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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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daraus eine Verführungsszene zu bauen, gerade das war so reizvoll. Es war ein Gerücht, daß Männer auf künstliche Hasch-mich-Posen abfuhren, für ihn wenigstens galt das nicht. Es gab nichts Köstlicheres, als fremdes Terrain selbst zu erobern. Es gab Till das Gefühl, voll da zu sein. Er sah an sich hinab, es war ihm, als müßte er gleich explodieren.
    »Mein Herr«, sie schlug die Bettdecke für ihn auf. Sie selbst lag schon dort, das Bettzeug war weiß und seidig, das mochte er auch. Zu Hause hatten sie noch sehr viele Bezüge mit Muster, die meisten hatte seine Mutter ihnen geschenkt, und Anna war wohl nie auf die Idee gekommen, etwas Besseres zu kaufen, sie hatte sowieso ein gewisses Phlegma an sich, das einen Partner verrückt machen konnte. Außer im Bett, da spielte sie gerne die wilde Hummel, das wiederum machte ihn ab, es würde jeden Mann abmachen, außer vielleicht einen Nüssli, aber der würde sogar noch ein Tischbein vögeln, wenn es rund geformt war, der Typ war ein Allesbumser.
    »Hallo!« Die Bettdecke bewegte sich vor seinen Augen, hin und her, kühle Luft fächelte auf ihn zu.
    Till sah auf das Gesicht vor sich. Er sah die kurzen blonden Haare und die kleinen Brüste, leicht nach außen schielend, das kam von dem nach hinten gelehnten Oberkörper. Anette lag in das Kissen gestützt und sah ihn an.
    »Du«, sagte er. Sie hatte viel Geduld mit ihm. Er beugte sich über sie. Es war eine Offenbarung, diese kühle Haut zu berühren und zu spüren, wie sie geschmeidig wurde. Er glitt mit der Hand und schließlich mit dem Mund über ihren Hals und die Brüste hinab zu dem flachen Bauch. Sie war sehr muskulös, seine Lippen fanden Halt auf dieser Haut, die glatt und doch strukturiert war. Till küßte Anettes Hüften und zuletzt ihren Schoß, die blonden Härchen sahen sehr lieb aus. Anna war dunkel gelockt, dieses dunkle Gekringel hatte etwas Aggressives. Er hatte sie nie dort geküßt, obwohl sie es gewollt hatte. Nun spreizte er sanft die Schenkel der Frau und begann sie zu lecken. Sie wurde naß und gab leise Laute von sich. Sie wartete auf ihn. Er schaffte es noch eine Weile, sich zurückzuhalten, aber dann konnte er nicht mehr. »Sag mir, wenn ich kann«, und sie sagte nur »ja«. Es war, als ob er wegtauchen würde …
    Sie streichelte ihm über den Nacken, dann drehte sie sich zur Seite, ihr Körper streckte sich kurz und rollte sich dann zusammen. Er streichelte über ihren Rücken, aber sie rührte sich nicht. Sie war eingeschlafen. Es war die erste Frau in Tills Leben, die hinterher nicht endlos gestreichelt werden wollte. Sie war sogar fähig, die Erschöpfung eines Mannes und sein Bedürfnis nach Ruhe zu teilen. Seltsamerweise wäre er in diesem Moment bereit gewesen weiterzumachen. Es dauerte eine Zeitlang, bis er auch einschlafen konnte.
     
    »Anna!« Eine Hand hatte ihn berührt, er lag im Bett, die Hand hatte an seiner Schulter geschüttelt. Es war die Bewegung, mit der Anna ihn jahrelang geweckt hatte.
    »Ich bin Anette.« Sie stand angezogen neben dem Bett.
    »Verzeih!« Er war noch benommen. Er griff nach ihrer Hand.
    »Übrigens, deine Frau hat eben angerufen.«
    »Was? Hier?«
    »Wo sonst?«
    »Es ist mir unbegreiflich.«
    »Du solltest für klare Verhältnisse sorgen. Ich liebe so etwas nicht.«
    »Aber sie weiß Bescheid.«
    »Es hörte sich nicht so an.«
    »Ich rede mit ihr.«
    »Tu das! Und jetzt habe ich Hunger.«
    »Natürlich.« Er sah auf den Radiowecker, gleich sieben. Er hatte an ein romantisches Dinner gedacht, das war heute mittag gewesen. Hoffentlich war jetzt nicht alles vorbei, sie sah sehr kühl aus. Er hätte Anna umbringen können.

Die Doppelrolle
     
    Anna hatte sich aufgerafft und war zum Markt geradelt. Jeden Dienstag und jeden Freitag war Markt, früher war sie regelmäßig dort gewesen. Till aß mittags zwar in der Kantine, trotzdem hatte er gemosert, wenn es abends nur Brote gab. Sie hatte meistens noch einen frischen Salat oder eine Kaltschale dazu gemacht, etwas Gesundes jedenfalls. Jetzt lebte sie schon wochenlang von Müsli und Konserven, das typische Single-Syndrom. Deshalb war sie an diesem Dienstag losgeradelt. Sie kaufte eine Gurke, zwei Paprikaschoten, einen Kopf Frisee, Radieschen, Kresse, zwei Stangen Chicoree und ein Bund Frühlingszwiebeln. Sie hatte schon bezahlt, als ihr klar wurde, daß sie aus alter Gewohnheit für zwei eingekauft hatte.
    Sie hängte den Korb an ihr Rad. Nicht mit mir, dachte sie, eher schmeiße ich die Hälfte weg!

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