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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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auch für sich und Anna ein.
    Schnaps aus der Kristallpulle, dachte Anna, sie wollte nichts trinken, und sie wollte nicht gedämpft werden, das hatte sie die ganze Woche über gehabt und im Grunde schon viele Jahre. Sie fühlte sich nicht schlecht im Moment, überhaupt nicht.
    Till trank. Er trank eine Menge. Barbara blieb verschwunden, sie hantierte mit den Kindern im Bad und später in der Küche, zuletzt führte sie die beiden zum Gute-Nacht-sagen an die Tür, nicht weiter, sie hielt ihre Hände fest, eins rechts und eins links. »Der Papi gibt euch später noch einen Kuß.« Die zwei sauber gewaschenen und gekämmten Kinder nickten brav und synchron, »Gute Nacht!«, zwei Schlafpuppen.
    »Der Papi kommt gleich«, rief Erich ihnen hinterher. Sein Glas war noch fast voll.
    »Kannst du mir ein Taxi bestellen«, bat Anna und stand auf.
    »Und das Auto?« fragte Till. »Hat die gnädige Frau das Auto vergessen?«
    »Wenn du mir die Schlüssel gibst.« Anna streckte die Hand aus.
    »Die willst du auch noch?« Und an seine Freunde gewandt: »Sie will alles. Sie saugt mich aus. Sie macht mich schlecht. Ihr habt es selbst gehört.« Und wieder zu Anna: »Nicht mit mir! Ich fahre, hörst du!«
    »Dann bring dich alleine um!« Anna griff nach ihrer Handtasche.
    »Ich fahre dich heim.« Erich half ihr in den Mantel. »Sei vernünftig«, sagte er zu Till, »nimm dir ein Taxi oder schlaf hier, Barbara richtet dir das Gästezimmer.«
    Unterwegs im Auto schwieg er, erst vor dem Haus der Liebolds redete er wieder: »Sei nicht so hart mit ihm, Anna. Er tut sich schwer, wir kriegen das schon hin, die Squash-Geschichte regele ich schon, verlaß dich darauf! Am Mittwochabend stehe ich bei euch auf der Matte und schnappe ihn mir. Er wird Squash spielen, bis ihm der Schweiß in Bächen rinnt, Squash und nichts sonst, ich schwör’s dir.«
    Interessant, dachte Anna. So ist das also! Nur mit wem ihr Mann in Wirklichkeit spielen wollte, das wußte sie nicht. Und was? Sie kicherte, sah es groß und peppig als Werbespot über seine geliebte Mattscheibe flimmern: »Kipp-um, das neue Spiel für Schlaffis.«

Die Lolli-Affäre
     
    »Du?« Es hatte geklingelt, und Till hatte aufgemacht. Er sah ziemlich überrascht aus.
    »Ich! Wie verabredet.« Es war Mittwochabend, und Tills Freund Erich stand vor der Tür. Mit Sporttasche.
    Anna sah von Erich zu Till, der hatte gerade gehen wollen, auch mit Sporttasche. Till konnte nichts dagegen sagen, daß sein Freund mitkam, es entsprach der offiziellen Version: »Ich gehe mit Erich zum Squash.«
    »Viel Spaß«, rief sie hinter den beiden her. Till gab keine Antwort, natürlich nicht, sie hatten seit dem Sonntagskaffee bei den Rumpfs praktisch nicht mehr miteinander gesprochen. Till war in jener Nacht irgendwann im Morgengrauen heimgekommen, lärmend, wer weiß woher. Anna hätte keine um den schnaufenden, vollgesoffenen Koloß beneidet, der da ins Haus gepoltert war. In dem Zustand hätte er sowieso nichts gebracht, nicht mal in besten Zeiten. Ein paarmal hatte er gegen die Schlafzimmertür gehämmert, aber die war verriegelt gewesen. Morgens hatte Anna ihn dann auf dem Zweisitzer vorgefunden, offensichtlich hatte er vergessen, daß sie ein Gästezimmer besaßen.
    »Danke«, antwortete Erich und streckte Anna hinter Tills Rücken kurz den Daumen aus der geballten Faust entgegen. Sieg! Aber Anna war sich nicht sicher, ob es für sie ein Triumph sein würde, ihren Mann am Nasenring zurückgebracht zu bekommen.
    »Stimmt was nicht?« fragte Marie, die eine halbe Stunde später kam. Das war auch verabredet, Anna hatte den Mittwochabend vorgeschlagen. Wahrscheinlich war es die reine Gewohnheit, daß sie noch immer darauf achtete, ein Zusammentreffen ihrer Schwester mit Till zu vermeiden.
    »Alles bestens«, antwortete Anna. »Trinkst du einen Wein mit?«
    »Immer.« Marie sah auf die geöffnete Flasche auf der Granitplatte des Eßtischs, ohne Untersatz, und den Wust von Broschüren ringsum. »Till scheint nicht da zu sein«, schloß sie. Schließlich kannte sie ihren Schwager. Bei ihm durfte man nicht mal ein Glas auf dem teuren Granit absetzen, ohne daß er durchdrehte.
    »Er spielt Squash.«
    »So nennt man das neuerdings?«
    »Meinst du was Bestimmtes?«
    Marie zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich bin ich die einzige, bei der er’s nicht versucht. In letzter Zeit markiert er den Hahn. Irgendeine Doofe wird er schon finden.«
    »Soll er.« Anna füllte ihr Glas nach. Sie wunderte sich selbst, daß ihre

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