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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sind sehr viel stärker als vor unserer Reise in die Nordlande. Ihr habt mir lange geholfen und mich beschützt. Ich stehe in deiner Schuld, Camille. Ich schulde euch allen eine Menge. Ich werde dabei sein.«
    Als alle durcheinanderzureden begannen, hob ich die Hand.
    »Schon gut, ich habe verstanden. Alle für einen, und einer für alle. Aber irgendjemand muss hier bleiben und Menolly bewachen, weil sie schlafen wird, und Maggie, Morio und Hanna. Und Georgio und Estelle.« Ich schaute zu den beiden hinüber, und sie lächelten mich schüchtern an.
    »Holde Maid, welches Übel treibt Euch dazu, Euch den schönen Kopf zu zerbrechen?«, sagte Georgio und verneigte sich tief. »Es wäre mir eine Ehre, Eure Feinde zu erschlagen.«
    Ich ging zu ihm hinüber. »Sankt Georg, mein wackerer Held. Macht Euch um diese Sache keine Gedanken. Bleibt hier und beschützt jene, die wir zurücklassen müssen. Das würde mich von einer großen Sorge befreien. Wollt Ihr das für mich tun?«
    Er lächelte, dann strahlte er übers ganze Gesicht. »Das und mehr. Was immer Ihr wünscht.« Mit einem Seitenblick auf Smoky schüttelte er den Kopf. »Ich finde es noch immer seltsam, dass Ihr Euch mit dem Drachen verbündet habt – Ihr wisst ja, dass ich ihn erschlagen muss. Aber bis jener Tag kommt, werden die Waffen ruhen, wenn ein gemeinsamer Feind uns alle bedroht.«
    Mir wurde warm ums Herz, und ich beugte mich vor und küsste Georgio auf den Kopf. »Mein tapferer Ritter. Haltet Wacht.«
    Ich wandte mich wieder den anderen zu und zuckte mit den Schultern. »Also dann – Trillian, Vanzir, Roz, ihr drei bleibt morgen hier. Shade, Delilah, Iris, Smoky und ich werden zu der Lichtung gehen und uns …« Ich hielt inne, und mein Blick huschte zu Georgio hinüber. Es war besser, wenn er nicht erfuhr, dass ein weiterer Drache im Spiel war. Shade hatte er auch noch nicht als Halbdrachen erkannt, und das war nur gut so. »Uns Hyto stellen.«
    Smoky seufzte tief. »Ich wünschte … Ich muss eine kurze Reise unternehmen. Ihr bleibt alle hier drin. Ich bin so schnell wie möglich zurück. Lasst Camille keinen Moment lang aus den Augen. Ich flehe euch an.« Er schlüpfte in seinen knöchellangen Trenchcoat und verschwand zur Tür hinaus.
    »Wo will er hin?«, fragte Vanzir.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete ich.

    Als Smoky nach Hause kam, waren nur noch Trillian, Morio und ich wach. Wir warteten im Schlafgemach auf ihn. Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett, Morio zappelte ungeduldig in seinem Rollstuhl herum, und Trillian lief auf und ab. Als Smoky zur Tür hereinplatzte, seufzte ich erleichtert.
    »Ich hatte schon befürchtet, du wärst auf der Suche nach Hyto – um ihn dir allein vorzunehmen«, sprudelte es aus mir heraus, ehe ich mir die Worte überlegen konnte.
    Smoky machte ein finsteres Gesicht. »Mit dem Gedanken habe ich gespielt, aber nein. Ich musste mich um etwas anderes kümmern. Kommt. Wir sollten jetzt schlafen. Morgen brauchen wir alle unsere Kraft.«
    Ich hielt den Blick auf den Boden gerichtet. »Das könnte unsere letzte gemeinsame Nacht sein. Hyto ist erbarmungslos.« Ich hob den Kopf, zutiefst erschöpft, und sah einen nach dem anderen an. »Ich bin müde.« Eigentlich fand ich, dass eine kleine Sexorgie angemessen gewesen wäre – das Leben richtig feiern im Angesicht dessen, was uns bevorstand, aber dazu war ich einfach zu fertig. »Schlaft bei mir. Hüllt mich in eure Liebe ein.«
    Also rückten sie Morios Krankenbett an Smokys großes Himmelbett. Smoky, Trillian und ich krabbelten unter die riesige, bauschige Bettdecke und kuschelten uns warm aneinander. Ich schob einen Arm über Trillians Taille und hielt Morios Hand, und so schliefen wir ein.

    Vor dem Morgengrauen standen wir auf und zogen uns an. Ich schlüpfte in meinen Rock aus Spinnenseide, eine passende Bluse, den Umhang des Schwarzen Einhorns und ein Paar solide Schnürstiefel. Als ich das Horn in die geheime Tasche steckte, war ich erleichtert, dass es noch geladen war, und ich fragte mich, was gegen einen Drachen wirken könnte – welches Element?
    Weiße Drachen beherrschten Nebel, Schnee und Eis, aber sie spien auch Feuer. Also Wind oder Erde? Sie konnten fliegen, also geschickt mit Luft umgehen. Aber Erde … Erde könnte ihnen tatsächlich zu schaffen machen.
    Das Frühstück war eine sehr stille Mahlzeit. Delilah servierte uns Sandwiches mit Rührei, und Trillian kochte stumm vor sich hin. Er wollte unbedingt mitkommen, aber er

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