Hexenstunde
Kerzen flackerten im Wind, die Musik war kraftvoller denn je, und ich verlor mich in der Betrachtung der beiden nackten Frauen, ihrer großen Brüste und des dunklen Vlieses ihrer Scham.
Die eine küßte mich wieder; ihr Haar und ihre Haut streifte mich seidig, und diesmal öffnete ich den Mund.
Aber da, Stefan, war ich schon verloren.
Die beiden bedeckten mich mit ihren Küssen und legten mich in die Kissen, und da war kein Teil meiner Anatomie, der nicht ihre geschickten Aufmerksamkeiten genossen hätte, und meine Trunkenheit ließ jede ihrer Gebärden um so länger und köstlicher werden. Liebevoll und fröhlich wirkten sie, die beiden Frauen, so unschuldig, und die Seidenglätte ihrer Haut trieb mich zur Raserei.
Ich wußte, daß Charlotte das Geschehen beobachtete, doch das schien nicht länger von Bedeutung zu sein; wichtig war, die beiden Frauen zu küssen und sie überall zu berühren, wie sie mich berührten, denn der Trank, den ich getrunken hatte, beseitigte zweifellos alle Hemmungen und verlangsamte zugleich den natürlichen Rhythmus des Mannes unter solchen Umständen, denn mir schien, als hätte ich alle Zeit der Welt.
Es wurde dunkler im Zimmer, und die Musik klang sanfter. Ich entbrannte in immer größerer Leidenschaft, in immer köstlicheren Gefühlen, völlig verzehrt von Empfindungen der außergewöhnlichsten Sorte. Eine der Frauen, so reif und nachgiebig in meinen Armen, zeigte mir jetzt ein Band aus schwarzer Seide, und als ich noch rätselte, was es damit auf sich haben könnte, legte sie mir dieses Band über die Augen, und die andere verknotete es an meinem Hinterkopf.
Wie kann ich erklären, daß diese plötzliche Fessel die Flamme in mir noch weiter entfachte, daß ich, blind gleich dem Cupido, nun allen Anstand verlor, der mir noch geblieben war, als wir miteinander über das Bett rollten?
In dieser berauschenden Dunkelheit bestieg ich mein Opfer jetzt vollends, und sanft sanken meine Hände in Massen von Haar.
Ein Mund saugte an mir, und starke Arme zogen mich hinunter in ein wahres Feld von weichen Brüsten und Bäuchen und süß duftender weiblicher Haut, und als ich in meiner Leidenschaft aufschrie, eine verlorene Seele, die nicht mehr fragte, da wurde mir die Binde von den Augen gerissen, und im Zwielicht schaute ich hinunter und sah Charlottes Antlitz unter mir, mit sittsam geschlossenen Augen und offenem Mund, gerötet von einer Ekstase, die der meinen in nichts nachstand.
Es war niemand außer uns beiden in diesem Bett! Niemand, das sah ich, außer uns beiden in dem kleinen Haus!
Wie ein Wahnsinniger sprang ich auf und weg von ihr. Doch es war geschehen… Ich war draußen, am Rande der Klippe, als sie mich erreichte.
»Was willst du tun?« rief sie. »Ins Meer springen?«
Ich konnte nicht antworten; ich kannte nur einen Gedanken: Dies ist meine Tochter, meine Tochter! Was habe ich getan?
Und doch, als ich es wußte – meine Tochter – und es wiederholte – meine Tochter – und der Erkenntnis ins Auge blickte, da wandte ich mich ihr zu, packte sie und zog sie an mich. Wollte ich sie mit Küssen bestrafen? Wie konnten Wut und Leidenschaft so ineinander verschmelzen? Ich war nie Soldat in einer besiegten Stadt, aber sind sie dort derart entbrannt, wenn sie den schreienden Frauen die Kleider vom Leibe reißen?
Ich wußte nur, ich wollte sie zermalmen in meiner Lust. Und als sie den Kopf in den Nacken warf und stöhnte, da flüsterte ich: »Meine Tochter«, und ich vergrub mein Gesicht an ihren nackten Brüsten.
Es war, als hätte ich meine Leidenschaft noch nicht verströmt, so groß wurde sie da. Sie zerrte mich wieder ins Haus, denn ich hätte sie da draußen auf dem Boden genommen. Mein Ungestüm barg keinen Schrecken für sie. Sie zog mich auf das Bett, und niemals außer in jener Nacht in Amsterdam mit Deborah habe ich solche Erlösung erlebt. Nein, nicht einmal die Zärtlichkeit, die ich damals fühlte, hielt mich jetzt noch im Zaume.
»Du verderbte kleine Hexe!« schrie ich, und sie nahm es wie einen Kuß. Sie wand sich unter mir auf dem Bett, bäumte sich mir entgegen, als ich auf sie herabkam.
Und endlich fiel ich zurück in die Kissen. Ich wollte sterben und sie zugleich sofort noch einmal nehmen.
Noch zweimal nahm ich sie vor dem Morgengrauen, wenn ich nicht völlig den Verstand verloren hatte. Ich war so betrunken, daß ich kaum noch wußte, was ich tat – nur, daß alles, was ich mir bei einer Frau je gewünscht hatte, da war und ich es nur zu
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