Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
nur?«
»Tja, wie gesagt, Frau Staatsanwältin: Auch nach den Hausdurchsuchungen bei Ihren ehemaligen Schulkameradinnen stehen wir leider noch immer vor einem Rätsel«, entgegnete Tannenberg in sachlichem Ton.
»Aber vielleicht können Sie uns ja bei dieser interessanten Frage weiterhelfen«, meldete sich Sabrina Schauß zu Wort. »Sie haben die beiden Frauen doch sehr gut gekannt.«
»Früher schon, ja«, bestätigte Agnes Rottmüller-Klomann. »Aber dann haben wir uns aus den Augen verloren.« Sie hob die Schultern. »Und bei unseren Treffen habe ich nichts an ihnen bemerkt, was auch nur annähernd auf solch eine Radikalisierung und Brutalisierung hingedeutet hätte.«
Die Witwe warf theatralisch die Hände in die Luft. »Also, ich bin nach wie vor völlig sprachlos und konsterniert angesichts dieser gravierenden Verdächtigungen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, weshalb die beiden es ausgerechnet auf meinen Mann abgesehen hatten. Petra und Maren kannten ihn doch gar nicht persönlich.« Sie räusperte sich und ergänzte: »Jedenfalls nach meinem Kenntnisstand.«
»Dann werden wir uns wohl alle damit abfinden müssen, dass wir dieses Rätsel möglicherweise nie werden lösen können«, meldete sich der Oberstaatsanwalt zu Wort.
»Folglich werden wir die Ermittlungsakte mit einigen dicken Fragezeichen versehen ins Archiv legen müssen«, fügte Willenbacher hinzu. Er seufzte erleichtert auf. »Aber die Hauptsache ist ja wohl, dass dieser fürchterliche Albtraum nun ein Ende hat.«
»Also, mein lieber Herr Oberstaatsanwalt, damit kann ich mich nicht abfinden«, stellte Tannenberg klar. Er machte eine ausladende Armbewegung über die am Tisch Sitzenden. »Und meine Kollegen auch nicht. Wir können diesen Fall leider noch nicht als abgeschlossen betrachten.«
»Ist ja auch in Ordnung so, Herr Hauptkommissar«, entgegnete der Polizeipräsident in altväterlichem Ton. »Ermitteln Sie in der Sache ruhig noch ein bisschen weiter. Zurzeit liegt in unserem Zuständigkeitsbereich ja nichts anderes vor. Ich muss sagen, dass es mich ebenfalls sehr interessiert, was tatsächlich hinter der Mordserie steckt.«
Der Oberstaatsanwalt zeigte seine Handflächen so, als würde er gerade mit einer Schusswaffe bedroht. »Okay, okay, Tannenberg, dann knien Sie sich eben noch einmal richtig rein in den Fall. Mir wäre es auch lieber, wenn wir der Öffentlichkeit ein schlüssiges Tatmotiv präsentieren könnten. Das würde die Bevölkerung beruhigen und ihr Vertrauen in die Ermittlungsbehörden stärken. Offen gebliebene Fragen sind nie gut für unser Image.«
Willenbacher erhob sich von seinem Stuhl, zog seinen Mantel von einer Stuhllehne und legte ihn sich über den Arm. »So, ich muss jetzt los zu meinem Termin.«
»Bitte gedulden Sie sich noch einen Moment«, bat der Leiter des K 1.
»Warum?«
»Ich möchte Ihnen noch ein allerletztes Foto zeigen.«
»Von mir aus«, erwiderte Willenbacher. Ein gehetzter Blick auf seine Armbanduhr. »Sie haben drei Minuten.«
»Bitte vier«, forderte Tannenberg. »Für jeden Toten eine Minute. So viel Zeit muss sein.«
Der Oberstaatsanwalt verzog abschätzig das Gesicht, verzichtete aber auf eine Bemerkung und nahm erneut Platz.
»Wieso rühren Sie eigentlich diesen köstlichen Apfelkuchen nicht an, Frau Staatsanwältin?«, fragte der Chef-Ermittler keck, für den der genervte Oberstaatsanwalt plötzlich nur noch Luft zu sein schien.
Tannenberg wies auf seine Sekretärin, die gerade an der Kaffeemaschine den Filter wechselte. »Schauen Sie mal, wie traurig Frau Flockerzie aus der Wäsche guckt. Bäckt voller Hingabe solch einen wunderbaren Kuchen und dann lassen Sie ihn einfach stehen.«
»Tut mir leid, aber ich kriege nichts runter. Mir ist das alles ziemlich auf den Magen geschlagen«, entschuldigte sich Agnes Rottmüller-Klomann. »Durchaus verständlich in meiner Situation, wie ich finde.«
Demonstrativ lud sich Tannenberg ein großes Stück des Apfelkuchens auf den Teller und schob sich eine überladene Gabel in den Mund. »Pardon, dass ich noch mal nachlege, aber ich habe seit 12 Uhr nichts mehr gegessen«, sagte er schmatzend.
»Sie müssen wissen, Frau Staatsanwältin, dass der arme Kollege Tannenberg spätestens alle drei Stunden etwas essen muss, sonst wird er unausstehlich«, behauptete Sabrina Schauß.
»Bei ihm ist es wie bei einem Baby«, ergänzte Petra Flockerzie schmunzelnd.
»Wirklich schade, dass Sie diesen köstlichen Apfelkuchen verschmähen«, schwärmte
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