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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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den Blick und sah ihr ins Gesicht.
    »Der Sumpfschlinger.«
    Sie nickte.
    Der Sumpfschlinger … Ich schloss die Augen. »Nein … er kann doch nicht immer noch am Leben sein. Ich dachte, einer der Götter hätte ihn getötet.«
    »So heißt es, ja, aber offenbar hat sich die Gerüchteküche in diesem Fall geirrt. Kommt, wir müssen uns darüber unterhalten, ehe wir irgendetwas unternehmen. Wir hätten viel zu verlieren, wenn wir nicht vorsichtig handeln, darunter auch euren Detective.«
    Aeval bedeutete uns, ihr zu folgen, und wir kehrten zu dem scheinbar leeren Haus mit dem Portal zurück.
    »Stolle Kom Leisie galt als längst vergessene Legende. Angeblich soll Lugh Langhand ihn getötet haben, aber offenbar war das nur ein Gerücht, vermutlich von Lughs Anhängern in die Welt gesetzt.«
    Ich hörte kaum mehr richtig hin. Ich wusste, wohin das alles führte, und ich wollte Aeval nicht bis zum logischen Schluss folgen. Sehnsüchtig wünschte ich, Smoky oder Trillian wäre hier. Stattdessen schmiegte ich mich an Delilah, und sie schlang den Arm um meine Taille.
    »Wer ist denn der Sumpfschlinger?«, fragte sie. »Der Name sagt mir nichts.«
    Aeval blickte zum Nachthimmel auf. »Kalt ist es heute, und morgen wird es noch kälter sein. Keine gute Zeit für grausige Geschichten, aber dafür gibt es wohl keinen rechten Zeitpunkt.« Nach einer weiteren Pause erzählte sie: »Es gab einmal einen Goblin, der so grausam und bösartig war, dass Jacko Pferdeschweif auf ihn aufmerksam wurde. Jacko war vor der Großen Spaltung als die Geißel der Westlichen Ödlande bekannt.« Die Feenkönigin holte tief Luft und ließ den Atem als weiße Fahne langsam wieder ausströmen. »Jacko Pferdeschweif war der Sohn einer der Grauen Scherenschwestern – der Weberinnen, die Verwirrung und Hass in die Welt spinnen. Die drei gehören nicht zu den Ewigen Alten, aber auch sie stammen aus der Welt der Elementare, und man vermutet eine gewisse Verwandtschaft zu den Feen.«
    Sie verstummte, als wir hinter einem Auto, das langsam über das Eis kroch, die Straße überquerten. Der Fahrer stieg auf die Bremse, sprang heraus und gaffte uns an. Doch Aeval wedelte leicht mit der Hand und flüsterte: »Achte nicht auf uns«, und er stieg ebenso schnell wieder ein und fuhr weiter.
    Als wir vor dem Portal ankamen, das uns nach Talamh Lonrach Oll zurückbringen würde, hielt ich sie auf. »Wer bewacht dieses Portal hier? Was, wenn irgendein Kind es zufällig sieht und auf die Idee kommt, sich dieses Glitzern mal näher anzuschauen?«
    Da lachte sie. »Ihr seht es, weil es der Feenmagie entspringt – und Feenblut durch eure Adern rinnt. Sterbliche hingegen können das Portal weder sehen noch spüren, außer wenn sie die Gabe des Zweiten Gesichts besitzen, so wie euer Detective. Und selbst wenn sie es spüren, können sie das Portal nicht passieren, weil es nur durch die richtigen Wörter aktiviert wird. Ja«, fügte sie mit einem schelmischen Grinsen hinzu, das sie plötzlich jung und verspielt wirken ließ, »wir schützen unsere Portale mit Passwörtern.«
    Aeval flüsterte das Passwort (wobei sie darauf achtete, dass niemand es hören konnte), das Portal öffnete sich, und wir schlüpften hindurch zum Palast unter den Hügeln. Sie führte uns in ihren Thronsaal, bat uns, Platz zu nehmen, und ließ heißen Apfelwein bringen.
    »Wie gesagt, Jacko Pferdeschweif war der Sohn einer der Grauen Scherenschwestern, und er war einsam. Selbst in den finsteren Winkeln des Dunklen Hofs gibt es Ausgestoßene und Außenseiter. Er war ein abscheuliches, boshaftes Geschöpf, aber eben auch einsam. Der Goblin freundete sich mit ihm an – womöglich erwartete er eine Belohnung, vielleicht entwickelte er aber auch echte Zuneigung zu Jacko. Jedenfalls war Jackos Mutter so dankbar, dass sie das tat, was viele Mütter tun. Sie machte dem Goblin ein Geschenk. Sie verwandelte ihn, und er wurde mächtiger, als er es sich als gewöhnlicher Goblin je hätte erträumen können. Und damit war Stolle Kom Leisie geboren – der Sumpfschlinger.«
    »Er wird den Alten Feen zugerechnet, nicht wahr?« Ich kramte aus meinem Gedächtnis hervor, was ich einmal über ihn gelernt hatte.
    »So ist es. Und seine erste Tat bestand darin, Jacko Pferdeschweif zu töten und aufzufressen. Das nahmen ihm Jackos Mutter und ihre Schwestern natürlich übel, also belegten sie ihn mit einem Fluch. Er ist dazu verdammt, auf ewig durch Sümpfe und Moore zu streifen, stets hungrig und niemals fähig,

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