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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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war, wandte sie sich an Smoky, und ihre Stimme klang ein wenig erstickt. »Ich hätte mich früher von ihm lossagen sollen. Das hier wäre nicht geschehen, wenn ich früher auf sein Verhalten reagiert hätte. Schon bald nachdem du und deine Geschwister geschlüpft wart, hätte ich ihn verstoßen sollen. Aber ich war nicht sicher … Ich dachte, er sei noch jung und unbeherrscht.«
    Smoky schüttelte den Kopf. »Er hat jede Grenze überschritten. Hyto ist verloren.«
    Ich fand den Mut, sie anzusprechen. »Er ist furchtbar wütend auf Smoky und mich. Er will uns vernichten. Er hat mich verschleppt, um mich als Köder für Smoky zu benutzen, aber mit Hilfe seiner Dienerin konnte ich ihm entkommen.«
    Vishana hörte mir zu und verschränkte dann die Arme. »Hytos Perversionen zu überleben, beweist einen starken Geist. Wir müssen vorsichtig sein. Er ist listig und kennt kein Pardon.« Mit einem Blick an uns vorbei wies sie auf Iris, Shade und Delilah. »Deine Manieren, mein lieber Iampaatar. Du bist nicht unter Wilden groß geworden. Sei also höflich.«
    Ich bemühte mich, ein Lachen zu unterdrücken, und Vishana lächelte mir verschwörerisch zu. »Meinen Sohn zu zähmen, war gewiss keine leichte Aufgabe für dich. Soweit ich weiß, hast du zwei weitere Ehemänner.«
    Es verblüffte mich, dass Smoky ihr so viel erzählt hatte. Ich nickte. »Ja … das stimmt. Ich hoffe, Ihr …«
    Mit einer abfälligen Geste schnitt sie mir das Wort ab. »Das spielt keine Rolle. In den Drachenreichen lassen wir gelegentlich die Mehrehe zu, und sich einen Liebhaber zu nehmen, ist sehr verbreitet. Mein Sohn überrascht mich allerdings. Er war immer das sturste meiner Kinder.« Ein paar Augenblicke später fügte sie hinzu: »Wenn er willens ist, dich zu teilen, muss seine Liebe stärker sein als das Leben selbst. Vergiss das nicht, Camille. Du bist wahrhaftig gesegnet. Und er auch – denn dass du ihn auf diese Jagd begleitest, sagt mir, dass du mutig und tapfer bist. Deinem Ehemann hierin beizustehen, ist sehr ehrenhaft.«
    Ich hatte allmählich den Eindruck, dass ehrenhaft für Vishana ein sehr wichtiges Wort war. Ich wandte mich zu meiner Schwester um und wollte sie vorstellen, doch meine Schwiegermutter hob die Hand.
    »Na, na! Ich habe meinen Sohn gebeten, das Gebot der Höflichkeit zu erfüllen. Das ist seine Aufgabe, und wir wollen doch nicht, dass er zum Stoffel verkommt. Denk daran, Camille – du musst deinen Hausstand stets im Griff haben. Nur, weil er ein Drache ist, sollte er nicht über alle anderen hinwegtrampeln dürfen. Hast du verstanden? Die Frau bestimmt die Regeln des Hauses, und diese sind zu befolgen.«
    Smoky kochte, sagte aber nichts. Ich lachte leise. Meine Schwiegermutter hatte mir soeben die Erlaubnis erteilt, meinen Mann zu tadeln.
    »Wenn Ihr damit fertig seid, über mich zu sprechen, gestattet mir, meine Schwägerin vorzustellen, Delilah Maria te Maria D’Artigo. Dies ist die ehrenwerte Iris Kuusi, Priesterin der Undutar. Und Delilahs Liebhaber Shade. Er ist …«
    »Zur Hälfte Drache. Das spüre ich wohl, mein Sohn. Und … zur Hälfte Stradoner.« Smokys Mutter musterte Shade von oben bis unten und wieder zurück. »Faszinierend. Ich bin noch nie einem halbblütigen Schattendrachen begegnet. Deine Art verpaart sich selten außerhalb.«
    An dieser Bemerkung war eigentlich nichts Unhöfliches, aber irgendwie kam es mir so vor, als hätte sie uns damit etwas Wichtiges verraten.
    Shade verneigte sich. »Ehrenwerte Vishana, es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich stehe Euch zu Diensten.«
    »Du bist wohlerzogen und sehr höflich. Sei so gut und erteile meinem Sohn die eine oder andere Lektion. Ich fürchte, über die vielen Jahrhunderte, die er allein verbracht hat, ist er ein wenig verroht. Aber er ist ein guter Mann, und ich bin stolz auf ihn.« Vishana blickte den Abhang hinauf. »Nun denn. Wollen wir Hyto finden und zur Strecke bringen? Ich kann nicht den ganzen Tag hier vertrödeln, und mir ist nicht daran gelegen, diese Schlacht hinauszuzögern.«
    Ich starrte sie an. »Ihr kommt also mit uns?« Ich war mir bisher nicht ganz sicher gewesen, ob sie wirklich deshalb gekommen war. Ich hatte es gehofft, aber Hoffnungen erfüllen sich eben nicht immer.
    »O ja, meine Liebe. Ich bin gekommen, um zu kämpfen, und ich werde nicht gehen, solange Hyto noch lebt. Nun kommt. Iampaatar, führe uns in den Kampf. Camille, gib auf dich acht. Ich möchte keine Schwiegertochter kennenlernen, um sie noch

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