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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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packte und schüttelte und hinterher vornahm. Sie war nicht pervers, bestimmt nicht, es war nur die Sehnsucht, ihren Körper mitstreiten zu lassen. Bei Till passierte alles geordnet und gefiltert, er war regelrecht zurückgezuckt, als sie ihm einmal einen Tip in diese Richtung gegeben hatte. Er war eine Memme. So konnte eine Frau nur mit einer Memme reden. Ein richtiger Mann … Es kam vor, daß sie davon träumte, seltsamerweise waren in den vergangenen Nächten diese Träume zurückgekommen, die sie als sehr junge Frau gehabt hatte.
    Diesmal verließ Till das Zimmer. Anna sah ihm hinterher, der weiße Hemdkragen stauchte in den Hals hinein, Männer bekamen im Alter häufig einen Stiernacken. Das Bild gefiel ihr, sie strich über ihren eigenen Hals, lang und schlank, es war ein gutes Gefühl. Es war nicht so, als wenn Männer überall im Vorteil wären. Die Zeiten, wo einer mit grauen Schläfen als interessant und eine angegraute Frau als Oma galten, waren passe.
    Nachts stand Anna noch einmal auf. Weil sie nicht wußte, ob Till morgens überhaupt noch die Küche betrat, legte sie das Schreiben mit der Absage vom Amtsgericht ins Bad auf sein Rasierzeug.

»… auf Anordnung von Herrn Liebold«
     
    Als Anna morgens früh in die Küche kam und das Blatt neben dem Kühlschrank liegen sah, hatte sie Herzklopfen. Dumme Kuh, sagte sie zu sich selbst, sie zwang sich, nicht sofort nach dem Bogen Papier mit Tills Handschrift zu greifen, es standen nur ein paar Zeilen darauf. Sie nahm statt dessen den Wassertank von der Kaffeemaschine ab, füllte ihn bis zu der Markierung für vier Tassen, steckte eine Filtertüte in den Glasfilter der Maschine, griff nach der Blechdose mit den nostalgischen Motiven. Scheiße! Sie hatte total vergessen, daß kein Kaffee mehr im Haus war. Die Bäckerei bezahlte Aushilfen wöchentlich, erst in vier Tagen war die Woche um, dann konnte sie sich neuen Kaffee kaufen. Es war ein Witz, sie hatte es noch im Ohr, wie Till mit seinem Spitzengehalt protzte, und sie trank Beutelchentee, davon waren auch nur noch sechs Stück da. Danach konnte sie Kamillentee oder Mineralwasser trinken, es war der blanke Hohn.
    Es fiel ihr schwer, die Hand beim Lesen ruhig zu halten. »Nehme zur Kenntnis, daß auch deine tolle Anstellung bei Gericht eine Pleite ist«, las sie. »Im Marmeladenglas liegen dreihundert bar für diese Woche, ab nächsten Monat überweise ich dir zwölfhundert mehr, habe der Bäckerei Weber deine Kündigung gefaxt.«
    Er war ein Miesling! Anna schraubte das Marmeladenglas auf, in dem sie seit langem ihr Notgeld verwahrten. Wenn sie vergessen hatten, zur Bank zu gehen, oder wenn Regina den Eiermann oder eine Nachnahme bezahlen mußte; Regina war die Putzhilfe, die zweimal die Woche kam, jetzt nur noch einmal …
    »Regina«, hatte Anna gerufen, das war Anfang des Monats gewesen. Regina hatte sich Zeit gelassen, Anna mußte sie noch zweimal rufen, um ihr die Staubflocken in ihrem Schlafzimmer und in dem Minizimmer, wo ihr PC stand, zeigen zu können. »So geht das wirklich nicht, Regina.«
    Die Frau hatte die Schultern gezuckt. »Ich handle auf Anweisung von Herrn Liebold«, hatte sie geantwortet. »Ich soll nur noch einmal die Woche kommen und nur seine Sachen in Ordnung halten. Seine Oberhemden nehme ich zum Bügeln mit heim, es ist eine Schande, wie die teuren Hemden in der Wäscherei zugerichtet worden sind.«
    So war das also. Hinterher hatte Anna erfahren, daß Till zwei Mark mehr die Stunde bezahlte, er hatte sich bei der Putze über seine Frau ausgekotzt, die es zuließ, daß ihrem Mann die teuren Hemden in einer Hemdenpresse ruiniert wurden, dabei hatte sie Zeit genug, sie hatte nicht mal ein Kind zu versorgen, so ungefähr dürfte es gewesen sein. Till war ein Stinkstiefel, und die treue Hausperle zog mit. Anna hätte sich sonstwohin beißen können, daß sie der Frau soviel zugesteckt hatte, zuletzt noch den roten Wintermantel, der war praktisch neu. Anna hatte ihn fast nie getragen, weil dieses Rot nicht ihre Farbe war. Im vorigen Winter hatte sie ihn in einer Anwandlung von Trotz gekauft, als Till ihr diese Szene wegen dem vergessenen Roastbeef servierte. Grelle Farben waren ihm ein Dorn im Auge, damit hatte sie es ihm heimzahlen wollen, was kindisch war, zumal da sie selbst unter der Farbe gelitten hatte.
    Nun kam Regina also nur noch einmal die Woche, um exklusiv seinen Dreck zu beseitigen. Gelegentlich fegte Anna etwas von ihrem Dreck zusammen und kippte es bei ihm hin, es war

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