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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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der Wimper, aber ich merkte, dass ich ihr Interesse geweckt hatte. »Alte Feen?«
    »Gut möglich. Das würde mich nicht überraschen. Aeval, Chase ist einer unserer engsten Freunde. Und einer der besten Verbündeten für die Anderwelt-Feen. Wir müssen ihn retten.« Ich seufzte leise. »Seid Ihr bereit, uns zu unterstützen?«
    Ich wartete ab. Ob Aeval uns half oder nicht, war allein ihre Entscheidung. Ich breitete die Hände aus und setzte eine letzte Bitte hinzu: »Aus irgendeinem Grund bin ich überzeugt, dass Ihr die Einzige seid, die uns dabei helfen kann.«
    Nach ein paar Augenblicken antwortete die Königin der Nacht mit einem leichten Nicken. »Ich werde dich dorthin begleiten und die Energiesignatur untersuchen. Aber wir werden auf meine Weise gehen, dann dauert es nicht so lange. Ich spüre, wie müde du bist, Camille. Du riechst nach den Nordlanden, und deine Aura ist heute Abend schwach.«
    Sie erhob sich und rief nach ihrer Wache. Begleitet von fünf strammen Feenwächtern – alle so dunkelhaarig und bleich wie ihre Königin – verließen wir den Palast und gingen über den schneebedeckten Platz davor zu zwei Eichen. Ein Portal, ganz ähnlich wie das im Park, schimmerte zwischen den beiden Bäumen, und die knisternde Energie weckte meine Lebensgeister.
    Lautlos traten wir nacheinander durch das Portal, angeführt von der Königin, und die Welt zersprang in Millionen Stücke, als wir durch Raum und Zeit schossen.

    Wir landeten nicht im Tangleroot Park, sondern bei einem Portal zwei Querstraßen weiter im Garten eines Hauses, das leer zu stehen schien. Doch als ich genauer hinsah, stellte ich fest, dass es bewohnt war.
    »Wer lebt hier?« Ich deutete auf den schwachen Lichtschein in den Fenstern.
    Aeval lächelte. »Wir haben unsere Spione und Wächter. Dies ist einer unserer Zufluchtsorte, falls wir je ein sicheres Versteck brauchen sollten.«
    Ich bohrte nicht weiter nach. Ihr Tonfall sagte mir, dass das keine gute Idee gewesen wäre. Aber ich merkte mir die Adresse – 24132 Westwood Lane – nur für den Fall, dass wir sie je brauchen sollten.
    Ich sah mich nach Delilah um, die den Garten musterte. Überall wucherten Farne zwischen hohen Tannen, und das Grundstück musste gut zweitausend Quadratmeter groß sein – ungewöhnlich in der Stadt. Wir folgten Aeval und ihren Wachen zu Fuß in Richtung Park. Die Gehwege waren vereist, doch einer der Wächter bot mir seinen Arm, und ich hielt mich dankbar an ihm fest, denn ich war so müde, dass ich kaum noch geradeaus schauen konnte.
    Binnen weniger Minuten erreichten wir den Park, und ich führte Aeval zu der Stelle, wo das Portal gewesen war. Delilah und ich suchten vergeblich nach irgendeiner Spur von Chase, doch es war nichts von ihm zu sehen. Die Energie hing immer noch dick in der Luft, und hier und da erhaschte ich auch einen Blick darauf – sie schillerte wie ein Schatten, der mal sichtbar war und im nächsten Moment wieder verschwunden.
    Schweigend trat Aeval an die Stelle heran. Sie streckte die Hände aus, schloss die Augen und spürte mit den Fingern der Energie nach. Ich konnte ihre Aura sehen – je müder ich wurde, desto besser wurde mein geistiger Blick –, und sie glitzerte wie ein überdrehter Weihnachtsbaum.
    Ich sah eine Bank ein paar Meter weiter, schleppte mich dort hinüber und setzte mich, ohne mich darum zu kümmern, dass mein Hintern im eiskalten Schnee landete. Delilah gesellte sich zu mir, schob aber erst den Schnee von ihrer Seite der Bank.
    Schweigend saßen wir da – es gab nichts mehr zu sagen, bis Aeval fertig war und so viel wie möglich herausgefunden hatte. Doch Delilah nahm meine Hand, und ich verschränkte die Finger mit ihren. Ich wusste, dass sie litt. Obwohl sie und Chase nur noch gute Freunde waren, würde er ihr immer viel bedeuten. Und mir auch.
    »Ich hätte nicht erwartet, das wieder zu spüren, nicht hier, nicht heutzutage.« Aeval stand plötzlich vor uns und starrte mit entsetzter Miene auf uns herab. Heilige Scheiße. Nicht gut. Es war gar nicht gut, wenn eine Feenkönigin sich fürchtete – das konnte nur gewaltigen Ärger bedeuten.
    »Was denn?«, fragte ich mit kaum hörbarer Stimme.
    »Mehrere Spuren, und alle von Alten Feen. Da ist erstens eine finstere Energie – ich kenne sie nicht genau, aber sie ist weiblich und hungrig. Und zweitens Stolle Kom Leisie.« Dieser Name fiel so abrupt, dass ich die Königin zuerst gar nicht verstand. Doch dann fiel der Groschen, und ich hob langsam

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