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Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Zuckerpüppchen«, drohte sein erboster Kollege.
    Vicki hatte genug von diesen frauenfeindlichen Sprüchen und dem unerträglichen Machogehabe. Schlagartig war ihr der Appetit vergangen. Am liebsten hätte sie ihren Hintermännern einen Strick um den Hals gelegt oder ein Besteckmesser in den Rücken gerammt.
    Aber sie musste unbedingt ihre Aggression im Zaum halten. Unter keinen Umständen durfte sie einen Eklat provozieren und damit möglicherweise ihre Mission gefährden.
    Angewidert schob sie ihren Teller von sich. Als sie das mausgraue Tablett auf das Förderband stellte, wäre fast das halbvolle Wasserglas umgefallen, so sehr zitterten ihre Hände.
    Sie wandte sich um und beobachtete eine Weile mit hasserfülltem Blick die beiden Doktoranden. Sie überlegte, ob sie nicht versuchen sollte, den Namen dieser Widerlinge in Erfahrung zu bringen und Lotte zu bitten, sie ebenfalls auf die Todesliste zu setzen.
    Doch dann verwarf sie den Gedanken, schließlich geisterten gerade an einer naturwissenschaftlichen Universität unzählige dieser frauenfeindlichen Gestalten herum. Sie alle zu erlegen, wäre eh unmöglich gewesen.
    Außerdem waren ja auch viele von ihnen nur armselige Mitläufer, die nie in ihrem Leben zu den Schaltstellen der Macht vordringen würden. Dorthin, wo in abgeschotteten Männerzirkeln über die Karrierechancen von Frauen entschieden wurde, besser gesagt, wo sie verhindert wurden.
    Da war es doch bedeutend sinnvoller, sich nicht mit diesen armen Würstchen zu beschäftigen, sondern sich direkt um die Entscheider zu kümmern. Am effektivsten mit einem Teilmantelgeschoss.
    Von diesen Gedanken beschwingt, wanderte Vicki zurück zum Stadtpark, wo sie ihren Renault direkt vor der Kröckel’schen Villa abgestellt hatte. Einen Moment lang war sie versucht, nach Landstuhl zu fahren und ihren nächsten Anschlagsort in Augenschein zu nehmen. Doch das war keine gute Idee, zumal ihr Lotte strikt verboten hatte, sich auch nur in der Umgebung blicken zu lassen.
    Und mit Lotte durfte man sich nicht anlegen. Sie war schon in ihrer gemeinsamen Schulzeit die mit Abstand autoritärste, cleverste und coolste der unheimlichen Schwestern gewesen.
    Na ja, jede Gang braucht eben einen Anführer, der den anderen den Weg weist. Jeder Indianerstamm hat schließlich einen Häuptling, dachte Vicki, als sie ihren Twingo startete.
    »Scheiß Machosprache! Immer ist der Boss ein Mann!«, zischte sie derart geräuschvoll vor sich hin, dass eine ältere Dame, die gerade mit ihrem Hund den Bürgersteig entlangwackelte, stehenblieb und neugierig durch die halb heruntergelassene Seitenscheibe schaute.
    Vicki legte den ersten Gang ein und raste mit quietschenden Reifen los. Zu Hause fläzte sie sich auf die Couch und hörte Rockmusik. Die restliche Zeit bis zu ihrem nächsten Einsatz stöberte sie im Internet nach tagesaktuellen Presseartikeln über die heimtückische Anschlagserie, die seit Tagen die Pfalz in Atem hielt.
    Erfreut stellte sie fest, dass die Suchmaschine immer mehr Meldungen darüber ausspuckte. Sie druckte alle neuen Berichte aus und heftete sie zu den anderen an die Wand hinter ihrem Schreibtisch.
    Ich bin gerade dabei, richtig berühmt zu werden, jubilierte sie voller Stolz. Die Reputation, die mir diese Scheiß-Männergesellschaft all die Jahre über bewusst vorenthalten hat, heimse ich jetzt quasi mühelos ein.
    Zwar gehe ich mit meinen perfekten Morden nicht in die Literaturgeschichte ein, dafür aber garantiert in die Kriminalgeschichte. Ist doch auch ein Riesenerfolg, oder? Zudem habe ich immer noch die Option, aus meinem vernichtenden Amazonenritt ein richtig gutes Buch zu machen. Vielleicht wird es sogar ein Bestseller.
    Um 17 Uhr warf sie zwei weitere Tabletten ein. Anschließend vertiefte sie sich sicherheitshalber noch einmal in die Unterlagen, die ihre Schwestern für sie zusammengestellt hatten. Eigentlich überflüssig, denn Vicki hatte inzwischen den Text und die Ortsbeschreibung auswendig gelernt. Die Fotos des nächsten Opfers, seines Gartens und von der Umgebung seines Wohnhauses waren ihr schon mehrfach im Traum erschienen.
    Nach der Lektüre des kleinen Dossiers trank sie hastig ein Glas Wasser. Dann schnappte sie sich ihren Rucksack, in dem sich die zerlegte Waffe, die präparierten Wanderschuhe und ein Ansitzmantel befanden, und machte sich auf den Weg.
    Während der Autofahrt nach Landstuhl achtete sie pedantisch darauf, die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten. An dem ›Starenkasten‹

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