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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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Treue erreicht hat. Befürchtest du etwa, er würde dir mehr wehtun können als ich? Mein lieber Alfred, wenn du dich uns anschließt, hast du nichts und niemanden mehr zu fürchten.«
    Der Junge sah sie direkt an. Obwohl sein Blick trüb wirkte, zeugte sein Gesicht von Entschlossenheit. »Conrad erzwingt keine Treue. Du hast früher dem Clan angehört, das solltest du wissen.«
    »Oh ja, euer Conrad ist so edel, wie hätte ich das vergessen können?«, höhnte sie und verstummte. Auf einmal schnürte sich ihr die Kehle zu. Rasch wandte sie ihren Blick ab und versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die in ihr aufstiegen. Egal, was Conrad für sie getan haben mochte, sie musste es vergessen. Er hatte sich gegen
den Messias entschieden und somit gegen die Zukunft ihrer Rasse. Natürlich war sie im Recht.
    Und trotzdem spürte sie in ihrem Hals einen Kloß, den sie nicht hinunterwürgen konnte. Stella wirbelte herum und stürmte auf den Jungen zu.
    »Du tust das, nicht wahr? Du versuchst, mich zu manipulieren! Hör auf damit!« Sie schlug ihm ins Gesicht, immer und immer wieder. Seine Zähne schürften die Knöchel an ihrer Faust auf. Es tat gut, reale Schmerzen zu empfinden, um von den innerlichen Qualen abgelenkt zu werden.
    Keuchend hielt sie inne. Reiß dich zusammen , dachte sie bei sich. Ersticke dein Gewissen. Du bist Conrad nichts schuldig.
    Erst nach einer Weile konnte sie den Gefangenen wieder ansehen, ohne Zweifel zu empfinden.
    »Nun, entschuldige die Unterbrechung.« Ihre Stimme bebte. Es gelang ihr einfach nicht, sich völlig unter Kontrolle zu bringen. Messias, gib mir Kraft! , flehte sie und sagte, seelisch gestärkt: »Lass uns zum Thema zurückkommen. Ich weiß, Conrad wird in seiner Verblendung alles tun, um den Clan von dem Erlöser fernzuhalten. Also, was plant er konkret?«
    »Von mir wirst du nichts hören. Meine Kräfte schwinden, bald bin ich tot und - was soll’s, dann wache ich eben im Grab auf. Es ist zwar unangenehm, aber ich habe vorgesorgt und verfüge durchaus über engere Kontakte zu Menschen, von denen ich Energie nehmen kann. Ich komme garantiert als Wiedergänger zurück. Und da
ich nicht erst seit einem Jahrzehnt untot bin, droht es mir kaum, bis in alle Ewigkeit in einem Geister-Zustand gefangen zu sein.«
    »Kluger Junge. Nur kann ich dafür sorgen, dass der Tod dich nicht so schnell ereilt, wie du es dir erhoffst. Und bis dahin wirst du Schmerzen kennenlernen, die du dir nicht einmal in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst.«
    Der Gefangene schwieg.
    »Wie du meinst.« Stella trat an ihn heran und erhob das Messer. Fest umklammerte sie den Griff mit ihrer feuchten Hand. »Dann wollen wir auch die andere Seite deiner Nase korrigieren«, schnaubte sie und zögerte, unsicher, ob sie das wirklich konnte. Schließlich war Alfred früher ihr Kamerad gewesen, damals, als sie noch den Clan ihre Familie genannt hatte. Verdammt. Was war bloß mit ihr los? Bestimmt hatte das der Junge mit seiner mentalen Beeinflussung zu verantworten.
    In diesem Augenblick empfing sie den Ruf des Messias, der sie aus ihrer Verwirrung rettete: Stella?
    Es traf sie so unerwartet, dass sie taumelte und die Waffe senkte. Ich höre Euch! Sprecht zu mir , erwiderte sie und konzentrierte sich auf die fremden Gedanken in ihrem Kopf. Die Telepathie mit dem Erlöser fühlte sich schön an. Wie eine warme Flut durchströmte es ihren ganzen Körper. Sie schloss die Augen und badete in den Empfindungen, die auf sie herabflossen. Als wäre es keine einfache Gedankenübertragung, sondern wahrhaftig etwas Heiliges.

    Conrad ist in einem Haus in Övelgönne , strich es durch ihren Kopf, nicht weit von St. Pauli entfernt. Im Keller steigt ein kleiner Kampf zwischen seinen Nachzehrern und Linneas Metamorphen. Nimm so viele Leute mit, wie du kannst, und geh dorthin. Ich habe eine Aufgabe für dich.
    Stella hielt inne. Ihr Herz flatterte. Alles, was Ihr befehlt.
    Bringe mir ein Metamorph-Weibchen. Sein Name ist Ylva, sein Seelentier eine Ratte. Beeil dich, nicht, dass es in dem ganzen Durcheinander noch zufällig umkommt. Es ist von höchster Bedeutung, hast du mich verstanden?
    Jawohl, mein Erlöser. Und was soll mit Conrad und den anderen geschehen?
    Eine Pause entstand, und für einen Augenblick befürchtete Stella, der Kontakt wäre beendet.
    Wer sich gegen uns stellt, wird vernichtet. Er hat sich selbst dem Untergang geweiht.
    Die Verbindung brach ab. Mit einem Mal fühlte sich Stella alleingelassen in der Kälte und

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