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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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festgehalten hatte, aber auch das war wie in Watte verpackt, waberte auf sie zu und verschwand wieder. Sogar ihre Wut war gedämpft. Sie hatte keine Ahnung, woran das lag. Es war gerade drei Tage her.
    Nachmittags ging Anna bei der Reinigung vorbei. »Ihr Mann hat schon angerufen, Frau Liebold«, sagte die Inhaberin, »ob wir ihm den Anzug zustellen könnten, ich dachte schon, Sie wären verreist.« Anna lächelte. »Nein, nein, es war ein Irrtum«, und sie bezahlte und nahm den Anzug mit.
    Sie mußte noch in die Bäckerei, um das bestellte Malzkornbrot abzuholen. »Und ein Oberländer?« fragte die Verkäuferin und griff schon in das Regal mit den hellen Brotsorten; sie wußte, daß Annas Mann das Körnerbrot nicht mochte. Anna nickte. Es wäre kleinlich, ihm sein Oberländer nicht mitzubringen. »Und frische Pastetchen?« fragte die Frau. »Wir haben heute wieder frische Pastetchen.«
    »Nein!« Anna schüttelte heftig den Kopf. Pastetchen mußten gefüllt werden, mit Frikassee oder mit Pilzen. Till liebte frische Pastetchen. Von ihr bekam er die nicht, heute nicht und morgen nicht, der Schlund sollte ihm zuwachsen, plötzlich hatte sie ein Bild seines nach Luft schnappenden Mundes vor sich, sie drückte das in Papier eingeschlagene Oberländer zusammen, sie drückte fest. »Passen Sie auf, das Brot ist noch ganz frisch«, sagte die Verkäuferin und fügte noch hinzu: »Unsere Pastetchen sind wirklich gut.«
     
    Die Woche verging. Anna räumte auf, putzte, stellte etwas zu essen auf den Tisch. Eigentlich war es wie immer, nach außen hin war es das fast, bis auf die getrennten Betten natürlich. Und dann waren da noch Tills seltsame Telefonate. Sobald er heimkam, klingelte das Telefon. Er kam zu sehr unterschiedlichen Zeiten heim, es war so, als gäbe er dem Anrufer vorher Bescheid: In zehn Minuten bin ich da. Zuerst dachte Anna, er hätte Ärger im Büro. Im Grunde war ihr auch das gleichgültig, sie fragte ihn nicht, überhaupt besprachen sie nur das Alltägliche, das, was sie beide anging. Trotzdem fiel es ihr auf, es war ein Signal, das Tills gewohnte Ordnung durchbrach, denn gewöhnlich setzte er sich auf seine Couch vor den Fernseher, bis das Essen fertig war. Er sprach auch anders. Sie verstand nicht viel, weil er mit dem Apparat das Zimmer verließ oder das Gespräch beendete, sobald er sie kommen hörte. »Aber immer … wie gewohnt … natürlich … dito …« Es waren nur wenige Worte, aber auch die klangen seltsam, verhalten und aufgekratzt zugleich. Sie konnte sich niemanden vorstellen, mit dem er so sprach.
    Am Freitag hörte sie ihn gleich dreimal auf diese Weise reden. Sie hatte eine Schüssel frischen Salat gemacht, verschiedene Blattsalate mit einer Vinaigrette, die empfindlichen Salatblätter fielen sofort zusammen. »Dein Salat«, rief sie laut, als er schon wieder aufsprang und mit dem Telefon verschwinden wollte.
    Er bewegte die Hand abwehrend wie einen Scheibenwischer hin und her, antworten wollte er ihr offensichtlich nicht, als wenn ihm das Thema Salat peinlich wäre. Anna zuckte die Schultern und nahm sich nach. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts Vernünftiges gegessen; schließlich war es nicht ihr Problem, wenn er nachher nur noch lappiges Zeug auf dem Teller hatte.
    »Erich will wissen, ob ich mit ihm Squash spiele«, sagte Till beiläufig, als er an den Eßtisch zurückkam.
    »Das war Erich?« fragte Anna. Nie im Leben spricht Till so mit seinem Freund, dachte sie.
    »Wieso nicht? Es täte mir nicht schlecht, etwas Sport zu treiben.«
    »Nimmst du noch Salat?« Anna hielt ihm die Schüssel mit dem Rest Salat unter die Nase, sie wollte abräumen, und sie würde nicht auf seine abstrusen Geschichten eingehen.
    »Nein danke.« Er schob seinen Teller beiseite, obwohl er praktisch noch nichts gegessen hatte, nicht einmal eine Schnitte Brot. »Ich glaube, ich mache das«, sagte er und stand auf, um die Nachrichten einzuschalten. Offensichtlich sprach er noch immer von seinem Squash.
    Als Erichs Frau Barbara am nächsten Morgen wegen den Dias von Tills Geburtstag anrief- ob sie Fotos davon machen lassen sollte, wollte sie wissen –, fiel Anna die Squash-Story wieder ein. »Wie findest du das denn?« fragte sie, aber Barbara wußte von nichts. »Überhaupt waren wir gestern abend auf dem Elternabend«, sagte sie. Anna überlegte, was Till wohl mit dieser Geschichte bezweckte.
    Till war einkaufen gegangen, nach zwei Stunden kam er mit einer kompletten Squash-Ausstattung zurück. »So«,

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