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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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sich darüber, dass auf ihrer Stirn trotz der schwülen Hitze nicht ein Anflug von Schweiß zu sehen war. Sie schien auch unter dem Wetter nicht zu leiden.
    »Was war der Deifel?«, fragte Schielin nach und entfernte mit der Handkuppe einen Schweißtropfen von der Innenseite der Wimpern.
    Sie zog ihre Hand zurück und mit einer behänden Kraft, die er dem alten Körper nicht zugetraut hätte, richtete sie sich auf, spuckte voller Abscheu in Richtung Straße aus, drehte sich um und ließ Schielin mit seiner unbeantworteten Frage einfach stehen.
    Der schnaufte aus und ging zurück zum Haus. Der Leichenwagen war inzwischen gekommen. Die Autos mussten aus der Auffahrt weggefahren werden, um Platz zu machen. Niemand sollte mehr als erforderlich sehen.
    *
    Am Nachmittag trafen sie sich zur Besprechung. Erich Gommert war zuvor von Büro zu Büro gegangen und hatte gefragt, wer Kaffee wollte. Zu seiner Verwunderung erhielt er von allen, die er fragte, eine Zustimmung – obwohl es doch so heiß war. Doch die, die draußen am Haus gewesen waren, sehnten sich mehr nach dem belebenden, ja fast reinigenden Duft frisch gebrühten Kaffees, als nach der Flüssigkeit und deren Geschmack.
    Schielin nahm zwei kräftige Schlucke und ordnete Unterlagen. Die anderen unterhielten sich gedämpft. Jasmin Gangbacher war inzwischen von Kempten zurückgekommen und saß erwartungsvoll am Tisch. Wenzel hatte ihr am Computer bereits einige Fotos vom Tatort gezeigt. Sie wusste also, worum es ging.
    Kimmel begann mit der Frage, wer am nächsten Tag der Obduktion beiwohnen wollte. »Wer fährt?«
    Schielin hatte andere Arbeiten zu erledigen, wie Lydia auch. Beide fühlten sich daher gar nicht angesprochen. Wenzel hob die Hand. Obduktionen machten ihm im Grunde genommen nichts aus.
    »Wie machen wir nun weiter?–«, richtete Kimmel die Frage an Schielin, nachdem die Sache mit der Obduktion geklärt war.
    Schielin meinte nach kurzem Überlegen: »Gundolf Kohn scheidet ja nun als Täter aus und somit auch der Klassiker.«
    Kimmel knurrte. Er hatte die Anspielung verstanden. Wenzel rieb sich auffällig freudig die Nase.
    »Ich meine, soweit das erkennbar war, handelt es sich bei der Leiche ja ziemlich sicher um Gundolf Kohn. Von seiner Frau fehlt nach wie vor jede Spur. Sobald der Leichensuchhund von Kempten da ist, werden wir Grundstück und Haus noch einmal absuchen. Ich hatte auch schon an einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera gedacht, aber diese elende Hitze – ist zu warm für diese Hightechdinger. Die Kamera würde keine Temperaturunterschiede mehr anzeigen, alles wäre rot.«
    Gommi hatte aufmerksam zugehört und meinte: »Ah, Conrad, des wäre doch dann emole eine guten Gelegenheit. Lassen wir doch den Hubschrauber mal kommen und drüberfliegen mit der warmen Kamera. Da müsst man ja dann alle sehen, die ein kaltes Herz haben, gell.«
    Wenzel zog eine Grimasse. Schielin sah Erich Gommert fragend an, denn so, wie der es gesagt hatte, war nicht klar, ob es nicht vielleicht doch ernst gemeint sein konnte. Schielin verzichtete auf eine Antwort und machte weiter, obwohl ihn Gommis Gedankengang weiter beschäftigte. »Ich würde sagen, wir lassen die Fahndung nach der Frau weiterlaufen und warten ab, was Obduktion und Absuche ergeben.«
    »Glaubst du, sie könnte das getan haben?«, fragte Lydia.
    Schielin zuckte mit den Achseln. »Schwierig zu sagen. Wir sollten warten, was die Obduktion ergibt. Im Moment habe ich noch gar keine Vorstellung. Sicher ist nur, Gundolf Kohn wurde ermordet und seine Frau ist verschwunden. Alles ist möglich.«
    »Was ist mit dieser Tochter?«, fragte Kimmel, »die ist doch im Ausland …«
    Schielin blätterte in den Unterlagen. »Birgit Kohn. Lebt in Kanada.«
    Lydia sprang ein. »Ich habe über das Landeskriminalamt die Kontaktaufnahme schon beantragt. Die Adresse haben wir in einem Notizbuch gefunden. Die Telefonnummer auch. Ich wollte da aber nicht anrufen und denke es ist das Beste, wenn die kanadische Polizei das übernimmt. Wir bekommen einen Ansprechpartner da drüben über die Botschaft in Vancouver mitgeteilt.«
    Kimmel machte ein unglückliches Gesicht. »Was haben wir sonst?«
    »Der Geldbeutel war leer. Kein Bargeld, bis auf ein paar Euro. Finde ich seltsam.«
    »Inwiefern?«
    Schielin sah kurz zu Funk, mit dem er schon darüber geredet hatte, und der erläuterte, welches Szenario auch denkbar war. »Wir wissen ja nicht, was sonst noch aus dem Haus entwendet worden sein könnte. Die EC-Karte steckte zwar

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