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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Wenn sie überhaupt kam. Ob seine Uhr richtig ging? Till sah sich nach einer Uhr in der Hotellobby um. Gleich zwölf.
    Ganz kurz dachte Till an Anna. Es wäre ihm lieber, nicht schon wieder an sie denken zu müssen. Sie waren seit zehn Jahren verheiratet, im Mai wurden es elf Jahre, und Anna tat alles, um nichts davon übrigzulassen. Nicht einmal das Geld brachte sie zur Vernunft. Sie war eine Tagträumerin. Anna im schwarzen Talar, Rächerin der Schwachen und Geknechteten, so hatte sie sich wohl gesehen. Jetzt war es Essig mit der Karriere als Staranwältin, er hatte es ihr prophezeit. Er durfte weiter zahlen. Zahlen durfte er. Kein »Danke!« und kein Entgegenkommen, nichts. Wie sie die Hand aufgehalten hatte, »a propos Geld«, das war eine unglaublich dreiste Geste gewesen, fast so dreist wie ihr Auftritt bei der Betriebsfeier. Ob Anna mit dem Nüssli …?
    »Unser Herr Nüssli hat wieder ein neues Opfer«, hatte Anette gesagt, »wer ist die Lady?« Als sie das fragte, war sie für Till aber noch Frau Schmucker gewesen, er hatte sie gerade zum Tanzen aufgefordert, es war ein langsamer Walzer.
    »Meine Frau«, hatte Till geantwortet. Anette hatte das nicht wissen können. Sie ging ungern zu Betriebsfeiern, sie war später gekommen, da hatte Anna schon neben diesem notorischen Fremdgänger gesessen. Der ließ keine Sekretärin und nicht einmal die heißen Tips in den Hotels aus. Anna hatte ihn unmöglich gemacht, so oder so …
    »Es tut mir leid. Sehr leid«, hatte Anette Schmucker gesagt, und dabei hatte sie ihm sehr lieb über die Wange gestreichelt, sehr, sehr lieb, es war genau der Moment gewesen, in dem Till anfing, sie als Frau zu sehen. Er hatte sie ja vorher kaum gekannt, ab und zu ein paar Worte übers Geschäft, sonst nichts. Frauen wie Anette verstanden es, auf Distanz zu bleiben.
    »Danke. Wir leben getrennt, aber trotzdem …« Till hatte ihre Hand genommen und die Lippen auf die weiche Haut an der Innenseite gelegt, es war ein Handkuß gewesen, aber sehr intim. Ihre Haut hatte nach einem Parfüm geduftet, das er nicht kannte, obwohl er etwas davon verstand, er hatte auch jahrelang das richtige Parfüm für Anna ausgesucht. Es machte ihn wild, wenn Anna mit irgendwelchen billigen Cremes und Body-Lotions ankam. Er hatte versucht, ihr klarzumachen, daß sie ihre Kosmetika aufeinander abstimmen mußte. »Hallo, Markenhai, schnupper mal!« Anna hatte ihm ein Porzellantöpfchen hingehalten, sie hatte den Namen zugehalten, aber das Design war unverwechselbar. »Payot«, hatte er gesagt, und sie hatte sich ausgeschüttet vor Lachen. »No name aus dem Drogeriemarkt, ich hab’s umgefüllt.« So war Anna, genau so! Anette hatte jedenfalls einen sehr edlen Duft verströmt, später hatte sie ihm verraten, daß sie einen Parfümeur kannte und sich ihre eigene Duftnote komponieren ließ, das paßte zu ihr.
    »Störe ich?«
    »Wie?« Till fuhr hoch, es wurde aber nur ein Hochrucken daraus, weil dieses Polsterding ihn gefangen hielt. Er kam sich dämlich vor, als er sekundenlang mit gewölbtem Rücken und den Steiß noch im Sessel auf die Streifen von ihrem Hosenanzug sah, feine senfgelbe Streifen auf schwarz, die Bluse war auch senfgelb. Endlich stand er: »Entschuldige!«
    »Diese Sessel sind tückisch.« Sie lachte, erleichtert stimmte er ein.
    »Ich habe gerade von dir geträumt«, sagte er.
    »Schwindler!«
    »Ehrlich. Ich habe von deinem Duft geträumt, du riechst unglaublich gut.« Till sah sich um, ob es irgendwo in dieser Lobby auch einen Blumenstand gab, er hätte ihr jetzt eine Rose schenken mögen, oder einen ganzen Busch Rosen. Aber leider gab es keinen Blumenstand, nur eine Art Tropengarten, in den Volieren dort kreischten Aras, davor ragte als Meeting-Point eine Fernsehsäule, und hintendurch war ein Kiosk mit Zeitungen und Souvenirs, sonst nichts.
    Anette war ihm mit den Augen gefolgt. »Wie Hollywood«, bemerkte sie.
    »Wir müssen nicht hierbleiben«, sagte Till. Natürlich war dieses Ambiente mit viel Messing und den tropischen Pflanzen und dem dunklen Holz sehr aufgesetzt, er hätte doch besser im »Vier Jahreszeiten« buchen sollen.
    »Nein, nein, ich finde es amüsant«, widersprach sie.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Sie stand da, ihren Koffer hatte sie neben der Sitzgruppe abgestellt, und er stand neben ihr und sah sie an. Sie hatte wirklich Klasse.
    »Ich würde mich gerne etwas frisch machen.«
    »O ja.« Er griff nach ihrem Koffer, sein Gepäck hatte er schon hochgebracht. Er hatte es nur

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