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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Zeitung verheiratet, er hing an seinem Trott, daran würde auch Ramona nichts ändern.
    Anna hatte sich die Idylle dort gegenüber oft genug ausgemalt, den zu knalligen Morgenrock und das enge Zimmer. Diese Ramona mußte ihr birnenförmiges Becken schon kräftig schwenken, um das auszugleichen. Eng und grell und großgeblümt, das war nicht sein Stil, soviel stand fest.
    »Sprichst du mit mir?« fragte Anna.
    »Mit wem sonst?«
    »Du hast ja Auswahl genug. Oder irre ich mich? Reden wenigstens kannst du doch noch mit deinen Herzensdamen.«
    »Wir reden von deiner lächerlichen Vorstellung bei unserem Bäcker.«
    »Ich brauche Geld.«
    »Du hast über zweieinhalbtausend im Monat. Nur fürs Fressen und deine Klamotten.«
    »Du wirst gewöhnlich.«
    »Du bist gewöhnlich.«
    »Bist du sicher, daß du mich meinst und nicht die da?« Anna stippte den Daumen Richtung Fenster. Drüben brannte Licht, ob sie auf ihn wartete?
    »Laß Ramona aus dem Spiel. Im Gegensatz zu dir hat sie keinen, der ihr den Hintern nachträgt. Sie ist eine patente Person. Und eine richtige Frau.«
    »Ja, Papi.« Anna wußte, daß es ihn treffen würde, er in einem Atemzug mit diesem Horrorkind. Es war auch hinterfotzig von ihm gewesen, sie mit dieser Person zu vergleichen, Bilanz negativ. Seine sah nicht besser aus, dafür würde sie sorgen.
    »Selbst das hast du nicht geschafft. Du hättest ein Kind von mir haben können. Es lag nicht an mir.«
    Er war ein Arsch! Eitel, theatralisch, hohl, sie sollte jubeln, eigentlich sollte sie jubeln. Eine Zeitlang hatte sie davon geträumt, ein Kind zu haben, aber dann hatte es ihr Angst gemacht zu beobachten, wie schnell die Illusion verloren ging. Ringsum hatten sie Kinder bekommen und laut gejubelt, die Männer hatten ihren Frauen beim Pressen den Rücken massiert und das Neugeborene abgenabelt, »es war das absolut größte Erlebnis meines Lebens«. Es war eine neue Generation von Vätern und Müttern, alles wurde geteilt, aber nach ein paar Monaten war das Neue futsch, und Anna hatte keinen Unterschied mehr sehen können zu früher. Die Mütter waren genervt und verblödeten, während er sich spreizte und vorankam. Die Vaterrolle war eine Sonntagsrolle, und sie hatte keine Lust gehabt, allein mit bekackten Hosen und Schniefnasen und Wutanfällen und einem Chaos aus Bauklötzen zurückzubleiben. Sie hatte einfach nichts dafür übrig, auf dem Boden herumzukrauchen.
    Sie sah ihn an, wie er da vor ihr stand, es war, als hätte sie ihn seit Jahren nicht mehr richtig angesehen. Nichts, was sie an den Mann vor rund zwölf Jahren erinnerte, in den war sie verknallt gewesen, eine Mischung aus Gediegenheit und Power, er war schon damals sehr zielstrebig gewesen. Er hatte ihr mit Karacho den Hof gemacht, dagegen waren die coolen Typen, die ihre Schwester von der Uni angeschleppt hatte, ein Nichts. Sie hatte es auch rührend gefunden, daß er so bald vom Heiraten sprach, ein kuscheliges Gefühl und sehr romantisch. Nicht einmal Marie hatte es geschafft, ihr das auszureden: »Er will dich wie einen Porsche besitzen, zum Porsche reicht’s noch nicht, deshalb nimmt er dich!« Es waren die Sprüche einer Frau gewesen, die dreißig wurde und noch solo war, eine, die ihren Notstand als freie Wahl deklarierte. Anna verharrte bei der Zahl dreißig. Sie selbst war fünfunddreißig, zu alt, um einen Job als Reiseleiterin zu bekommen, und zu alt, um noch einmal ganz von vorn anzufangen, mit Verliebtsein und Kind und einem Mann, der’s wert war. Till war’s nicht wert, er war ein Blender.
    »Lieber ließe ich mich von einem Rehpinscher schwängern als von dir«, sagte sie.
    »Nur zu«, sagte er. »Ein Rehpinscher wäre genau dein Format.«
    »Klipp-klapp«, sagte sie und klappte, während sie sprach, die Finger hoch und wieder ab. Sie beobachtete, wie er dabei zusammenzuckte, es schien so etwas wie ein Pawlowscher Reflex bei ihm zu werden. »Rehpinscher sind vergleichsweise agile Tierchen«, fügte sie hinzu.
    »Es soll Frauen geben, die morgens mit durchgeschnittener Kehle nicht mehr wachgeworden sind.«
    »Dir würde keine etwas durchschneiden. Es lohnt nicht.« Sie kicherte, das genügte. Allmählich konnte sie sogar auf das Klipp-Klapp verzichten, er wußte auf Anhieb, was gemeint war. Es war ein Glück, daß er keiner von der brutalen Sorte war, das war einfach nicht sein Vokabular, vermutlich war er selbst dazu zu schlapp. Es hatte Situationen in dieser Ehe gegeben, in denen Anna sich gewünscht hatte, daß er sie

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