Hexenspuk in Wokingham
unentwegt. Das ist brav. Ja, aber jetzt muß ich ins Haus, mein Mann will das Frühstück haben, wenn er aufsteht.“
Sie winkte ihnen zu, sagte: „Hej“ und ging langsam zum Haus, falls sie eine der Bohnen rief. Aber die Bohnen hielten sich zurück. Vielleicht waren sie auch etwas beleidigt, weil sie bei der morgendlichen Begrüßung erst als dritte an die Reihe gekommen waren.
Der Vormittag verging für Jessie Sloane schnell, es gab eine Menge zu tun, obwohl der Besuch, den sie im Haus hatte, sich nicht nur bedienen ließ, sondern auch kräftig half. Sie lief zum Metzger, um ein großes schönes Lendenstück zu erstehen, ging dann zu Slazinger, wo sie mit großer Hochachtung empfangen wurde. Nigel hatte sich vor ein paar Minuten mit ein bißchen Proviant versorgt und berichtet, wie Periwinkles Damen die zwei Räuber verfolgt und gefaßt hatten. „Und vor allem Penny hättet ihr sehen sollen, reißt mir den Besen aus der Hand, setzt sich den Helm auf, den ein Motorradfahrer bei mir vergessen hat, und fetzt davon. Die war in fünf Sekunden auf hundert, das könnt ihr mir glauben.“ Hier erfuhr Mrs. Sloane auch noch eine andere Neuigkeit, die sie freute, denn Cedric hatte ihr von der Geschichte erzählt.
Als sie zurückkehrte, werkelte sie in der Küche, schälte Kartoffeln, putzte Gemüse und stellte dann den Braten ins heiße Rohr. Da hörte sie einen Pfiff. Er war nicht laut, aber immerhin so, daß man ihn nicht überhören konnte. Sie lauschte ins Haus hinein, aber von da kam der Pfiff nicht. Sie ging also zur Gartentür und verhielt sich still.
Da, wieder der gleiche Pfiff! War jemand im Garten oder am hinteren Zaun? Bevor sie noch ein paar Schritte in den Garten hinausging, pfiff es wieder.
Jetzt merkte sie, es kam aus der Richtung des Kohlbeetes. Noch ein paar Schritte, und sie konnte beim nächsten Pfiff feststellen, wer gepfiffen hatte. Es war Jonny, er war der einzige von den sechsen, der pfeifen konnte.
„Warum pfeifst du denn, Jonny?“ fragte sie.
„Ach, du könntest die Kartoffeln, wenn es nicht regnet, ruhig mal hier draußen schälen. Da geht dir keine Zeit verloren, und du kannst uns alles erzählen, was in der Welt so vorgeht. Du hast nämlich eine sehr sympathische Stimme, sie beruhigt so und...“
„...und fördert unser Wachstum“, ergänzte Tony.
„Und außerdem...“ rief Milly und kicherte.
„Was außerdem?“
„Charly wird uns ganz schwermütig“, berichtete Susan. „Kannst du ihm nicht noch ’nen Kuß geben?“
„Charly“, sagte Jessie, „was ist denn los mit dir?“ Und sie drückte ein paar Küsse auf seine prallen Blätter.
„Gibt’s nicht was Neues?“ wollte Pepsy wissen. „Ich bin so ungeheuer gierig auf Nachrichten aus der Gesellschaft.“
„Eine Neuigkeit gibt es, ich hab sie eben bei Slazinger erfahren.“
„Und welche?“
„Silvies Schwester Junie ist eingetroffen. Ganz überraschend.“
„Tatsächlich?“
„Und Junie kam durch eine, wie sagt man, durch eine Aktion von Periwinkle.“
„Ach, da hab ich was mitgekriegt“, rief der muntere Jonny. „Da war doch die Sache mit dem walnußgroßen Stein, nicht wahr?“
„Ach ja, richtig, der Stein!“ rief Pepsy. „Den hat dein Sohn von unserem Beet geholt.“
„Ja, und jetzt ist sie da.“
„Und was soll sie hier, Jessie?“
„Nun ja, Goody meint, Junie würde gut zu ihrem Vater passen, beziehungsweise, er gut zu ihr.“
„Au fein“, seufzte Charly, der immer geküßt werden wollte. „Da gibt’s eine Liebesgeschichte!“
Hier wurde Jessie Sloane ins Haus gerufen. Sie hatte dann
so viel zu tun, daß sie den Garten ganz vergaß. Erst als die Dunkelheit hereinbrach, da hörte sie wieder den Pfiff. Unauffällig stahl sie sich in den Garten hinaus und fragte beim Kohlbeet, was denn schon wieder los sei.
„Charly hat geweint“, meldete Pepsy.
„Und warum?“
„Er sagt, er kann nicht einschlafen.“
„Mein armer Charly, warum kannst du nicht einschlafen?“
„Er sagt, weil er ununterbrochen an dich denken muß“, meldete Susan.
„Weißt du was, Jessie? Gib ihm noch ’nen Kuß.“
Nun ja, und da küßte Jessie Sloane Kohlkopf Charly wieder.
Mac soll Junie mögen
Cedric und Goody gingen wie zufällig am Haus von Silvie vorbei. Es dämmerte bereits, und die Fledermäuse flogen am Dachtürmchen ein und aus. Da sahen sie das Licht im Haus.
Zunächst erschraken sie. War das möglich? Gestern erst hatte Periwinkle die Sache mit dem Foto und dem Kiesel gemacht, und
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