Hexenschuss: Tannenbergs dreizehnter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
bedrohlich anschwoll, legte er nach: »Erste Frage: Haben Sie überhaupt irgendeinen Beweis für Ihre wilden Spekulationen?«
Der Leiter des K 1 setzte zu einer Antwort an, aber sein Vorgesetzter brachte ihn mit einer energischen Geste zum Verstummen.
»Zweite Frage«, schnauzte Schmelzer in einem Ton, der keinerlei Widerspruch duldete: »Wieso wurden weder der Herr Oberstaatsanwalt noch meine Wenigkeit über den gegen Frau Rottmüller-Klomann gerichteten unglaublichen Tatverdacht informiert?«
Willenbacher lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte herausfordernd die Arme. »Das würde mich ebenfalls brennend interessieren.«
»Um mit der letzten Frage zu beginnen …«, antwortete Tannenberg. »Um zu verhindern, dass die werte Frau Staatsanwältin durch einen blöden Zufall Wind von der Sache bekommt, mussten wir den Kreis der Eingeweihten so klein wie möglich halten.«
»Ach, Sie glauben also, wir beide hätten uns sofort mit einem Megafon auf den Balkon gestellt und Ihre wahnwitzige Theorie in die Stadt hinausposaunt?«, polterte Willenbacher. »Was bilden Sie sich eigentlich ein, Herr Hauptkommissar? Sie haben Ihre Kompetenzen bei Weitem überschritten!«
Dem Polizeipräsidenten war offensichtlich an einer Entschärfung des sich immer weiter zuspitzenden Konfliktes gelegen, denn er warf Willenbacher einen mäßigenden Blick zu. Mit abgesenkter Stimme fragte er den Leiter der Mordkommission: »Wie sieht’s denn mit stichhaltigen Beweisen aus?«
Wolfram Tannenberg antwortete nicht sofort. Er legte den Kopf in den Nacken und nagte auf der Unterlippe herum. Dann nahm er einen tiefen Atemzug und schaute Schmelzer mit traurigem Blick in die Augen.
»Na ja, das ist leider der wunde Punkt an dem Ganzen. Denn bis dato haben wir nichts, aber auch rein gar nichts, was unseren Tatverdacht so erhärten könnte, dass die Staatsanwaltschaft darauf eine Anklage aufbauen könnte«, gestand er zähneknirschend ein.
Der Ermittlungsleiter räusperte sich, kratzte sich am Hinterkopf und schob verlegen nach: »Aber ich bin guter Hoffnung, dass wir noch etwas finden werden, womit wir unserer trauernden Witwe die Verbrechen nachweisen können.«
Auf dem Gesicht der Staatsanwältin machte sich deutlich sichtbar Erleichterung breit. »Schön, dass Sie wenigstens einsehen, dass selbst Sie ohne Beweise niemanden überführen können«, höhnte sie.
Ihre Körperhaltung wurde selbstbewusst und angriffslustig, der Tonfall ihrer Stimme schneidig. »Merken Sie sich mal eins, Tannenberg«, fuhr sie ihn an. »Wenn man einen unbescholtenen Bürger, zumal einen Staatsanwalt, solch einem ungeheuerlichen Verdacht aussetzt, sollte man stichhaltige Beweise vorweisen können. Kann man das nicht, sollte man sich schnellstens in aller Form entschuldigen.«
Sie musterte ihn überheblich. »Selbstverständlich kann sich in unserem harten, stressigen Beruf jeder einmal total verrennen. Deshalb will ich auch großzügig über Ihre Entgleisung hinwegsehen und Ihnen verzeihen, schließlich werden wir die nächsten Jahre konstruktiv zusammenarbeiten müssen.« Ihre Miene verdüsterte sich. »Allerdings muss ich auf Ihrer Entschuldigung bestehen.«
Tannenberg seufzte tief. Nach kurzer Bedenkzeit nickte er, presste die Lippen zusammen und reichte ihr die Hand zum Friedensschluss. »Also gut, Frau Staatsanwältin, dann entschuldige ich mich hiermit in aller Form bei Ihnen für meine haltlosen Verdächtigungen.«
Agnes Rottmüller-Klomann merkte man an, dass sie diesem Friedensangebot nicht recht traute, denn als sie ihrem Kontrahenten zögerlich die Hand schüttelte, sondierte sie ihn skeptisch. Sie war sich anscheinend nicht im Klaren, ob es Tannenberg ernst mit seiner Entschuldigung meinte oder ob er sie gerade veralberte.
»Dann kann ich jetzt ja wohl gehen«, grummelte sie, schnappte sich ihre Handtasche und erhob sich. »Wissen Sie, dieses angebliche Arbeitskaffeekränzchen war gar nicht nach meinem Geschmack. Ich hätte mir wohl besser in der Stadt ein nettes Café gesucht.«
»Ihren Unmut kann ich sehr gut verstehen, Frau Staatsanwältin. Es tut mir aufrichtig leid«, säuselte der Leiter des K 1, der offenbar gerade noch eine weitere Handvoll Kreidepulver gefressen hatte.
Er stellte sich ihr in den Weg. Mit einer schnellen Bewegung zog er sein Handy aus der Jacke und drückte eine Taste. Als sie sich an ihm vorbeischieben wollte, drängte er sie in bewährter Ordnermanier ab.
»Was erlauben Sie sich?«, blaffte sie ihn
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