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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Cerim an, der auf dem Beifahrersitz kauerte, die Hände in den Ärmeln versteckt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Seine Nase machte bei jedem Atemzug ein schlürfendes Geräusch. Er musste Schmerzen leiden, doch er zeigte es nicht. »Das war doch megageil, oder etwa nicht?«
    »Ja«, gab er zurück und krümmte den Rücken, als könne er noch weiter schrumpfen und unsichtbar werden.
    »Dann will ich dich lachen hören! Lach endlich! Lach, sag ich dir.«
    Er lachte, schluchzte und wimmerte. Um dann erneut aufzulachen, jedes Mal, wenn sie ihm ihre Faust in die Rippen rammte und der Schlagring mit den Zacken seine Kapuzenjacke samt Haut zerfetzte und die ganze Seite blutig färbte.
    Endlich erreichten sie Hamburg. An der Helgoländer Allee, direkt hinter einem Reisebus, stellte Stella den
Wagen ab. Für heute Nacht waren die Jungs entlassen, die sich schnell in Richtung Landungsbrücken verzogen, von wo sie eine S- oder U-Bahn nehmen und heimfahren konnten. Stella hingegen hatte noch einiges vor.
    Sie wartete, bis ihre Begleiter außer Sicht waren, und schlenderte die Straße entlang. Weit musste sie nicht gehen. Der Hang zu ihrer Rechten und die Jugendherberge auf dem Hügel verschmolzen mit der Dunkelheit. Ab und zu beleuchteten die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos die Bäume und das Gebüsch, das an der Straßenseite wucherte. Doch Stella brauchte kein Licht, um den Weg zu finden. Hinter einem Baum kam ein zugemauerter Eingang des Luftschutzbunkers zum Vorschein. Sie steuerte darauf zu, doch ihr Ziel lag nicht hier. Sie kletterte den steilen Hang hinauf, fluchend, wenn Zweige ihre Netzstrümpfe zerrissen. Manchmal verfingen sich ihre Zöpfe im Geäst und zerrten an der Kopfhaut.
    Vor einem Anbau weiter oberhalb, der aus der Erde ragte und an eine Schießscharte erinnerte, blieb sie stehen. Stella ergriff die rostigen Metallbügel, die etwas hervorstanden, und zog mühelos die Betonplatte hoch. Der dunkle Schacht lockte in das Innere des Bunkers. Dieser Geheimzugang war erst vor einem Monat angelegt worden, und seine Verwirklichung hatte eine Herausforderung dargestellt. Denn die Hansestadt hatte die Stahltüren des Luftschutzbunkers zumauern lassen, nachdem diese vor einigen Jahren aufgebrochen worden waren. Irgendwelche Gestalten hatten das Versteck für Partys und Übernachtungen missbraucht. Das hatte die Stadtverwaltung
nicht weiter dulden wollen. Danach waren die Mauern nur noch einmal aufgebrochen worden, als ein Verein die Anlage in Begleitung des THW dokumentiert hatte.
    Hier zusätzlich einen Geheimgang anzulegen hätte jede Menge unnötiger Aufmerksamkeit geweckt, aber irgendwann würde der Zugang erweitert werden müssen. Um die Angelegenheit hatte sich der Erlöser persönlich gekümmert - denn der Ort stellte ein perfektes Versteck für ein Hauptquartier dar. Zugegeben, nach der Aktion hatte das Gedächtnis sehr vieler Menschen manipuliert werden müssen, damit diese sich nicht mehr daran erinnerten, aber was zählte das schon. Erstaunlicherweise war alles ohne Komplikationen verlaufen, was bei Stella eine noch tiefere Bewunderung für die mentalen Fähigkeiten des Messias ausgelöst hatte.
    Sie spähte in die Öffnung und freute sich, allein zu sein. Wie jeder Nachzehrer hasste sie enge Räume und Dunkelheit, weil sie in diesen Momenten immer an ihren ersten Tod denken musste. Daran, wie der Fluch sie im Sarg aufgeweckt hatte. Metertief unter der Erde, wo keiner ihre Schreie hören konnte, auch wenn sie imstande gewesen wäre, zu schreien. Bald kamen der Hunger, der sie wochenlang quälte, und die Angst, für immer in diesem Sarg zu stecken, jeder Bewegungsfreiheit beraubt. Und als sie glaubte, nichts mehr könnte diese Folter übertreffen, wurde es noch schlimmer. Denn sie begriff, dass die einzige Möglichkeit, diesem Zwinger zu entkommen und die Hungerqualen zu stillen, darin bestand,
die Lebensenergie desjenigen Menschen zu nehmen, mit dem sie auch nach ihrem Tod verbunden war. Ihre kleine Halbschwester. Nele, der sie einst versprochen hatte, auf sie aufzupassen und für sie zu sorgen. Der sie geschworen hatte, sie beide aus dem Waisenhaus herauszuholen. Stella erinnerte sich nur zu gut, wie sie gegen die Gier gekämpft und wie sie diesen Kampf verloren hatte. Wie sie als Wiedergänger in die Welt kam und kapierte, dass sie zu einer Ewigkeit ohne ihre Schwester, die für sie sterben musste, verdammt war.
    Stella verscheuchte die Gedanken und zwang sich, den Schacht zu passieren, um in

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