Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
Vom Netzwerk:
diese Art, du auch?«
    »Ja, ja, die Hanseaten sind ein Völkchen für sich.« Till wußte wirklich nicht, was er sonst sagen sollte. Er kannte wenige Hamburger persönlich, und offen gestanden war ihm der perfekte Service in einem First-class-Lokal lieber als die leicht knurrige Art dieser Originale. Hoffentlich stimmte wenigstens das Essen.
    Anette hatte frische Büsumer Krabben und einen Salatteller bestellt, er nahm auch die Krabben und außerdem geräucherte warme Entenbrust; mit Salat hatte er es nicht. Anna hatte jahrelang versucht, ihn von diesem gesunden Zeug zu überzeugen, ihr zuliebe hatte er mitgehalten, aber das war nun vorbei.
    Till sah sich um, links saßen drei Herren, Vater und Söhne, alle drei Rechtsanwälte und stinkreich, das hörte Till schnell heraus. »Heute nehme ich wieder den Lobster«, sagte der eine, und der andere fragte nach der Kalbsleber auf jungem Lauch vom Vortag, »zart wie …«, das letzte Wort kam geflüstert. Der Kellner hustete seehundmäßig, es sollte wohl ein Lachen sein, als die drei gingen, nickten sie in Anettes Richtung.
    »Kennst du die auch?« fragte Till.
    »Sie sind Stammgäste.«
    »Und haben Geld wie Heu. Der Jüngste hat pausenlos von seinem Kajütboot geredet.«
    »Es ist eben sein Hobby. Es ist eine gute Familie.«
    Till sah Anette von der Seite an. Das Thema war für sie beendet, sie hatte eine unglaublich souveräne Art, mit den Dingen umzugehen, egal ob es um viel Geld oder um Gourmettempel oder um die Hobbys irgendwelcher Patrizier ging. Anette hatte diese gewisse Leichtigkeit, Anna wurde immer gleich spitz, sie hatte eine spitze Zunge. Ihr Bild blendete Anette sekundenlang aus. Er sah Anna in ihrem Stoffetui vor sich, das aufreizender gewesen war, als wenn sie splitternackt gegangen wäre. Ob sie wirklich die Beine für seinen Chef breit gemacht hatte? Sie war die Treppe hinunter und dann er, unten waren nur die Toiletten und eine Art Keller. Zwanzig Minuten waren sie weggeblieben, er hatte auf die Uhr gesehen.
    »Die Rechnung«, sagte der Kellner. Till konnte sich nicht erinnern, ihm deswegen Bescheid gesagt zu haben. »Hören Sie, die Dame wünscht vielleicht noch ein Dessert.« Da legte Anette eine Hand auf seinen Unterarm. »Es ist in Ordnung, ich habe ihm einen Wink gegeben. Du schienst wieder in Gedanken zu sein.«
    »Verzeih!« sagte Till. Daran war auch Anna schuld. Aber er würde sich diese beiden Tage nicht von ihr verderben lassen, sie hatte genug zerstört. »Ich will mit dir ins Hotel«, flüsterte er Anette ins Ohr. »Auf ein Mittagsschläfchen?« fragte sie. Sie hatte wirklich Klasse, sie war die Frau, die ein Mann wie er brauchte.
     
    »Möchtest du mir helfen?« Anette stand vor dem deckenhohen Ankleidespiegel und nestelte am obersten Knopf ihrer Bluse, die im Rücken geschlossen wurde.
    »Wenn ich darf.« Till trat hinter sie, er war sich nicht sicher gewesen, wie er diese Szene beginnen sollte. Sie war nicht der Typ, den man mit stürmischen Küssen überfiel. Ob sie sich selbst auszog? Er hatte ihr schon einen Champagner anbieten wollen, er hätte auch gern etwas getrunken, sein Hals fühlte sich trocken an. Aber dann müßte er den Zimmerservice bestellen, in der Mini-Bar war nur der übliche Piccolo, er wußte nicht, ob es ihr recht war, wenn der Kellner hochkam. Er saß in der Klemme, bis sie ihn bat, ihr zu helfen.
    Er sah sich hinter ihr im Spiegel, groß und schlank. Er beobachtete sich dabei, wie er Knopf für Knopf aus den Knopflöchern drückte. Es war eine sagenhaft feine Art, das Liebesspiel zu beginnen. Als er den letzten stoffbezogenen Knopf geöffnet hatte, fiel die Bluse nach vorn, und sie drehte sich zu ihm um. Sie trug eine Art Corsage, die knapp um ihre Brüste und ihre Taille saß, glatt und ohne irgendwelche Extras, nur edles Material. Sie war eine Frau ohne Schnickschnack, er ließ die Augen an ihr hochgleiten. Die nicht einmal daumenlang geschnittenen Haare modellierten perfekt ihre Kopfform. Sie hatte für eine Frau einen sehr runden Hinterkopf und sehr gerade Schultern, bei den meisten Frauen fielen die Schultern und der Hinterkopf flach ab. Till spürte, wie er steif wurde, plötzlich reizte es ihn ungemein, diese kühle und makellose Form zu durchbrechen. »Ich will dich«, sagte er, es klang rauh.
    »Ich merke es«, antwortete sie, und sie gingen beide hinüber zu dem King-Size-Bett. Er zog sich aus und sie auch, sie stieg in fließenden Bewegungen aus den restlichen Kleidern. Sie hatte es nicht nötig,

Weitere Kostenlose Bücher