Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
Vom Netzwerk:
Grafen Etampes im Schilde führt, und mit wem er noch verbunden sein mag.
    Er erhob sich jetzt und rief aus: Ei! ist das nicht unser Vater Labitte? – Ei, lieber Alter, Ihr lebt also noch? – Er umarmte den Maler mit vieler Herzlichkeit und schüttelte ihm freundlich die Hand. – Ihr habt wohl, sagte er dann, alle die losen Streiche vergessen, die ich Euch damals, in Gesellschaft von andern Buben, spielte?
    Freilich, freilich, sagte der Alte, denn es sind doch einige Jahre seitdem verflossen. Jetzt seid Ihr ein Staatsmann und von großem Einfluß. Viel Ehre, daß Ihr Euch noch eines armen alten Mannes erinnert. Hütet Euch nur, daß Euer Mutwille jetzt nicht unsern alten Herzog beschädigt, der freilich der Freunde bedarf.
    Immer noch wie sonst! sagte Köstein lachend, es ist recht, daß Ihr mich ganz wie Euren ehemaligen Zögling behandelt. Unser alter Herr aber kennt seine Leute und weiß sie zu wählen. Seine bösgesinnten Feinde stehn leider auf der Seite seines Sohnes und Erben. Der Prinz, der seine männlichen Jahre erreicht hat, wird nur gar zu leicht von böswilligen Menschen und Verleumdern gelockt. Wir haben hinlänglich gegen diese zu kämpfen und müssen stets ein wachsames Auge auf alle Bewegungen unsrer Feinde haben.
    Friedrich zog sich von diesem Gespräche scheu zurück. Er begriff nicht, wie ein Mann, der am Hofe und im vertraulichen Umgange der Großen lebte, mit diesem leichtsinnigen Stolze von seinen Verhältnissen reden konnte. Er schloß daraus, daß das Alter den Herzog noch schwächer und nachgiebiger gemacht habe, als man gewöhnlich glaubte, wenn er einem solchen unbesonnenen Jünglinge, wie dieser Köstein war, sein unumschränktes Vertrauen schenken könne. Frau Catharina, die dem jungen Freunde mit ihren Blicken folgte, schien seine Meinung zu erraten. Der Maler machte sich im Gegenteil mit dem jungen Ritter immer mehr zu tun und wurde noch vertraulicher und freundlicher. So seht Ihr, fragte er, den Dauphin von Frankreich auch wohl zuweilen?
    Fast täglich, antwortete Köstein, und er ist immer sehr gnädig gegen mich, indem er mich vor vielen andern auszeichnet. In diesem verständigen Herrn erkennt man niemals, seinem Äußern und Betragen nach, den Fürsten und den künftigen Regenten der großen Monarchie. Er ist leutselig, gesprächig, redet gern selbst mit den allergeringsten Leuten, trägt sich in seinen Kleidern fast immer bürgerlich, und ist am heitersten, wenn er seinen Rang und seine Bestimmung vergessen kann. Ja, mein alter Freund, wie hätte ich mir das vor zwölf Jahren einbilden können, daß ich jetzt nur mit großen Herren und Regenten umgehen würde, und mit ihnen allen auf dem vertrautesten Fuß? Denn ich muß sagen, unser großer mächtiger Herzog liebt mich so sehr, daß er mir nicht leicht eine Bitte versagt, beträfe sie auch einen noch so wichtigen Gegenstand.
    Könnte man nicht, sagte der Maler, auf diesem Wege unsern zu eifrigen stellvertretenden Bischof von Baruth entfernen? den kleinen Bernhard? Der Mann macht sich lächerlich und kann dem geistlichen Stande keine Ehrfurcht erwerben.
    Mit der Geistlichkeit, antwortete Köstein, lassen wir uns nicht ein; das ist der einzige Punkt, wo mein wackrer, edler Herzog immer eine Art von Scheu und Furcht zeigt. Er setzt seinen Stolz mit darin, für einen rechtgläubigen Christen und einen Verteidiger der heiligen Kirche zu gelten. Er hat auch keinen Einspruch sich erlaubt bei der sonderbaren Begebenheit, die sich jetzt in Langres zugetragen hat. Ich bin über diesen Ort auf meiner jetzigen Reise gekommen, weil ich dort eine bedeutend große Summe einzunehmen hatte. Sie waren eben dabei, einen Gottlosen oder Ketzer zu verbrennen, wegen, ich weiß nicht welchen Lehren, die sie ihm zur Last legten.
    Wie? rief Frau Catharina mit Entsetzen aus; wiederum hört man von dergleichen Abscheulichkeiten? Wo ist die Hoffnung, ja die Überzeugung geblieben, die wir schon gefaßt hatten, daß von diesen Grausamkeiten niemals mehr die Rede sein solle?
    Friedrich hatte sich im Unwillen erhoben, Labitte sah schwermütig aus, aber Köstein sagte ganz gleichgültig: Lieben Leute, was soll denn mit Menschen geschehen, die auf keine Vermahnung, weder weltliche noch geistliche, etwas geben wollen? Immer besser, man verbrennt sie, oder schafft sie auf andre Art aus der Welt, als daß sie noch viele mit ihrem bösen Beispiel und Wandel anstecken.
    Da es spät war, trennte man sich. Köstein ging wieder zum Kanonikus, um mit diesem Abrede

Weitere Kostenlose Bücher