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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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keine Sandalen.« Ich runzelte die Stirn. »Er trägt Stiefel, und die sind verdammt hart und schwer. Das kann man an meinen Rippen ablesen.« Smoky stieß eine Art heiseres Bellen aus, und ich drehte mich zu ihm um. »Behalte schön die Nerven, mein Liebster. Solange ich dort war, hat er nie etwas anderes als diese verdammten Stiefel getragen.«
    »Sollen wir der Spur folgen?«, fragte Delilah.
    Shade blickte in die Richtung, in die unser Angreifer verschwunden war. »Ich weiß nicht, ob das etwas nützen würde. Das war ein mächtiger Zauber. Jemand, der einen so starken Blitz beherrscht …«
    »Mein Vater kann das nicht.« Smoky setzte Iris ab, und sie schüttelte ihre Gewänder zurecht. »Er beherrscht Nebel und Schnee besser als ich, aber dem Blitz gebietet er nicht. Wenn er nicht eine Spruchrolle benutzt, könnte er niemals so einen Zauber wirken.«
    »Wer …?« Dann ging mir ein Licht auf. »Ich weiß, wer das war.« Ich war mir absolut sicher. »Asheré. Das Schneemännchen – der abtrünnige Mönch aus den Nordlanden. Glaubt mir, das muss er gewesen sein.«
    »Bist du sicher?«
    »Erscheint mir am logischsten.« Ich holte tief Luft und sah mich um. Ich rechnete jeden Moment damit, ihn irgendwo zu entdecken, aber da war gar nichts. »Er spielt Katz und Maus mit uns. Haltet die Augen offen – wahrscheinlich versucht er uns einzuschüchtern, ehe wir Hyto überhaupt zu sehen bekommen. Das sagt mir der gesunde Menschenverstand. Hyto genießt es, sein Spielzeug zu quälen. Er wird alles tun, um uns zu demoralisieren.«
    »Aber sein Ego wird dem Schneemännchen nicht den Erfolg überlassen, einen von uns zu töten.« Smoky atmete tief aus. »Mein Vater ist der Gipfel der Arroganz.«
    »Ja, das weiß ich nur zu gut.« Ich biss mir auf die Unterlippe. »Während er mich geschlagen hat, hat er herumgebrüllt, ich sei ihm nicht ebenbürtig. Er glaubt, ich hätte dich gegen ihn aufgebracht, und letztendlich sei es meine Schuld, dass er aus den Drachenreichen verbannt wurde.«
    »Er wäre früher oder später sowieso rausgeflogen, unabhängig davon, was ich getan hätte oder auch nicht. Die Geduld meiner Mutter war ausgereizt. Als ich vor einer Weile bei ihr war, um ihr zu helfen, hatte sie schon entschieden, sich vor dem Rat von ihm loszusagen. Sie hat mir erklärt, dass sein Verhalten mir und dir gegenüber nur der letzte Tropfen war.« Mit finsterer Miene schüttelte er den Kopf. »Hyto war nie ein guter Ehemann. Sie hat ihn aus Höflichkeit und Pflichtbewusstsein geheiratet.«
    Ich hatte Smoky noch nie so offen über seine Familie sprechen gehört. Was ich darüber wusste, verdankte ich hauptsächlich Iris’ Kenntnis der Drachengesellschaft. »Du meinst, das war eine arrangierte Ehe?«
    Er hob Iris wieder hoch, setzte sie sich auf die Schultern und hielt sie mit seinem Haar fest. Ich lächelte, als ich sah, wie rücksichtsvoll er dafür sorgte, dass sie es bequem hatte. Wir marschierten weiter den Hang hinauf.
    »Nicht direkt. Mein Großvater Relae – der Vater meiner Mutter – hatte seinem Freund Layr – Hytos Vater – versprochen, Layrs Sohn eine seiner Töchter zur Frau zu geben. Hyto war der neunte Sohn eines neunten Sohnes, hatte aber noch keine Frau gefunden. Mein Großvater wusste damals nicht, dass Hyto alles andere als ausgeglichen ist.«
    »War er denn schon als Jugendlicher wahnsinnig?«
    »Ich glaube schon. Mutter sagt, es hätte Anzeichen dafür gegeben, aber … sie hat die Bitte ihres Vaters erfüllt und unter ihrer eigenen Klasse geheiratet. Da sie ein Silberdrache ist, hat das ihrem eigenen Status nicht geschadet, und sie liebte ihren Vater sehr und wollte seiner Bitte nachkommen. Als sie dahinterkamen, dass Hyto so gestört ist, hatte Mutter bereits mehrere Kinder geboren. Also beschloss sie, erst einmal abzuwarten und zu hoffen, dass er sich bessern würde. In den Drachenreichen hat es weitreichende Konsequenzen, sich von einem Gefährten loszusagen, wenn man ihm Verfehlungen nachweisen kann. Hyto wäre überall in Ungnade gefallen.«
    Ein weiterer Gedanke schoss mir durch den Kopf – eine Frage, die ich mir schon länger stellte. »Smoky, als wir … als ich zum ersten Mal in deinem Bau war, hast du mir erzählt, du seist der neunte Sohn eines neunten Sohnes. Aber neulich hast du gesagt, du seist der älteste Sohn?« Warum so etwas nicht offen ansprechen? Wenn wir das hier überleben sollten, gehörte es sich wohl, dass ich so viel wie möglich über die Familien und Kulturen

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