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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Maria Soedher
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was ist mit ihr?«
    »Das wissen wir nicht und deswegen sind wir auch zu Ihnen gekommen, weil wir denken, Sie können uns am ehesten etwas über das Ehepaar Kohn erzählen. Wir müssen uns einen Überblick über deren Leben verschaffen, über die Menschen, mit denen sie zu tun hatten.«
    »Mhm. Aber ich glaube, da weiß ich zu wenig.«
    Lydia Nabers Frage schlug eine andere Richtung ein. »Dieses Haus da drüben. Was wissen Sie darüber?«
    Ein überraschter, wacher Blick traf sie. »Es steht halt da. Ist ja so ein altes Stück wie ich, nur noch besser beieinander.«
    Schielin verzichtete auf billige Komplimente und fragte: »Sie wissen, wie alt es ist?«
    »Ja. Das hier ist ja mein Hof, also ich meine, mein Elternhof. Ich bin hier aufgewachsen, und mein Vater war Zimmerer. Die Landwirtschaft lief so nebenher, bis lange nach dem Krieg. Er hat da drüben am Haus mitgebaut in den Zwanzigerjahren. Ich habe Fotos gesehen, wie er ganz oben auf dem Dachgerüst stand, in so stolzer Pose, wie es damals üblich war.«
    Schielin stutzte. So selbstverständlich, wie sie gerade Pose verwendet hatte, hätte er es nicht vermutet. Er fragte: »Vorher hat dort sicher auch ein Haus gestanden, oder?«
    »Sicher. Es war so, dass das Grundstück da drüben und das auf der anderen Seite ganz früher einmal zusammengehörten, also eins waren. Als das neue Haus gebaut worden ist, hat man das Grundstück geteilt.«
    »Sie meinen das Grundstück, auf dem die Familie Haubacher wohnt?«, wollte Schielin wissen.
    Sie lachte böse. »Familie. Familie Haubacher. Gesindel.« Das letzte Wort sagte sie leise und ohne Zorn.
    Lydia kniff die Augen zusammen. »Wie meinen Sie das?«
    »Gehen Sie rüber und schauen Sie sich das an, dann werden Sie schon merken, was ich meine. Wie gibt’s denn das. Keiner arbeitet und wohnt da in dem Haus. Hocken doch immer nur im Garten rum und saufen den ganzen Tag. Irgendwoher muss doch das Geld kommen, nicht? Oder nicht? Fällt’s vielleicht vom Himmel herunter, nein? Also. Gesindel sag ich.«
    »Vielleicht bekommt die Familie Unterstützung«, suchte Schielin zu beschwichtigen.
    »Sag ich doch, Gesindel«, stimmte sie Schielin zu, der gar keine Zustimmung wollte.
    Er entschloss sich, erst später wieder die Familie Haubacher ins Gespräch zu bringen. »Wie war denn Ihr Kontakt mit den Kohns, Frau Kinkelin?«
    Sie sah ihn an. »Wir hatten gute Nachbarschaft.«
    »Wie sah die konkret aus, ich meine, waren Sie öfters miteinander zusammen, oder haben Sie Dinge füreinander erledigt?«
    »Ich hatte einen Schlüssel für das Haus. Wenn sie im Urlaub waren, das war aber nicht oft, habe ich mich um alles gekümmert. Und sonst war es, wie das halt so ist. Wir haben uns am Gartenzaun getroffen, ein paar Worte gewechselt … so halt, nichts Besonderes. Meistens ging es über den Garten und natürlich über die Rosen, ihre herrlichen Rosen. Und Bücher hat sie geschrieben. Ich habe sie immer geschenkt bekommen und mein Mann hat ihnen manchmal einen Hasen gebracht, und zu Weihnachten eine Gans und so halt. Nichts Besonderes. Wir waren ja nur Nachbarn.«
    Lydia dachte für sich, dass das alles schon etwas Besonderes war. Sie fragte: »Wer hatte denn sonst noch Kontakt zu den Kohns, ich meine, wer ist denn regelmäßig im Haus drüben gewesen?«
    »Was ist regelmäßig?«
    »Öfter halt. Kennen Sie da jemanden? Bekannte, Freunde, vielleicht Leute, die aus beruflichen Gründen kamen. Er hat ja alte Bücher restauriert.«
    Erna Kinkelin überlegte. »Da ist so ein Ehepaar, auf der Insel … mir fällt der Name gerade nicht ein, aber die wohnen am Oberen Schrannenplatz. Sie ist so eine große Schwarze und er hat schon fast gar keine Haare mehr und ist kleiner als sie.«
    »Mhm«, Schielin notierte Ehepaar, Oberer Schrannenplatz. Auf die Personenbeschreibungen verzichtete er.
    Sie fuhr fort. »Die waren schon manchmal da. Ich glaube, die sind zusammen ins Theater oder zur Musik.«
    »Konzerte?«, fragte Lydia.
    »Ja. Konzerte«, sie hob plötzlich den Kopf und sah Lydia an. »Mit dem komischen Kerl da oben an der Straße und seiner Frau, da hat es in letzter Zeit Streit gegeben. Der mit dem Hund.«
    »Wen meinen Sie?«, fragte Schielin.
    »Das zweite Haus von oben der Straße her. Da wohnt so ein Streithansl mit seiner Frau. Die sind vor etwa vier, fünf Jahren hergezogen, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Das haben sie am Anfang überall erzählt. Aber die streiten mit allem und jedem. Jeder war schon einmal dran, wir auch.

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