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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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dir Oya angeboten, dass du diesen Schritt gewagt hast?«
    »Es war eine schwere Zeit für uns alle! Ich hatte gerade so viele Leute verloren, und dann wurden immer mehr Metamorphe abtrünnig. Sie gingen, sie verließen mich! Einfach so. Und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Was sollte ich sonst tun? Einfach zusehen, wie meine Gemeinde zerfällt, dem Untergang geweiht?«

    »Deine Gemeinde!«, höhnte Adrián. »Sag doch gleich, du hattest Angst, deine Macht zu verlieren!«
    »Schluss jetzt«, rief Ylva aus und wusste selbst nicht, warum sie das Bedürfnis hatte, die Königin in Schutz zu nehmen. Sie dachte an ihre erste Begegnung mit der Schlangenfrau nach ihrer Flucht aus dem Käfig und daran, wie der Dämon sie dazu verleiten konnte, die Gefühle der anderen auszuloten. Linnea log nicht, und Linnea sagte auch nicht die Wahrheit. Aber zumindest manches davon stimmte, und an diese Informationen musste sie gelangen. »Könnten wir bitte wieder zu meinem Problem zurückkehren? Irgendeine Hexe hat mir also einen Dämon eingepflanzt, durch den ich meinen Verstand zurückerlangt habe, so weit habe ich es kapiert. Aber …«
    »Es sind nicht bloß irgendwelche Hexen«, erwiderte Adrián, und in seinen Ton mischte sich so viel Kummer, dass allein diese sechs einfachen Worte ausreichten, damit das Fremde in Ylva sich erneut rührte. Träge, weil es vom Leid der anderen bereits mehr als gesättigt war. »Die Mächtigen sind die Götter des Altertums. Diejenigen, die all ihre Gläubigen verloren haben, sind fort, die anderen wandern auf der Erde in menschlichen Körpern, deren Seele sie vorher getötet haben. Es sind böse, heimtückische Geschöpfe, die wir mit unserem Verstand nicht erfassen können. Eins ist sicher: Egal, was eine Mächtige dir anbietet, am Ende wird sie dich zerstören.« Er schwieg einen Augenblick, und als er wieder redete, musste sich sogar Ylva anstrengen, um sein ersticktes Wispern zu hören:
»Dir das Herz herausreißen und dich weiterleben lassen.«
    »Oh ja«, raunte Linnea mit schlecht verborgener Häme. »Unser Adrián kennt sich da bestens aus. Schließlich war er mit einer liiert.«
    Ein Rumsen ertönte, als der Untote sich auf die Königin stürzte und mit der Wucht seines Angriffs den ganzen Transporter erschütterte. Es folgte ein Gerangel, Linneas Ächzen und Würgen, ihr keuchender Hilferuf. Nach Conrad.
    Ylva schlug sich eine Hand vor die Stirn. »Bitte, hört doch auf!«, stöhnte sie. »Bringt einander meinetwegen um, aber erst wenn ich erfahren habe, was mit mir los ist.«
    Und Adrián ließ von Linnea tatsächlich ab, allerdings sicherlich nicht aufgrund ihrer Bitte. Etwas anderes schien ihn zur Besinnung gebracht zu haben. Sein Oberhaupt? Obwohl Ylva keinen Befehl aus der Fahrerkabine hatte vernehmen können.
    »Ich würde wirklich gern erfahren, was es mit diesem Dämon auf sich hat«, sagte sie, als die Gemüter sich etwas beruhigt hatten und jeder wieder in seiner Ecke hockte. »Wie kann man ihn in den Griff bekommen? Was sind diese Dämonen überhaupt?«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Linnea antwortete.
    »Das weiß ich nicht«, gestand sie. »Und ich habe keine Ahnung, warum es Oya so wichtig war, dir einen Dämon einzupflanzen. Wenn ich es mir so recht überlege, war sie sehr fordernd, damit ich nachgab und es ihr ermöglichte.
Ich musste es mir nämlich wünschen. Denn Hexen sind nicht imstande, uneingeladen diese Macht auszuüben.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die Erste bin, der so etwas widerfahren ist!«, protestierte Ylva.
    »Juliane«, erwiderte Adrián beinahe tonlos. »Finns angebliche Oma. Sie war ebenfalls von einem Dämon besessen, sofern ich das beurteilen kann. Ich weiß nicht genau, wie das bei ihr funktioniert hat. Ob die Dämonen einander von ihrem Verhalten her und ihrem Wesen nach ähnlich sind oder ob Juliane ihn nur fest genug im Griff hatte, denn anscheinend war ihre Besessenheit zu ihren Lebzeiten ja keinem aufgefallen.«
    Ylva atmete tief durch. »Das war die Frau mit dem abgerissenen Kopf?«
    »Genau. Erst dann hat sie Ruhe gegeben. Vorher wurde sie erschossen, erstochen, und ihr wurde das Genick gebrochen, und trotzdem ist sie noch auf einen losgegangen. Richtig penetrant die Dame, wenn du mich fragst. Aber ich schätze, das war längst nicht mehr sie, sondern der Dämon, der ihren Körper vollständig übernommen hatte.«
    Ylva nickte. Als sie das Bewusstsein verloren hatte, war ihr anscheinend Ähnliches passiert - der Dämon

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