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Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition)

Titel: Hexenspiel. Psychokrimi: Ein Psychokrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Koch
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gefühlt hatte, als plötzlich ein Streifenwagen vorm Haus seiner Eltern vorgefahren war, und ihn zwei verlegen grinsende Kollegen gebeten hatten, er möge bitte die etwas verwirrte alte Dame identifizieren, die hinten im Wagen saß und behauptet hatte, sie sei die Ehefrau von Oberinspektor Ludwig Wagner, und der würde sicher für eine Belobigung sorgen, wenn man sie im Polizeiauto nachhause brächte.
    Und ja, es war tatsächlich seine Mutter gewesen, seine Mutter, die in einem Spielzeuggeschäft dabei ertappt worden war, wie sie einen Kindermalkasten und eine Schachtel Buntstifte in ihre Handtasche gesteckt hatte und dann, ohne zu bezahlen, seelenruhig aus dem Geschäft hinausspazieren wollte. Seine Mutter, die weder Geld noch Ausweispapiere bei sich gehabt hatte und außerStande gewesen war, den Beamten in der Rathauswachstube ihre Wohnadresse zu sagen. Seine Mutter, die immer nur auf ihren Gatten verwiesen hatte, bis einer der Polizisten auf die Idee gekommen war, die alte Dame könnte vielleicht die Mutter des Kollegen Klaus Wagner sein. Wirklich seine Mutter, die, eingemummt in ihren schweren Wintermantel, eine Wollhaube auf dem Kopf und die Hände in dicken Fäustlingen, mühsam aus dem Streifenwagen gekrabbelt war und den Polizisten zum Abschied ein frohes Weihnachtsfest gewünscht hatte. Seine Mutter, die zu einem „Fall“ geworden war, den man – unter Kollegen – natürlich ausnahmsweise vergessen würde. Ja, seine Mutter, die er einen Augenblick lang am liebsten verleugnet hätte, so peinlich war ihm das alles gewesen, und so beschissen hatte er sich gefühlt.
    „Scheißjob heute, was?“ sagte er zu Christina, als sie ihm seinen Viertelliter Kaffee über den Tisch schob.
    Christina sah ihn verblüfft an.
    „Nö. Wieso?“
    Wagner deutete mit einer kurzen Kopfbewegung in Richtung Gastraum.
    „Na ja, nicht gerade die feinste Gesellschaft.“
    „Ach, die!“ Christina lachte auf. „Halb so schlimm. Endlich zur Abwechslung einmal wirklich was los bei uns. Da macht’s erst richtig Spaß.“
    Einer der blonden Hünen kam in die Schankstube, blieb stehen, schwankte leicht und sah sich suchend um. Christina wusste offenbar instinktiv, wonach er Ausschau hielt.
    „Saal hinten – durch die Tür – Gang runter – zweite Tür rechts.“ Der Hüne grinste, machte ruckartig kehrt und steuerte wieder den Gastraum an, mit Bewegungen, als befände er sich bei hohem Seegang an Deck eines Segelschiffs. Christina sah ihm nach.
    „Mein Gott, süß.“
    Wagner hob hilflos die Schultern und quälte sich ein schmallippiges Lächeln ab.
    „Wenn du meinst.“
    In diesem Moment kippte der Hüne vornüber, drohte zu stürzen, streckte reflexartig einen Arm nach vorne, stützte sich am Türrahmen ab, blieb so einen Augenblick ganz ruhig stehen und begann dann Zentimeter um Zentimeter nach unten zu sacken. Mit drei schnellen Schritten war Christina bei ihm, schlüpfte unter seinen Arm, stemmte das schwankende Riesenbaby hoch, schlang ihren rechten Arm um seine Taille, rief „Hey, nicht schlapp machen! Komm, ich helf’ dir, miteinander schaffen wir’s!“, und dann sah Wagner, wie die beiden durch den Gastraum schlurften, langsam, wie in Zeitlupe, und eng umschlungen.
    Na, wunderbar, dachte Wagner. Komm, ich helf’ dir, miteinander schaffen wir’s! Genau diese mitfühlenden Worte aus Christinas Mund hätte
er
heute gebraucht. Dringend nötig hätte er sie gehabt. Und ihr aufmunterndes Lächeln dazu. Aber
er
war ja nicht süß,
er
war ja nur ein alter Trottel, der einen Haufen Probleme am Hals hatte. Plötzlich fand er, dass sogar sein Kaffee scheußlich schmeckte. Richtig ungenießbar war der. Scheiße, alles Scheiße.
    Was machte er eigentlich hier? Hatte er wirklich geglaubt, Christina würde sich vielleicht wieder für ihn interessieren, nur weil sie gestern miteinander nett geplaudert hatten? Schwachsinn. Wahrscheinlich bereute sie es längst. Gut, dass er ihr nichts von seinen Problemen erzählt hatte. Sie hatte ihre eigenen, da brauchte sie nicht seine noch dazu. Und sie hatte offensichtlich ihre eigene Methode, mit ihren Problemen fertig zu werden.
    Und, ganz ehrlich, was hätte sie ihm schon Großartiges sagen können, wenn er ihr geschildert hätte, was heute alles vorgefallen war. Das alles hätte sich doch bloß verrückt angehört, absolut verrückt. Zuerst der Christbaumschmuck, mit dem der Hausflur und die Küche dekoriert waren, als wäre Weihnachten und nichtMitte Juni. Dann seine Mutter, die er

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