Hexenstunde
zustimmen…
Aber was immer in dieser Hinsicht hat geschehen sollen, nach San Francisco bin ich gekommen, um Ihnen unser Wissen zur Verfügung zu stellen, um Ihnen, sollten Sie es wünschen, zu zeigen, wie Sie Ihre Fähigkeit nutzen können, und um Ihnen dann vielleicht zu eröffnen, daß Sie in unserer Art zu leben vielleicht Erfüllung oder Freude finden könnten – genug zumindest, um es jedenfalls für eine Weile in Betracht zu ziehen…
Wissen Sie, Ihr Leben hatte etwas, das mich fasziniert hat – das heißt, soweit ich etwas darüber erfahren konnte, aus öffentlich zugänglichen Aufzeichnungen sowie aus, nun ja, ein paar einfachen Ermittlungen, die wir selbst anstellten. Nämlich, daß Sie anscheinend schon vor dem Unfall an einer Art Kreuzweg angelangt waren: als hätten Sie Ihre Ziele erreicht und wären doch unzufrieden.
Doch zurück zu unserem Orden. Wir haben okkulte Phänomene in der ganzen Welt beobachtet, wie Sie sich leicht denken können. Und unsere Arbeit mit den Hexenfamilien ist nur ein kleiner Teil davon, einer der wenigen, die echte Gefahr mit sich bringen; die Beobachtung von Spukerscheinungen, ja, selbst Fälle von Besessenheit und unsere Arbeit mit Reinkarnation und Gedankenlesen und dergleichen ist praktisch völlig ungefährlich. Bei Hexen ist das eine ganz andere Sache… Das alles wird Ihnen klar werden, wenn Sie die Akte lesen. Vorläufig wünsche ich mir, daß Sie nicht leichtfertig mit dem umgehen, was wir zu bieten haben und was wir tun. Daß Sie, wenn wir uns trennen – einvernehmlich oder im Zwist -, die Rechte der in der Geschichte der Mayfairs erwähnten Personen respektieren…«
»Sie wissen, daß Sie mir in dieser Hinsicht vertrauen können. Sie wissen, was für ein Mensch ich bin«, sagte Michael. »Aber was meinen Sie mit ›gefährlich‹? Sie meinen damit wieder diesen Geist, diesen Mann, und Sie sprechen von Rowan…«
»Sie sind zu voreilig. Was möchten Sie noch über uns wissen?«
»Mitgliedschaft – wie funktioniert das praktisch?«
»Es beginnt mit einem Noviziat, genau wie in einem religiösen Orden. Aber ich will nochmals betonen: Man unterwirft sich nicht etwa einem Kanon von Lehren, wenn man zu uns kommt. Man übernimmt eine Lebenssicht. In der Zeit des Noviziats wohnt man im Mutterhaus, man lernt die älteren Mitglieder kennen und pflegt den Umgang mit ihnen, arbeitet in den Bibliotheken, schmökert nach Belieben darin herum…«
»Das wäre das Paradies«, sagte Michael verträumt. »Aber ich wollte Sie nicht unterbrechen. Erzählen Sie weiter.«
»Auf zwei Jahre der Vorbereitung folgt eine Phase der ernsthaften Verpflichtung, der Feldforschung etwa oder wissenschaftlichen Projekten. Natürlich kann auch ein Mitglied mit einem anderen zusammen arbeiten, und auch in diesem Punkt sind wir nicht mit einem religiösen Orden vergleichbar. Wir nehmen niemandem ein Gehorsamsgelübde ab. Loyalität, Vertrauen – diese Dinge sind uns viel wichtiger. Aber sehen Sie, in letzter Konsequenz läuft alles auf das Verstehen hinaus, darauf, daß man in eine sehr spezielle Gemeinschaft eingeführt und von ihr aufgenommen wird…«
»Das leuchtet ein«, sagte Michael. »Erzählen Sie mir von den Mutterhäusern.«
»Das Haus in Amsterdam ist inzwischen das älteste«, sagte Aaron. »Dann haben wir eins außerhalb von London, und unser größtes und vielleicht unser geheimstes Haus ist in Rom. Natürlich mag die katholische Kirche uns nicht. Sie versteht uns nicht. Sie rechnet uns dem Teufel zu, wie sie es mit den Hexen und den Zauberern und den Tempelrittern getan hat; aber wir haben nichts mit dem Teufel gemein. Wenn er existiert, ist er nicht unser Freund…«
Michael lachte. »Glauben Sie, der Teufel existiert?«
»Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Aber das würde jedes gute Mitglied der Talamasca sagen.«
»Sagen Sie mir eines, Aaron«, bat Michael.
»Wenn ich kann, gern.«
»Kann man einen Geist berühren? Den Mann, meine ich. Kann man ihn mit den Händen anfassen?«
»Nun, manchmal denke ich, es müßte durchaus möglich sein… zumindest, daß man irgend etwas berührt. Ob sich das Wesen natürlich selbst berühren lassen würde oder nicht, das ist eine ganz andere Frage, wie Sie bald sehen werden.«
Michael nickte. »Dann hängt also alles zusammen. Die Hände, die Visionen und sogar Sie… und Ihre seltsame Organisation. Es hängt alles zusammen.«
»Warten Sie, warten Sie, bis Sie die Akte gelesen haben. Bei jedem Schritt in diesem Spiel: Warten
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