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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegrit Arens
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ihnen beiden. Aber der Wirbel mit Till hatte alles andere ausgeblendet. »Hallo«, sagte sie nur.
    »Geht’s dir gut?« fragte Julius.
    »So lala. Und bei euch? Wie geht’s bei euch?« fragte Anna zurück.
    »Das Übliche. Kindergartentasche verloren, Schnupfen, Badewannenterror, eine kaputte Barbiepuppe, ab und zu eine Verschnaufpause, und mein kreativer Höhepunkt ist der Entwurf für einen Joghurtbecher, für zwei Joghurtbecher, einmal Doppelrahm und einmal Halbfett. Beide angenommen, du darfst mir gratulieren.«
    »Gratuliere, du Ärmster.«
    »Viel schlimmer kann es bei dir also auch nicht sein.«
    »Wie kommst du darauf, daß es bei mir schlimm ist?«
    »Mutter unkt. Sie hat eben angerufen. Aktion Familiensinn.«
    »A ja.«
    »Also ist etwas dran?«
    »An mir wird das Ostereiersuchen nicht scheitern.« Anna wußte, welche Bedeutung die Liebolds solchen offiziellen Anlässen beimaßen, Geburtstage fielen auch darunter, und Weihnachten und Ostern sowieso. In zehn Tagen war Ostern.
    »Wird’s an Till scheitern?«
    »Weiß ich nicht. Frag deinen Bruder.«
    »Tu ich.«
    »Okay.« Anna klappte das Telefon zu. Heute hatte nichts geknistert, bis auf sein »geliebte Schwägerin« hatte Julius auch nichts in der Richtung versucht. Egal, dachte Anna, ihr war sowieso nicht nach Knistern. Es war schon witzig, wie die Liebolds auf einmal zusammenrückten: Aktion Familiensinn.
     
    »Ich glaube nicht, daß er zu ihr fährt. Wenn es sie überhaupt gibt«, maulte Ramona. Es war ihr anzusehen, daß sie lieber kehrtgemacht hätte.
    Vor zwei Tagen abends war Ramona ein Häufchen Elend gewesen, Anna sah sie noch vor sich, wie sie in der Haustür gestanden hatte. Mit zusammengefriemelten Haaren und ungeschminkt und zuletzt laut schluchzend, sie war eine hysterische Kuh.
    »Dafür sind wir ja hier«, sagte Anna laut, »um uns Gewißheit zu verschaffen.«
    »Die Straßenbahn«, rief Andrea dazwischen und stieg als erste ein. Anna wartete vorsichtshalber ab, bis Ramona eingestiegen war.
    Bis zu Tills Firma waren es nur fünf Stationen. »Ich hole mit Ramona ein Taxi, und du rufst an«, sagte Anna zu Andrea. Sie hatten verabredet, daß eine sich vergewissern sollte, ob Till noch im Büro war.
    Andrea kam mit wedelnden Händen aus dem Telefonhäuschen. Es sah aus, als ob sie sich verbrannt hätte. »Er war stinksauer, daß ich ihn in seiner heiligen Firma angerufen habe.«
    »Er ist also noch da«, stellte Anna befriedigt fest und instruierte den Taxifahrer: »Wenn ich es Ihnen sage, fahren Sie los, immer dem Mann hinterher, den ich Ihnen zeige. Aber unauffällig.«
    »Soll das ein Gag sein?« Der Taxifahrer drehte sich zu den drei Frauen im Fond um. Drei Verrückte, sagte sein Gesicht, hoffentlich drehen die Weiber mir nicht durch. Geheuer war ihm die Sache nicht.
    »Ein Gag«, bestätigte Anna. »Es geht um eine Wette.«
    »Na dann.«
    Sie warteten eine Viertelstunde, dann verließ Till endlich das Firmengelände. »Da, der silbergraue Wagen«, rief Anna. Der Taxifahrer startete. »Nicht zu dicht auffahren«, kommandierte Anna. »Schon gut«, brummte der Mann. »Aber auch nicht den Anschluß verlieren«, Anna zuckte zusammen, als ein Golf sich zwischen die beiden Fahrzeuge schob. »Ja, Chefin«, der Fahrer tippte mit der schräg gesetzten Hand an die Stirn, vermutlich wollte er sie verarschen, aber Anna war vom Jagdfieber gepackt, und die Anführerin war sie auch. Sie gab das Kommando, die anderen beiden saßen stumm rechts und links neben ihr.
    Der silbergraue Wagen vor ihnen verlangsamte weit oben auf der Dürener Straße. An einer freien Parkbucht rangierte er. »Halt!« flüsterte Anna und duckte sich hinter den Fahrersitz. »Macht dreiundfünfzig Mark und vierzig«, der Taxifahrer drehte sich um. Anna drückte ihm einen Fünfer und einen Fünfziger in die Hand, sie hatte den Tacho beobachtet und das Geld abgezählt bereitgehalten, »stimmt so.« Der Mann tippte sich erneut gegen die Stirn, »danke vielmals, die Dame«. Anna überschlug hastig, wieviel Prozent das Trinkgeld ausmachte. Till sagte immer, sie sollte mit fünf Prozent rechnen, und bei einem Superservice das Doppelte, aber nie mehr als zehn Mark. Egal, sie konnten sich jetzt nicht mit dem Trinkgeld für einen Taxifahrer aufhalten.
    »Kommt«, sagte sie.
    »Wenn Till uns sieht.« Ramona blieb stehen. Sie tat so, als ob sie ihre Strümpfe richten müßte, gebückt und in die entgegengesetzte Richtung gewandt.
    »Spinn nicht rum.« Anna gab ihr einen Schubs. Till war

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