat, einmal den Zwang des Hofes zu vergessen, und sich in Erinnerungen seiner Kindheit zu ergehn. Als beide alles betrachtet hatten, stellte sich Köstein in den vorspringenden Altan oder Turm des mittlern Zimmers, um an der Seite seines Wirtes in die Straße hineinzusehn. Alle Fenster waren hinaufgezogen, und der junge schöne Mann stand halb an die Säulen und halb an den alten Bürger gelehnt, wie ein Fürst in seinem ritterlichen Schmucke da, so daß alle Vorübergehenden mit Ehrfurcht zu dem Söller hinaufschauten, und die gemeinen Bürger, die von Kösteins Ankunft noch nichts erfahren hatten, sich über den Holzhändler verwunderten, der einen so glänzenden Prinzen am Arme halte.
    Jetzt kam Friedrich mit seinem Vater, dem Ritter Beaufort, und beide grüßten hinauf. Lebt der mürrische Beaufort noch? sagte Köstein; den Sohn habe ich schon draußen bei der Frau Denisel gesehn. Die beiden wurden von Dienern empfangen, und an der Treppe, im großen Vorsaal, wurden sie von der schönen Sophie, der Tochter des Hauses, begrüßt. – Jetzt schritt die schlanke, große und schön gekleidete Frau Catharina über die Straße, von ihrem alten Freunde, dem Maler Labitte, geführt. – Was die große, mächtige Frau so schön bleibt und jugendlich! rief Köstein; schreitet sie nicht an der Hand des alten Narren wie eine Fürstin einher! – Mit höflichem Gruß traten die beiden in den kühlen Flur des Hauses. – Jetzt kam der Dechant über die Straße gegangen, vor dem sich alle Bürger in Ehrfurcht neigten, indessen er sie mit einem

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