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Hexenseelen - Roman

Hexenseelen - Roman

Titel: Hexenseelen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Krouk
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hatte ihren Körper gelenkt. »Was … was geschieht mit mir, wenn ich einschlafe? Übernimmt der Dämon dann ebenfalls die Führung?«
    Keiner antwortete ihr, aber bald würde sie es eh erfahren, denn irgendwann musste sie schlafen. Es blieb ihr nur zu hoffen, dass der Dämon keinen Heißhunger bekommen
und dass sie unter seinem Einfluss keine Menschen überfallen würde. Es blieb ihr nur zu hoffen, dass in diesem Fall jemand in der Nähe wäre, um sie aufzuhalten. Um auf sie aufzupassen. Ihr Halt zu geben. Und wenn sie an diesen Jemand dachte, sah sie unweigerlich Conrads Silhouette vor sich. Wie er an einen Baum gelehnt im Tropenhaus neben ihr stand. Conrad, der sie nun zutiefst hassen musste. Und das konnte sie ihm nicht einmal übelnehmen. Denn sie hasste sich selbst für das, was sie war.
    Mit einem Mal kam ihr ihre Lage aussichtslos vor. Wenn niemand wusste, wer diese Dämonen waren, wie sollte sie ihr Leben in den Griff bekommen?
    Plötzlich kam ihr eine Idee.
    »Wo findet man diese Oya? Oder überhaupt eine Hexe?«, rief sie aus, von der spontanen Eingebung erhellt. »Die scheinen sich mit dem Thema auszukennen. Ja, sie müssen es sogar!«
    »Kleines«, fing Linnea mütterlich an und wurde von Adrián harsch unterbrochen: »Schlag es dir aus dem Kopf. Aber sofort! Hexen bringen nie Erlösung, sie machen es nur noch schlimmer. Es sind unberechenbare, listige und bösartige Wesen. Halte dich fern von ihnen, wenn dir dein Leben und deine Seele etwas wert sind.«
    Blut schoss Ylva in die Wangen. Sie war nicht bereit, so einfach aufzugeben, und schon gar nicht, sich vorschreiben zu lassen, was sie tun sollte. Es passierte viel zu oft, dass andere für sie entscheiden wollten.
    »Sagt einer, der, wie ich gehört habe, mit einer Hexe
liiert war?«, fuhr sie ihn an und bedauerte es sofort. Wie viel hatte sie von dem Dämon bereits in sich aufgenommen, dass sie etwas sagte, was ihrem Gegenüber ganz sicher wehtun würde?
    »Sprich nie wieder darüber!«, stieß er hervor, und Ylva registrierte so viel Schmerz in seinen Worten, dass sie erschauderte. Gleichzeitig regte sich der Dämon in ihr erneut, da sie Adriáns wunden Punkt getroffen hatte.
    Tu ihm weh, vernichte ihn … Du kannst es, es ist so leicht …
    Sie biss die Zähne zusammen und kniff die Lider so fest zu, dass es schmerzte. Genug! Du hast heute genug bekommen, sei still! Und der Dämon zog sich tatsächlich zurück, das Verlangen nach dem Leid der anderen ließ nach. Aber steckte dahinter wirklich nur der Dämon? Dieser Drang, Adrián leiden zu sehen, schien aus ihrem tiefsten Innern zu kommen. Als hätte dieses Verlangen schon immer zu ihr gehört. Als hätte sie sich niemals etwas anderes gewünscht.
    Nein, es liegt an dem Dämon. Das darfst du niemals vergessen! , mahnte Ylva sich und holte tief Luft. »Entschuldige. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie wichtig es für mich ist, eine Hexe zu finden. Denn das, was der Dämon mit mir treibt, muss aufhören.«
    »Ich verstehe dich besser, als du denkst. Was für dich der Dämon ist, ist für mich der Fluch, der mich zu einem Untoten macht. Der mich zwingt, Menschen umzubringen, um meine Gier zu stillen. Und trotzdem kann ich nur eins sagen: Lass es bleiben«, erwiderte Adrián mit
Nachdruck. »Ich hoffe für dich, ich werde es nicht noch einmal wiederholen müssen.«
    Ylva hielt inne. »Und wie … wie hast du gelernt, damit zu leben? Wird es mit der Zeit leichter?«
    Die Tür glitt lärmend zur Seite. Das fahle Tageslicht fiel herein. Erst jetzt bemerkte Ylva, dass der Wagen bereits eine Weile stillstand.
    »Wir sind da«, sagte Conrad.
    Linnea lächelte und streckte ihm ihren Arm entgegen, damit er ihr aus dem Transporter half. Doch er ignorierte ihre Geste, so dass sie schließlich allein aus dem Auto klettern musste.
    Danach folgte Adrián, der sich, draußen angekommen, zu Ylva umwandte und ihr tatsächlich eine Hand reichte. »Um auf deine Frage zu antworten: Nein, wird es nicht. Daran gewöhnt man sich nie. Aber manchmal hat man keine Wahl. Und Hexen werden dir auch keine bieten.«
    Ein bedrückendes Gefühl breitete sich in ihr bei der Vorstellung aus, eine tote Hand zu berühren, auch wenn sich diese warm anfühlte. Dennoch ergriff Ylva sie. Denn plötzlich fühlte sie sich den Totenküssern mehr verbunden als der gesamten Gemeinde der Metamorphe. Wer konnte sie besser verstehen als diejenigen, die mit einem ähnlichen Schicksal gestraft waren? Vielleicht … ja, vielleicht würde auch

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