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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Es ist ja schon schwierig mit solcher Sorte Leut wie dem Herrn und der Frau Kohn einen Streit zu kriegen, nicht? So zurückgezogen, wie die da gelebt haben. Der Mann, Stalzer heißen die, das ist so ein massiger Kerl, von der Statur her so einer wie der Meinige, aber bös von den Füßen bis zu den Haaren. Die sind irgendwo aus dem Schwäbischen gekommen. Mehr weiß ich nicht … unleidige Leut, ganz und gar.«
    »Und worum ging es bei dem Streit?«, fragte Lydia Naber.
    »Der Stalzer hat behauptet, die Kohns würden Müll in ihrem Kachelofen verbrennen. Er tät des riechen, weil er sich da auskennen würde. Ich meine, niemand hat hier irgendwas gerochen. Er hat halt was gesucht und eben was gefunden. Jedenfalls hat der Kaminkehrermeister kommen müssen und vom Landratsamt war auch jemand da mit so einem Kästle mit leuchtenden Zahlen. Die haben aber nichts festgestellt. Das war dem Stalzer grad recht, denn dann hat er schon den nächsten Streit gehabt. Er hat die vom Landratsamt angeschwärzt, sie steckten mit dem Kohn unter einer Decke, weil sie nichts rausgebracht hätten.« Sie lachte bitter.
    »Also ist er derjenige, der streitet«, stellte Lydia fest.
    »Jaja. Sie ist ja ein rechts Weible und nickt nur zu allem, was der macht. Na ja, so ist es halt auch manchmal, nicht?« Sie sah Lydia Naber ernst an.
    »Und sonst … irgendwelche Leute?«
    »Ja, aus der Schweiz. Da war sicher jeden Monat einmal ein Auto da. So ein großes mit dunklen Scheiben. Das war für ihn, wegen der Arbeit mit den Büchern. Entweder war es eine Frau, oder ein Mann. Immer anständig angezogen. Das Auto war aber immer gleich.«
    Schielin stöhnte innerlich: ein Auto aus der Schweiz, ein Mann, eine Frau, beide anständig angezogen.
    Er fragte freundlich: »Aus der Schweiz.«
    »Ja. Aus St. Gallen. Hintendrauf stand literantik.«
    Schielin kniff die Augen zusammen.
    Lydia hob die Stirn. »Wie war das? Liter antik ? Das wissen Sie?«
    »Hab ich mir gemerkt, weil es in so schönen alten Buchstaben geschrieben war. Ach ja, eine Putzfrau war bis ins Frühjahr da. Die ist einmal die Woche gekommen. Die ist aber weggezogen, wegen dem Beruf vom Mann, der in Ravensburg was gekriegt hat, und sie haben bisher keine neue gefunden. Ist ja auch eine Sache mit dem Vertrauen, nicht. Und eine junge Frau war auch öfter da. Die hat bei ihm, also beim Herrn Kohn gelernt, wie man das mit den alten Büchern macht.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wie sie heißt?«
    »Nein, aber eine Hübsche ist es, mit ganz langen roten Haaren.«
    »Soso.«
    »Und in Reutin wohnt sie. Das weiß ich. Hat sie mir mal erzählt. Sie ist immer mit dem Fahrrad gekommen.«
    »Haben Sie etwas gehört, dass es Streit unter den Eheleuten Kohn gegeben hat?«, fragte Lydia Naber in einem Ton, der deutlich machte, dass sie das selbst nicht für möglich hielt.
    Wie vermutet erklärte Erna Kinkelin, dass sie davon nichts wüsste. Im Gegenteil, sei es ein sehr harmonisches Leben gewesen, das die Kohns geführt hatten.
    Schielin blieb äußerlich ohne Reaktion, als er harmonisch hörte. Bei allem, was er bisher erfahren hatte – etwas konnte so gar nicht harmonisch gewesen sein, in dem Haus gegenüber. Gundolf Kohn war tot und lag in einer Kühlkammer der Gerichtsmedizin; seine Frau war verschwunden.
    Er kam wieder auf die Haubachers zu reden. »Diese Familie Haubacher ist ja noch nicht lange hier, Frau Kinkelin. Hatten die denn Kontakt zu den Kohns?«
    Sie kniff die Lippen zusammen, so als wolle sie verhindern, dass ihr eine Antwort auf diese Frage entschlüpfte. Dann sagte sie: »Die Kinder waren oft drüben. Bei ihm in der Werkstatt oder mit ihr im Garten.«
    »Vom Grundstück der Haubachers geht so ein Pfad durchs Gras zum Hang. Er führt direkt auf das Grundstück der Kohns.«
    »Jaja. Da sind die immer hinten rumgegangen. Ist ja auch normal so. Die Zäune hier sind ja nur um die Gärten zur Straße hin. Nach hinten, zu den Wiesen ist ja alles offen.«
    Schielin hatte auch schon registriert, dass die Grundstücke von der Rückseite her frei zugänglich waren. Aber wer kam schon über das hügelige Gelände. »Die Eltern hatten aber keinen Kontakt zu den Kohns«, hakte er nach.
    »Nein. Ich weiß jedenfalls nichts davon.«
    »Wer hat denn vor den Haubachers in dem Haus gewohnt?«
    »Der alte Luis. Ist vor vier, es mögen schon fünf Jahre sein, gestorben. Hat einige Zeit gedauert, bis die Erben sich geeinigt haben. Man erzählt sich, dass der Vater von der Haubacher … eine Schlampe

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