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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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richtig kennst?
    Doch es gelang ihr nicht, das Gefühl abzuschütteln, ihn trotz allem sehr gut zu kennen. Genauso wenig, wie es ihr gelang, ihre Trauer zu verleugnen. Auf irgendeine Weise war ihr Leben mit dem seinen verbunden. Als hätte er ihrer Existenz einen Sinn gegeben. Und jetzt war er tot, und sie wusste nicht einmal, woher all diese Gefühle kamen und was sie jetzt überhaupt tun sollte. Das Ziel, an das sie sich geklammert hatte, das ihr einen Weg in dem ganzen Durcheinander gewiesen hatte, war ihr mit seinem Tod genommen.
    Nur am Rande registrierte Ylva, deren Aufmerksamkeit ganz auf Finn ruhte, wie mehrere Personen in den Keller stürmten. Sie achtete nicht darauf - bis zu dem
Moment, als jemand sie an den Schultern packte und herumriss.
    Ylva keuchte. Sie blickte in das blasse Gesicht eines Mannes mit braunen Augen, deren kalter Glanz von eisiger Entschlossenheit zeugte. Ylvas Gefühl, vom Hauch des Todes umgeben zu sein, wuchs ins Unerträgliche. Da stand er, der personifizierte Tod, direkt vor ihr. Schmerzhaft bohrten sich seine Finger in ihr Fleisch. Mit einem harten Stoß wurde sie gegen eine Wand gedrückt. Ylva riss den Mund auf, um um Hilfe zu rufen, als der Mann seine Lippen auf die ihren presste und ihren Schrei schluckte.

Kapitel 4
    S tella sprang auf einen Audi A6, breitete die Arme aus und wirbelte um die eigene Achse. Die unzähligen afrikanischen Zöpfe flogen um ihren Kopf. Das Autodach knallte unter ihren Füßen, und das Geräusch hallte bis zu den umstehenden Häusern, deren nichtsahnende Bewohner schliefen.
    »Na, was denkt ihr, werden wir mit diesem Teil etwas mehr Glück haben?«, rief sie in einem Anflug von Euphorie. Der Zwischenfall kurz zuvor hatte sie enttäuscht, und seltsamerweise gab sie sich die Schuld an dem Fehlschlag. Schließlich hatte sie den Ort ausgesucht. Alles schien perfekt: Reinbeks Innenstadt, ein großer Wagen, der dem Feuerspiel geopfert werden sollte. Immerhin musste der Streich in die Nachrichten gelangen, um den Menschen das Gefühl von Sicherheit zu rauben. Denn verängstigte Menschen eigneten sich besser für das Ziel des Messias, welches allerdings noch im Verborgenen bleiben musste. Doch das Vorhaben war misslungen, das Ergebnis fiel frustrierend aus: Nur das Heck des VW T4 war in Flammen aufgegangen, und zu allem Überdruss war ein Passant herbeigeeilt, womit Stella nachts um halb eins kaum gerechnet hatte, und
hatte versucht, die Flammen mit einem Kleidungsstück zu ersticken.
    Eins stand fest: So durfte es nicht bleiben! Hier, in der Holsteiner Straße, gar nicht weit von der ersten Anschlagstelle entfernt, sollte der Ausflug in die Stormarner Kleinstadt ihr bieten, was sie sich versprochen hatte.
    »Hey, was sollen die langen Pickelgesichter?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihre Begleiter herausfordernd an. Die fünf hatten sich auf dem Parkplatz verteilt und beobachteten die Umgebung. Oder taten nur so, um ihr keine Aufmerksamkeit schenken und ihren Missmut nicht offen äußern zu müssen. Wenn sie nicht sofort etwas unternahm, würde sie bis in alle Ewigkeit als Versagerin abgestempelt werden - was für eine Untote nicht bloß eine Redewendung war. Das Wichtigste aber: Sie würde ihre Macht über diese Burschen verlieren und damit über die ganze Gang.
    Stella deutete mit dem Zeigefinger auf eine der Gestalten. »Du da, hol die Sachen her, wir machen uns an die Arbeit.«
    Der Angesprochene führte seine Hand zum Gürtel, und in der nächsten Sekunde erschien in seiner Faust der Griff eines Schlagstocks. Mit einer Schleuderbewegung ließ er die Waffe ausfahren. »Ah, fick dich. Ich habe die Schnauze voll, auf dein Kommando Autos in Brand zu stecken und irgendwelche Wichser totzuprügeln, hörst du?« Er gab sich sichtlich Mühe, seine Stimme tiefer, aggressiver und erwachsener klingen zu lassen. »Seit September
tun wir nichts anderes. Was bringt uns das, he? Ich frage mich, wie …«
    Ein anderer, der sich während dieser Rede an ihn herangeschlichen hatte, packte ihn an der Schulter. »Hey, Mann, lass das.« Er neigte den Kopf, wodurch sein Gesicht so weit im Schatten der Kapuze verschwand, dass es aussah, als wäre seine Stirn ein Prellbock, mit dem er den anderen attackieren wollte. »Du weißt, wozu die fähig sind. Mit ihrer Unterstützung kann uns keine andere Gang was anhaben.«
    Verächtlich verzog Stella das Gesicht. Was maßte dieser Junge sich an, sie zu verteidigen? Als ob sie seinen Schutz benötigte!
    »Halt’s

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