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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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empfand genauso. Chase gehörte inzwischen zu unserer erweiterten Familie, und jemanden, der zur Familie gehörte, ließ man nicht einfach fallen, auch wenn mein Vater das anders sah.
    »Heute Nacht. Ich bin müde, aber das darf ich nicht aufschieben. Wartet nicht auf mich. Ich fahre allein. Die drei Grazien mögen Smoky nicht besonders, und ich glaube, sie haben auch nicht gern Fremde auf ihrem Land, Shade.«
    »Ich komme mit.« Delilah warf mir mit blitzenden Augen einen Blick zu. »Ein Nein akzeptiere ich nicht.«
    »Also gut. Trillian, würdest du Smoky und Shade mit dem Jeep heimfahren? Wir nehmen meinen Lexus.«
    »Wie du wünschst, meine Schöne.« Trillian gab den beiden Drachen einen Wink, und sie wandten sich zum Gehen. Delilah warf Trillian ihren Autoschlüssel zu, und dann sahen wir den dreien nach, die in der verschneiten Nacht verschwanden. Ich war sehr überrascht gewesen, als ich erfahren hatte, dass er in aller Stille und völlig problemlos den Führerschein gemacht hatte. Trillian war ein sehr guter Fahrer, aber er liebte den Rausch der Geschwindigkeit.
    Ich wandte mich wieder der Stelle zu, wo das Portal verschwunden war. »Geht’s wieder, Kätzchen?« Ein Blick auf sie zeigte mir, dass sie immer noch weinte.
    »Ja, es geht schon, aber Chase … hat das Ding ihn getötet?« Sie schloss die Augen, und ich wusste, dass sie mit ihren Instinkten nach ihm suchte in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis darauf zu erhalten, dass er noch lebte. Ich berührte sie sanft am Arm.
    »Gehen wir. Wir können ihm nicht helfen, indem wir nur hier herumstehen.« Widerstrebend wandte ich mich ab, und sie folgte mir mit hängendem Kopf. Während wir zum Auto zurückjoggten, musste ich immer wieder an eines denken: Wenn Chase nicht den Nektar des Lebens getrunken hätte, wäre er wohl nicht in diese Notlage geraten.
    Ja, aber dann wäre er tot, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Wäre das etwa besser?
    »Vielleicht«, hauchte ich. Denn was ich auf der anderen Seite des Portals gespürt hatte, war unvorstellbar alt, und die uralten Mächte der Erde konnten entsetzlich wild und grausam sein. »Aber nur vielleicht.«

    Im Schneegestöber dauerte die Fahrt zum Territorium der Feenköniginnen eine halbe Stunde, und im Geiste dankte ich Morio, der darauf bestanden hatte, dass ich Winterreifen für den Lexus brauchte. Der Gedanke daran, dass er zu Hause lag und immer noch Schmerzen litt, war bitter. Aber er erholte sich zusehends, und in ein paar Monaten würde er wieder fit sein. Der Angriff der hungrigen Geister hatte ihn sehr geschwächt, und Lebenskraft zurückzugewinnen war viel schwieriger, als sich nur körperlich zu erholen. Hungergeister sogen Lebensenergie aus ihren Opfern, und es gab einfach keine Möglichkeit, die schnell wiederherzustellen.
    Allein schon Morio und Menolly auseinanderzuhalten, war ganz schön anstrengend gewesen. Sie waren jetzt miteinander verbunden, weil Sharah etwas von Menollys Blut gebraucht hatte, um Morio das Leben zu retten, und ob es ihnen gefiel oder nicht, die beiden fühlten sich jetzt zueinander hingezogen. Sie achteten gewissenhaft darauf, nie allein in einem Zimmer zu sein, aber ich fürchtete, das würde nur schwieriger werden, je mehr Morios Kräfte zurückkehrten. Die Spannung, wenn die beiden zusammen waren, machte mich wahnsinnig. Nicht, dass ich furchtbar eifersüchtig wäre. Wenn sie doch irgendwann miteinander schliefen … von mir aus. Damit würde ich klarkommen, auch wenn es mir lieber wäre, wenn sie das nicht täten. Aber eines musste ich mir eingestehen: Ich wollte nicht, dass Morio sich in sie verliebte. Und im Moment war ich nicht sicher, was er außer Begehren noch für sie empfand.
    Außerdem hatte ich meine eigenen Geheimnisse, die Smoky zu Mord und Totschlag treiben könnten. Mir war zwar nichts anderes übriggeblieben – jedenfalls wäre die Alternative schlimmer gewesen als das Schicksal, das ich gewählt hatte. Aber wie man es auch drehte und wendete, bei uns zu Hause versprach diese Wintersonnenwende alles andere als fröhlich zu werden.
    Während ich mich durch Schnee und Eis kämpfte, starrte Delilah aus dem Fenster. Schließlich sagte sie: »Also, dann erzähl mir mal von Iris. Was ist passiert? Und sag ja die Wahrheit. Natürlich muss sie mir die ganze Geschichte selbst erzählen, aber du warst dabei. Was habt ihr erlebt?«
    Ich biss mir auf die Lippe. Wir waren nur ein paar Tage fort gewesen, aber es kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor. »Sie hat

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