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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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wieder muß die rechtgläubige Kirche dagegen kämpfen. Es ist Bosheit und Unglaube, zu sagen, diese Abscheulichkeiten seien nicht wirklich und nur Erzeugnisse einer kranken Einbildung. Jeder, der dies dreist behauptet, macht sich selber der Zauberei und eines Bündnisses mit bösen Geistern verdächtig, wenn er nicht bald von seiner Unwissenheit zurückkommt. Aber ich bin damals, in Rom, erschrocken, wieviel Menschen, die unter dem Vorwande, als Christen das Jubeljahr zu feiern, nach Rom kamen, sich dem Teufel, der Ketzerei und Zauberei ergeben haben. Viele Tausende sind von Christo abgefallen und seine Feinde geworden, Millionen dieser Bösewichter sind in allen christlichen Ländern verbreitet. Von den höchsten Theologen belehrt, sah und erfuhr ich, daß Kardinäle, Bischöfe und Prälaten, der Weltgeistlichen und Mönche zu geschweigen, diesem gottlosen, ungeheuren Bunde angehören. Soldaten, Bürger, Ritter, Studierte, Kaufleute und Bauern in allen Ländern. So ist es nahe daran, daß sich die Kirche auflöst und unsre heilige Religion gestürzt wird. Was fehlt noch, als daß sich irgendwo ein mächtiger, unternehmender Fürst an die Spitze dieser Abtrünnigen stellt, und er kann Papst und Klerisei, Rom und die Gesetze Gottes umwerfen, und ein neues Reich beginnen, in welchem Christus von seinem Stuhle gestoßen wird. Den Ausbruch dieser furchtbaren Begebenheit können wir jeden Augenblick erwarten. Wer weiß, wo jetzt schon der Fürst oder König lebt, der sich zum Heerführer dieser Bande machen möchte. Darum müssen wir von der Geistlichkeit dagegen kämpfen mit allen unsern Kräften, mit Lebensgefahr, um diesen großen, furchtbaren Augenblick zu verhindern oder zu verzögern, durch Schreck und Furcht die widerspenstigen Gemüter in die Bahn des Glaubens zurückzutreiben. Mögen die Überweisen unser Werk und unsern Eifer verlachen und verspotten; auch die Apostel wurden verhöhnt, auch der Heiland verachtet.
    Noch muß ich zweier Dinge erwähnen, die meinen Brüdern vielleicht wunderbar, manchem unglaublich scheinen mögen.
    Alle Welt weiß, daß damals in Rom die Brücke über den Tiberstrom zerbrach und Hunderte in den Fluten ihren Tod fanden, viele auf immer verstümmelt waren und krank und elend blieben. Das aber wußten ich nur und die Freunde, die mit mir in die Geheimnisse drangen, daß die Zauberer dieses Unglück herbeiführten, denn alle, die dort umkamen, waren Fromme und Rechtgläubige.
    Das zweite Wunder ist, daß ich von meinem ehemaligen, frommen, heiligen Lehrer die Gabe erhielt, jedem Ketzer, Hexenmeister, jeder Hexe es an den Augen ansehen zu können, ob sie zu der verworfenen Zunft gehören. Mich kann daher kein Mensch trügen. Mein ist das Amt, die Untersuchung, die Verantwortlichkeit vor Gott und Menschen mein, und so weit ich wirken und helfen kann, soll zum Besten der Menschheit und dieser armen Seelen selbst, keine von diesen Angeklagten anders als auf dem Wege des Scheiterhaufens zur Buße und Versöhnung gelangen.
    Alle erschraken. Die Kanonici sahen sich schweigend an und der Dechant fragte endlich: Auch die alte Gertrud?
    Wie anders? erwiderte der Bischof. Sie hat mit Umständen, mit überzeugenden, sich selbst angegeben. Sie muß nun, freiwillig oder auf der Folter, andre Mitschuldige anzeigen, nicht minder jene Armgart und die andern Weiber, damit wir unsre Stadt und Gegend säubern können.
    Man ging wieder auseinander. Die Einrede der Geistlichen hatte nichts gefruchtet, da der Bischof sich auf frühere Prozeduren und vorgeschriebene Formen berief, da alle seinen Wahnsinn fürchten mußten, der keinen Anstand nahm, jeden Widerspruch mit dem Namen Ketzerei zu bezeichnen.
    Der Dechant blieb zurück. Im Vertrauen auf sein früheres Verhältnis mit dem Bischofe wollte er ihm deutlich machen, wieviel er wage, wenn er sich bei der Bürgerschaft zu sehr verhaßt mache; wie vielleicht der Herzog, ja der Papst selbst, diese Strenge nicht billigen möchten. Er suchte seinen Stolz in Bewegung zu setzen, daß sein Ruhm bei diesem sonderbaren Unternehmen leiden könne.
    Schweigt! rief der Bischof im höchsten Zorne, ich kenne Euch ganz. Es fehlt nur um wenige Zoll, so steht Ihr selbst unter den Ketzern. Weiß ich nicht, wie vertraut Ihr mit der verruchten Hexe Denisel umgegangen seid? Eine Freundschaft mit dem verworfenen, gottlosen und lasterhaften Weibe, die allen Ehrbaren ein Anstoß und Ärgernis war! Seid Ihr nicht freiwillig zur alten Hexe Gertrud hingelaufen? Eure Zweifelsucht,

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