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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sich satt zu fressen. Sie konnten ihn nicht töten – Jackos Mutter hatte ihn so gut wie unbesiegbar gemacht –, also verfluchten sie ihn zu dieser erbärmlichen Existenz.«
    Delilah räusperte sich. »Ich erinnere mich vage, dass ich diese Geschichte als Kind mal gehört habe, aber ich hatte die Namen vergessen.«
    »Der Sumpfschlinger steht auf ewig kurz vor dem Hungertod, ganz gleich, wie viel er frisst. Er ist stets hungrig, und er hasst all jene, die glücklich und voller Leben sind. Bisher glaubte man, Lugh Langhand hätte ihn vor der Großen Spaltung im Kampf getötet, aber offenbar war das ein Irrtum. Die Energie, die ich durch dieses Portal gespürt habe, war finster und sumpfig, und die Luft stank nach Torf. Ich weiß, dass der Sumpfschlinger irgendwo dort drin ist. Aber hinter ihm steht ein noch stärkerer Schatten – die weibliche Energie, die ich erspüren konnte. Und dieser Schatten … dorthin ist euer Detective gegangen. Ich glaube nicht, dass der Schatten Gutes im Sinn hat, aber mit Gewissheit kann ich es nicht sagen.« Sie verstummte.
    Ich wollte diese Frage nicht stellen, aber mir blieb nichts anderes übrig. Auch, wenn ich schon gar nicht vor Delilah danach fragen wollte. »Da sich der Sumpfschlinger dahinter verbirgt – glaubt Ihr, dass Chase noch lebt?«
    Delilah verzog das Gesicht, doch Aeval achtete nicht auf sie.
    »Euer Detective ist in den Schatten hinter dem Sumpfschlinger getreten. Ob er noch lebt, vermag ich nicht zu sagen. Doch der Sumpfschlinger hat ihn nicht gefressen – das weiß ich immerhin. Chases Signatur hinterlässt noch immer eine Spur, also würde ich vermuten, dass er tatsächlich noch lebt.«
    Delilah atmete im selben Moment wie ich erleichtert auf. Allerdings wollte ich lieber nicht darüber nachdenken, was möglicherweise gerade mit ihm geschah. Das wäre zu viel für mich gewesen, also konzentrierte ich mich auf das Naheliegende.
    »Wie kommen wir da rein, um ihn zu retten?« Die Vorstellung, am Sumpfschlinger – einer Alten Fee – vorbeizumüssen, war grauenhaft, aber wenn Menolly mit der Maid von Karask fertiggeworden war, konnten wir es auch mit dem Sumpfschlinger aufnehmen.
    Aeval neigte den Kopf zur Seite, und ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich kann ihr Portal aufsprengen, aber ich werde nicht mit euch hindurchgehen. Ich habe wirklich Besseres zu tun. Aber ihr solltet bald gehen – spätestens morgen.«
    Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Das war alles zu viel. Endlich zu Hause, dann die Botschaft über Hyto, und jetzt auch noch das? Ich hätte schreien mögen.
    »Also morgen. Bei Tag oder bei Nacht?«
    »Bei Tage. Ich bin kein Vampir, ich kann mich frei im Tageslicht bewegen. Ihr beide – nur ihr zwei – kommt zum Mittagslied wieder hierher. Und bringt eure Waffen mit, ihr werdet sie brauchen. Denkt daran: Die reinblütigen Feen lieben Silber. Eine Silberklinge wird euch zwar nützlich sein, aber nicht so nützlich wie kalter Stahl.« Sie sah mich an. »Oder Eisen. Du weißt, wovon ich spreche.«
    Und damit entließ sie uns.
    Wir gingen hinaus zu der Kutsche, und Delilah ergriff die Zügel und lenkte das Pferd zurück zum Parkplatz. Dort packte sie mich auf den Beifahrersitz meines Lexus, und ich döste während der ganzen Fahrt nur vor mich hin. Ich schaffte es nicht einmal mehr, meine Gedanken in Worte zu fassen.

    Als wir zu Hause ankamen, hatte ich mich ein wenig erholt, aber das würde nicht lange anhalten. Unsere dreistöckige viktorianische Villa war mir noch nie so einladend erschienen, und ich schleppte mich die Stufen zur Haustür hinauf. Drinnen stellte sich heraus, dass alle noch wach waren und auf uns warteten, um sofort zu erfahren, was passiert war. Wir berichteten, was in Talamh Lonrach Oll geschehen war, und ehe jemand anders ein Wort sagen konnte, bat ich mit erhobener Hand um Schweigen.
    »Kann jemand Menolly in der Bar anrufen und ihr alles erzählen? Ich muss ins Bett.« Ich stand auf und spürte jeden Zoll meines schmerzenden Körpers, der nach Frieden und Wärme schrie.
    Smoky erhob sich. »Sie hat recht. Wir haben in den Nordlanden einiges mitgemacht. Iris, du solltest dich auch ausruhen. Den Rest können wir beim Frühstück besprechen.« Er hob mich hoch und trug mich auf den Armen die Treppe hinauf, dicht gefolgt von Trillian.
    Ich ließ mich an ihn sinken. Der Duft von kaltem Wind und Schnee hing in seinem Hemd, und sein knöchellanges silbernes Haar streichelte meinen Arm. Zuerst

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