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Hexensturm

Hexensturm

Titel: Hexensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Richtung.
    Ich wirbelte zum Sumpf herum. Das Moor zitterte – nun, zumindest ein breiter Streifen Schilf. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich vergewisserte mich, dass meine Handschuhe sicher saßen, und holte die eiserne Geißel aus dem Beutel an meinem Gürtel.
    Das Rumpeln wurde zu einem lauten Grollen, und ein furchtbar großes Geschöpf brach aus dem Wasser hervor. Torf, Moder und stinkendes, fauliges Wasser spritzten in alle Richtungen. Der Mann – war das ein männliches Wesen? – ragte an die drei Meter hoch vor uns auf, und seine wirbelnden Augen waren gleißend hell wie blitzende Sonnenstrahlen in einem Spiegel. Er lachte laut, wandte sich mir zu und sprang aus dem Morast hervor.

Kapitel 8
    D er Sumpfschlinger?« Delilah machte einen Satz auf mich zu, um mir zu Hilfe zu kommen.
    »Nein, das glaube ich nicht!« Ich wich zur Seite aus und schaffte es, den langen Armen auszuweichen, doch in meiner Hast stolperte ich über eine Wurzel, die unter matschigem Laub verborgen war, und fiel der Länge nach hin. Ich rappelte mich auf und wirbelte herum, die Eisengeißel vor mir ausgestreckt. »Was zum Teufel bist du?«
    Er sagte nichts, schnappte nur wieder nach mir, und diesmal erwischte er mich am Knöchel und zog sich an Land. Der Fuß wurde unter mir weggezogen, und ich landete wieder auf dem Boden. Da sah ich, dass seine Beine zu einer langen Flosse zusammengewachsen waren. Ein Nöck! Ein Meré – Flossenvolk! O verdammt – der gehörte zwar nicht zu den Alten Feen, aber gefährlich war er trotzdem. Er strahlte uralte Zeiten und Greueltaten förmlich aus.
    Panisch zappelte ich in seinem erbarmungslosen Griff, richtete mich halb auf und schlug ihm die Eisenketten der Geißel auf den Arm.
    Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen ließ er los und riss den Arm zurück. Also war er ein Feenwesen – eindeutig. Ehe er wieder nach mir grapschen konnte, krabbelte ich hastig rückwärts, und dann war Delilah da und packte mich am Handgelenk. Sie schleifte mich außer Reichweite und hievte mich hoch.
    Japsend drehte ich mich um und versuchte zu erraten, was er vorhatte. »Wir müssen hier weg. Er spürt das Horn.«
    Die Augen des Geschöpfs glitzerten allzu gierig, und er platschte wieder auf uns zu, indem er sich mit diesen langen, muskulösen Armen durch den Morast zog. Delilah packte meine Hand, und wir rannten davon, den schmalen Streifen Land entlang zu dem Pfad, der uns zum Moor geführt hatte. Ich warf einen Blick über die Schulter.
    »O nein! Er verwandelt sich – sein Fischschwanz hat sich gerade in Beine geteilt. Lauf!« Ich ließ sie los und stürmte ins Unterholz.
    Der Nöck oder Flossenmann, oder was immer er nun sein mochte, verfolgte uns jetzt auf zwei Beinen. Und er war verdammt schnell.
    Delilah stieß einen erstickten Schrei aus, raste an mir vorbei, schnappte sich meine Hand und zerrte mich mit sich. Wir erreichten die Senke, wo der Wald sich lichtete. Ich rang nach Luft.
    »Wir müssen uns zum Kampf stellen. Er ist ausgeruht, und wir halten dieses Tempo nicht den ganzen Weg zum Portal durch.« Ohne große Hoffnung behielt ich den Weg hinter uns im Auge. »Er wird gleich hier sein. Das Eisen hat jedenfalls Wirkung gezeigt.«
    »Dann kämpfen wir also mit Eisen. Was ist mit dem Horn?«
    »Ich … ich …« Eigentlich hatte ich Angst davor, es einzusetzen, aber ich riss es trotzdem aus meiner Rocktasche. Er war ein Wasserwesen – also müsste Feuer ihn verletzen können. Ich atmete tief durch und rückte noch ein Stück vom Rand der Lichtung ab. Dann sandte ich meine Gedanken in das Horn und flüsterte: »Herrin der Flammen. Ich brauche Euch.«
    Die Energie des Horns regte sich, und im selben Moment brach das Geschöpf aus dem Wald und hielt schnurstracks auf mich zu. Ich hob das Horn und zielte auf den Nöck, und Delilah brachte ihm einen Dolchstoß in die Seite bei, als er an ihr vorbeirannte. Er kreischte, und es dampfte, wo die eiserne Klinge auf seinen Körper traf, doch er streckte nur den Arm aus, fegte sie von den Füßen und lief weiter auf mich zu.
    »Halt – bleib stehen, sonst bin ich gezwungen, dich zu töten!« Ich zauderte voller Angst, es mit einem so uralten Wesen aufzunehmen. Wahrscheinlich hatte er die Große Spaltung noch live erlebt. Aber seine Gier nach der Macht des Horns loderte in seinen Augen, und er lachte kehlig.
    »Herrin der Flammen … vernichtet ihn!« Ein Strahl puren Feuers schoss aus dem Horn hervor und hüllte ihn ein. Einen Moment lang starrte er

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