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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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darauf lief es hinaus. »Ich liebe das nicht, bring das in Ordnung«, hatte sie zu ihm gesagt. Und sie selbst? Er liebte das auch nicht.
     
    Am nächsten Morgen wurden sie ausgeschifft und zum Bahnhof gefahren. Die Rhein-Kreuzfahrt für Schlemmer war zu Ende. Im Intercity nach Köln wurden belegte Brote, Äpfel und Schokolade verteilt.

Aktion Familiensinn
     
    »Er hat eben angerufen.«
    »Im Laden?« fragte Anna zurück. Andrea hatte ihr erzählt, daß Till es vermied, in der »Blume« anzurufen. Die Besitzer der »Blume« kannten Till schließlich. Ihn und Anna.
    »Ja, hier im Laden«, bestätigte Andrea.
    »Und?«
    »Er hat gesagt, er hätte viel zu tun. Aber er meldet sich wieder.«
    »Viel zu tun – das hat er gesagt?«
    »Genau so hat er es gesagt.«
    »Dann bleibt es bei heute abend?«
    »Um sechs an der Haltestelle«, bestätigte Andrea. Sie hatte die Stimme gesenkt. »Tschüs!«
    Verfolgungsjagd per Straßenbahn, dachte Anna. Keine von ihnen besaß ein Auto, Ramona nicht und Andrea nicht und sie selbst nicht. Sie waren ein seltsames Trio. Drei Rivalinnen, die sich zusammentaten, weil Till sie alle drei betrog. Sie wollten ihn erwischen und überführen. Und dann? »Hexensabbat«, Anna sagte es laut vor sich hin und wiederholte es, das Wort hatte etwas Magisches. Sie wirbelte durch das Zimmer und vergaß völlig, daß ihre Knie noch schmerzten. Es war ihr sogar egal, daß Till sich zuerst bei seiner Geliebten zurückgemeldet hatte. Bei einer von ihnen, Andrea war ihr sowieso die sympathischste.
    Es war Zufall, daß sie durchs Fenster beobachtete, wie Till gegen Mittag im Haus gegenüber verschwand. Anna sah auf die Uhr und behielt die Straße im Auge. Als Till wieder herauskam, war es fünf vor zwei, er war über eine Stunde bei Ramona geblieben. Anna wartete vergeblich auf das Geräusch seines Schlüssels im Türschloß, sehen konnte sie ihn nicht mehr, weil sie rasch nach oben in ihr Zimmer gelaufen war. Er sollte nicht glauben, daß sie auf ihn wartete. Aber sie hörte nichts. Er kam nicht nach Hause.
     
    Nachmittags rief Tills Mutter an.
    »Till ist noch nicht da«, sagte Anna sofort. Sie hatte ewig lange nicht mit Juliane gesprochen. Sie rechnete zurück bis zu Tills Geburtstag, über zwei Monate war das her.
    »Natürlich ist er noch nicht da«, sagte Juliane. »Ich wollte dich sprechen.«
    »Mich?«
    »Was ist so seltsam daran, wenn ich mit meiner Schwiegertochter reden will?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Mit mir? Ja, mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Und was ist mit Ostern?«
    »Ostern?«
    »Es ist doch etwas mit dir.«
    »Nein, nein. Also, was ist mit Ostern?«
    »Das will ich von dir wissen. Ihr kommt doch Ostersonntag?«
    »Frag besser Till.«
    »Ich frage dich.«
    »Okay.«
    »Also ja?«
    »Ja.« Anna schwitzte. Es war die Sorte Schweiß, die klebte und sauer roch, über die man mit viel Seife rubbeln mußte und der doch durchkam, zuletzt hatte sie so im Examen geschwitzt. »Scheiße«, sagte sie, sie hatte sich einwickeln lassen. Die heilige Familie! Sie sah sich schon brav und lieb dasitzen, Till würde triumphieren. Oder doch nicht? Sie könnte es umdrehen, oberhexenmäßig, dann würde er schwitzen. Männer, die nicht wissen, wo sie dran sind, schwitzen Blut und Wasser.
     
    »Hat er sich bei dir gemeldet?« Anna hatte kurzentschlossen Ramonas Telefonnummer eingetippt, sie traute dieser ledigen Mutter nicht über den Weg. So eine suchte gleich doppelt, einmal für sich und einmal fürs Kind.
    »Till?« Ramona tat, als könnte sie sich kaum auf den Namen des Mannes besinnen, der noch eben bei ihr gewesen war.
    »Natürlich Till.«
    »Nein, bis jetzt nicht.«
    Lügnerin! »Jedenfalls ist er zurück. Die Verfolgungsjagd kann beginnen.«
    »Vielleicht geht er gar nicht zu dieser Frau.«
    Hättest du wohl gern, dachte Anna. »Wir werden es erleben«, sagte sie laut. »Denk dran, um sechs an der Haltestelle.« Diese Ramona war link, Anna hatte es geahnt. Ramona war eine, die aus dem Frauenpakt ausscherte, sobald Till mit dem Finger schnippte. Sie träumte von einem Revival.
    »Frauen können Opfer und Täter sein«, Anna fiel dieser Satz ein, er kam von einer Feministin und bezog sich auf männliche Gegenspieler. Aber es konnte auch anders laufen, von Frau zu Frau. Anna würde nicht als Opfer übrigbleiben, das schwor sie sich.
     
    »Hallo, geliebte Schwägerin.«
    Anna lachte, es war ein Reflex. Sie mochte ihren Schwager Julius und dieses Spielchen zwischen

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