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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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vertraulichen Lächeln grüßte. Köstein sagte: Der Marck, dieser Dechant ist ein würdiger und verständiger Mann; mich wundert nur, daß er nicht zugleich mit dem Kanonikus, meinem Vetter, kommt. – Indem eilte der Kanonikus Melchior aus der Nebengasse und holte den Dechanten noch ein, bevor dieser die Schwelle des Hauses betreten hatte.
    Männer vom Magistrat kamen mit ihren Frauen und Töchtern, noch einige der vornehmsten Bürger, die zugleich Schöffen der Stadt waren, einige Edelleute mit ihren Gemahlinnen oder Töchtern, und nach einiger Zeit hörte man auch von schmetternden Trompeten das Zeichen, daß es Zeit sei, sich an die Tafel zu setzen. In der Mitte saß Köstein; ihm zunächst eine Edeldame, und auf der andern Seite die Tochter des Hauses, neben welcher Friedrich hatte Platz nehmen müssen. Ihnen gegenüber hatte der Dechant seinen Platz, neben Rittern und Magistratspersonen; in ihrer Nähe saß zwischen Frauen und Mädchen der alte Ritter Beaufort; in eine Ecke, um behaglich zu sein, hatte sich der fröhliche Wirt zurückgezogen, und neben sich die Frau Catharina, die er gern sah und hörte, Platz nehmen lassen, sowie den alten Maler, den er herzlich liebte. Bei der Tafel ertönte eine anmutige Musik, die auf einer kleinen Galerie im hohen Saale gestellt war. Diener warteten auf, mit reinlich gekleideten Mägden wechselnd, und man sah im ganzen Saal nur heitre Gesichter und Lachen und hörte nur fröhliches Schwatzen. Guter Wein und treffliche Speisen erfreuten alle Herzen, und abwechselnd wurden des Wirtes, der Gäste, der Damen, mehrmals Kösteins, dann wieder des Herzogs Gesundheit nach der Sitte des Landes ausgebracht, und jedesmal beantwortete die Musik das Lebehoch.
    Indem das Gespräch allgemein und immer lauter wurde, konnte man die Rede des einzelnen nicht mehr vernehmen. Bei eingetretener Stille sagte der Wirt: Es tut mir leid, daß der alte, gute Wundrich, einer meiner liebsten Freunde, nicht hat herkommen können oder wollen; er hatte aber soviel mit seiner kranken Gertrud zu tun, daß er es mir diesmal, das erstemal in meinem Leben, geradezu abgeschlagen hat, an diesem feierlichen Tage mein Gast zu sein. Der gute Alte fehlt mir außerordentlich, und sein leerer Platz da tut meinen Augen weh.
    Er erscheint vielleicht etwas später, sagte der Kanonikus, denn er will keinem andern, als sich selbst, die Kranke anvertrauen; er gibt ihr die Medikamente ein und sucht sie zu erheitern. Auch ist sie mehr melancholisch als krank. Er fürchtet, daß sie wahnsinnig bleibt.
    Schade! sagte Schakepeh; so wäre uns eine Fromme, oder wohl gar Heilige so aus Reih und Glied gelaufen, um im Narrenturm zu endigen. Warum grenzt nur die Unklugheit immer so nahe an das Allerbeste im Menschen?
    Der Dechant erwiderte: Doch wohl, weil das Beste und Edelste immer ganz geistiger Natur ist und ganz mit der Liebe eins. Wir erleben es ja aber auch oft, wie leicht sich und wie schnell die heftigste innigste Liebe in fürchterlichen und grausamen Haß umsetzen kann.
    Davon sind freilich alle Geschichten und Gedichte voll, sagte Flamand, ein junger Advokat, der sich in alle hübsche Mädchen verliebte, und deshalb die Fabel der Stadt geworden war. Frau Catharina hatte zum Dechanten bei seinen Worten hingesehn und ein stechender Blick des Geistlichen begegnete ihr, der sie so ängstete, daß sie verlegen es lange nicht wagte, wieder emporzuschauen.
    Wir bedürfen der Gedichte nicht, sprach der Dechant, um diese Wahrheit einzusehn. Alle Äußersten berühren sich. Die wildesten Ketzer waren diejenigen, die vorher im Ruf der Frömmigkeit gestanden hatten. Wir lesen, daß oft brünstige Seelen, die wahrhaft den Herrn in der Tugend liebten, im Alter so herbe abfielen und sich dem Schöpfer abwandten, daß sie Gott verfolgten und das Heilige im Grimme zu vernichten strebten.
    Kann sein! rief Schakepeh, aber laßt uns nicht bei Tisch so ganz auferbauliche Gespräche führen. Bringt lieber was Törichtes auf das Tapet, und wenn der ehrwürdige Herr Dechant der Aufgabe nicht gewachsen sein sollte, so übernimmt mein alter Labitte, oder mein junger Flamand, oder eins von den schönen lachenden Mädchen die Mühe, die ja alle aus der Torheit herausblühen, wie die Rose aus ihrer Knospe. Lacht, Menschenkinder, und sprecht törichtes Zeug! –
    Ja wohl, sagte Flamand, wäre es besser, nur das Heitre, oder Seltsame vorzutragen. Drei Meilen von hier liegt ein Dorf, in welchem der verständige Schulze vier alte Weiber hat einziehen

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