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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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Haus.«
    »Unser Haus«, korrigierte Anna. Im Güterrecht kannte sie sich aus. Sie hatten keinen Ehevertrag, also gehörte der in der Ehe erworbene Zugewinn ihnen beiden, auch das Haus.
    »Davon träumst du. Das Haus läuft auf meinen Namen, und belastet ist es auch bis unter die Dachsparren, du wirst dich wundern.«
    »Wenn das wahr ist …«
    »Es ist wahr.«
    Anna sah auf die Unterhosen in seiner Hand. »Das nächste Mal gebe ich mich nicht mit deinen Dreckshosen zufrieden.«
    »Du bist scharf drauf, was?« Till rieb sich über seinen Hosenstall, tatsächlich verspürte er ein Pochen. Ihr Gesicht war zum Totlachen. Eine Schwanzlutscherin, seinen kriegte sie nicht, nicht zum Abkauen und nicht zum Abschnippeln. Sie war verrückt, genau das war es, sie war komplett durchgedreht. Er begann, das Gerümpel vor seinem Zimmer mit beiden Händen wegzuschaufeln, bis er hineinkonnte, dann knallte er die Tür hinter sich zu. Er wartete, bis auch Annas Tür nebenan sich schloß. Er mußte noch einmal nach unten, er brauchte etwas zu trinken. Er nahm sich eine Flasche Cognac aus der Bar, das Telefon klemmte er sich unter den Arm. Es war das erste Mal, daß er Cognac aus der Flasche trank.
     
    Till hatte keine Ahnung, wie spät es war, als das Telefon klingelte. Er hatte das tragbare Gerät gleich neben sich liegen, trotzdem griff er zweimal vergeblich danach. Er wußte auch nicht, wieviel er getrunken hatte. Der Cognac schmeckte ihm nicht, aus der Flasche schon gar nicht, trotzdem hatte er weitergetrunken. Alles hatte sich gegen ihn verschworen. Endlich bekam er das schwarze Ding zu fassen. Als er den Hörer aufklappte, knirschte die Feder, das Scheißding würde es auch nicht mehr lange machen. »Ja?« meldete er sich. Er hatte eine üble Laune.
    »Till?«
    »Wer sonst?« brummte Till zurück. Er hatte die Stimme erkannt, es war sein Bruder. Er hatte keine Lust, mit seinem Bruder zu reden.
    »Du hast eine Frau, erinnerst du dich? Heute mittag hat sie sich am Telefon gemeldet.« Julius räusperte sich. »Mit unserer Mutter habe ich übrigens auch telefoniert.«
    »Aha!« Wichtigtuer, dachte Till. Macht einen auf heilige Familie. Er hangelte nach der Flasche. »Prost!« Er trank hastig, der Cognac brannte auf seinem Kinn, es war ein Mistzeug. Es sollte eine ordentliche Marke im Haus sein.
    »Bist du besoffen?« Wieder Julius. Was ging das den an, ob er soff? Till nahm noch einen Schluck, gurgelte, rülpste. »Was schert’s dich?«
    »Besauf dich, aber laß Anna in Ruhe. Sie hört sich nicht gut an.«
    »Ich laß sie in Ruhe, wenn mir danach ist. Ich sag dir rechtzeitig Bescheid, falls ich sie abgebe. Du kriegst Familienrabatt …«
    »Du bist ein Schwein.«
    »Nur kein Neid.«
    »Worauf sollte bei dir einer neidisch sein?«
    »Du kennst das Leben nicht, kleiner Bruder. Ich kenn’s. Große Titten, kleine Titten, junges Fleisch und reifes, man muß zupacken. Du hast Kindergeschrei und ein Muttertier am Hals, deshalb bist du scharf auf Anna.«
    »Laß Anna aus dem Spiel.«
    »Das ist mein Part, Junge.«
    »Nicht nur deiner. Sogar Mutter ist schon mißtrauisch. Sie will wissen, was mit Ostern ist.«
    »Scheiß drauf!«
    »Ich werd’s Mutter ausrichten.«
    »Den Teufel wirst du tun.«
    »Du mußt dich schon entscheiden.«
    »Was hat Anna gesagt?«
    »Wenn du sie höflich bittest, wird sie mitspielen.«
    »Aktion Familiensinn, wie?«
    »Exakt.« Julius hatte aufgelegt, und Till saß auf dem schmalen Gästebett und stierte in die Cognacflasche. Scheiße! Es gab Sachen, die konnte man tun, aber sie durften nicht publik werden. Till war keiner, der auf die Familie pfiff. So war er nicht erzogen. Höchstens, wenn der Preis eine wie Anette wäre, für sie hätte er’s riskiert. Aber sie hatte ihn vorhin abblitzen lassen, nach zwanzig Minuten hatte sie ihn abgewimmelt. Sie waren alle gleich: Launisch, regiert von ihrer Fotze, nur daß Anette theoretisch schon aus dem Menstruationsgeschäft ausgestiegen war, schließlich ging sie auf die fünfzig zu. Für sie wurde es langsam Zeit. Natürlich hatte er bemerkt, daß sie ihre Haare färbte, sogar unten, sie kämpfte gegen die Zeit. Männer waren da besser dran. Till grinste. Er konnte sie alle haben: Alte und Junge. Wie diese jungen Dinger auf ihn abfuhren, das sagte alles. Erst Ramona und dann Andrea und dann ihre dumme kleine Cousine …
    Till hatte noch immer die Flasche in der Hand, sie war noch halb voll, aber er würde nichts mehr trinken. Er würde sich nicht unterkriegen lassen.

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