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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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beenden. Was danach passieren würde, konnte sie sich nur zu gut ausmalen, nachdem sie den Kampf in dem Keller erlebt hatte.
    »Zügeln Sie Ihr spanisches Temperament, Rivas«, entgegnete Conrad betont ruhig, der als Einziger in der Mitte zwischen den beiden Parteien stehen blieb. Obwohl
seine ganze Haltung gelassen wirkte, entging Ylva nicht, wie er jeden Einzelnen beobachtete, um rechtzeitig eingreifen und das Blutbad verhindern zu können. »Ich tippe auf den sogenannten Messias.«
    Jetzt funkelte Adrián seinen Anführer an. »Nehmen Sie diese Schlange nicht in Schutz! Sie wissen genauso gut wie ich, wie viele unserer Leute sie sich bereits geschnappt und gefoltert hat. Verflucht, ich habe es am eigenen Leib erlebt!« Er hob seine rechte Hand, versuchte sie zu einer Faust zu ballen, doch die Finger schlossen sich nicht ganz, und die Hand ähnelte einer Klaue. »Das habe ich ihr zu verdanken! Wir sollten die Biester vernichten, wir sind nicht mehr auf sie angewiesen!«
    »Überlegen Sie sich, Rivas: Wann hätte Linnea Alfred foltern sollen? Sie war fast die ganze Zeit bei uns.«
    »Dann hat sie es befohlen!«
    »Und damit das Leben ihres Seelentiers, das wir in unserer Gewalt haben, aufs Spiel gesetzt? Ach, kommen Sie. Kein Metamorph - geschweige denn die Königin - würde ein solches Risiko eingehen. Ich möchte Abstand davon nehmen, hier irgendwelche Vermutungen anzustellen, aber dieser Messias passt schon eher ins Bild. Er hat uns im Keller nicht erwischt. Das hier sollte eine unmissverständliche Botschaft an uns werden. Die Verblendeten sind wir, und das hier ist unsere Zukunft, wenn es nach diesem vermeintlichen Erlöser geht.«
    Adrián schnaubte, seine Nasenflügel bebten, aber er senkte die Hand und wandte sich von Linnea ab, die mit einem Mal sichtlich erleichtert wirkte. »Wenn ich den
Mistkerl in die Finger kriege, werde ich ihn auf einen Passionsweg schicken, dass er sich wünschen wird, endlich bei der Kreuzigung anzukommen.«
    »Das gönnt ihm gewiss jeder von uns, aber zuerst müssen wir herausfinden, wer er ist und wie das Ganze zusammenhängt. Dieser Messias, Oya, Dämonen, die von anderen Körpern Besitz ergreifen - das alles kann kein Zufall sein. Nur will sich mir daraus kein Bild erschließen. Linnea hat Informationen für uns, also sollten wir in den Laden gehen und die Lage besprechen.«
    Adrián hob die Arme, als würde er sich ergeben. »Sie haben Recht. Vielleicht. Aber die Biester werde ich trotzdem im Auge behalten.« Er stolzierte in das Geschäft und verschwand in der Tiefe des Ladens.
    Linnea kam auf Conrad zu. Ihr zierlicher Körper neigte sich ihm entgegen, als wollte sie sich an ihn anschmiegen, doch sie hielt sich zurück. »Ich danke dir«, hauchte sie.
    »Ich habe es nicht für dich getan, sondern für uns alle«, entgegnete er trocken. »Wenn wir einander an die Kehle gehen, haben wir verloren. Auch wenn ich noch nicht durchschaue, was das ganze Spiel zu bedeuten hat.«
    »Oya plant eine neue Weltordnung. Sie will die Menschen dazu bringen, an die alten Götter zu glauben. Wenn nötig, auch mit Gewalt, indem sie ihr Leben zerstört, ihnen jegliche Hoffnung raubt und diejenigen vernichtet, die sich ihr widersetzen.«
    »Das solltest du uns allen erzählen, nicht nur mir.« Conrad sah sich um und winkte einer jungen Schwarzhaarigen
zu, die mit blassem, ausdruckslosem Gesicht etwas abseits stand. Erst jetzt bemerkte Ylva diese Frau, die im Keller Finn in den Armen gehalten hatte. Also gehörte sie tatsächlich zu den Nachzehrern. Seltsam, Ylva hätte schwören können, dass die Unbekannte keinen Hauch des Todes verbreitete. Oder waren ihre Sinne in der Gegenwart so vieler Untoter bereits abgestumpft? Bemerkte sie den Geruch nicht mehr, weil sie sich an ihn gewöhnt hatte?
    »Alba«, fuhr Conrad fort. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ylva Gesellschaft leisten würden. Sie hat schon genug durchgemacht und braucht etwas Ruhe, und vor allem muss sie ins Warme, bevor sie sich eine Erkältung holt. Bringen Sie sie in meine Wohnung, und bleiben Sie dort, bis ich mich um Sie beide kümmern kann.« Aus der Hosentasche holte er einen Schlüsselbund und reichte ihn der Frau. Dann bedeutete er den anderen Nachzehrern, ihn zu begleiten, und verschwand in seinem Laden. Linnea folgte ihm, zusammen mit den Metamorphen.
    Enttäuscht sah Ylva ihnen nach. Sie wurde abgeschoben wie ein Kind, das bei einer Erwachsenenparty nicht zu stören hatte. Dabei ging es sie sehr wohl etwas an! Aber

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