Hexensturm
hervor. »Blasen.«
Ich presste die Lippen zusammen, und es drehte mir den Magen um. Nicht verwunderlich, dass er Sex als Waffe gebrauchte – wann in der Geschichte der Welten hatten Männer Sex nicht dazu benutzt, die Frauen ihrer Feinde zu verletzen? Wer die Frau missbrauchte, traf damit auch ihren Mann. Diese Befriedigung würde ich ihm nicht gönnen. Ich griff tief hinab in mein Innerstes und suchte nach der Kraft der Mondmutter.
Er wird niemals meine Leidenschaft zerstören. An der Oberfläche werde ich ihm geben, was er will, aber mein Herz bekommt er nicht. Auch nicht meine Seele, meine Freude oder mein Begehren. Das ist alles nur äußerlich. Alles nur ein grässliches Spielchen. Ein Albtraum, aus dem ich bald aufwachen werde.
Schließe die Augen, mein Kind. Ich bin bei dir. Die Stimme der Mondmutter hallte in meinem Herzen wider, und eine Art resignierter Entschlossenheit stärkte meine Seele.
»Ja, Herr.« Ich kroch auf den Knien vorwärts. Mir graute vor seinem Geruch, sein Körper stieß mich ab, aber sobald ich mich vorbeugte und die Lippen um die Spitze seines Schwanzes schloss, begann sich die Welt um mich zu drehen.
Der wilde Mond hoch am Himmel riss mich aus meinem Körper. Ich flog mit der Mondmutter frei durch den frühen Morgen, und wir waren auf der Jagd. Nur sie und ich, und ich warf den Kopf zurück und stieß einen wüsten Schrei aus. Er ließ die Luft erzittern und zerriss meinen Schmerz, meine Wut und Angst.
Wir jagten dahin, den Hunden hinterher.
Ich will hetzen und reißen, zerfleischen und töten …
Bald kommt deine Chance, dich zu rächen. Du bist eine Tochter der Jagd, eine meiner Auserwählten. Ich kann dich nicht immer beschützen, aber den Schmerz ein wenig dämpfen.
Wir jagten über Berg und Tal und hoch in den Himmel, meine Göttin und ich. Wir stöberten Tiere in ihren Verstecken auf, rissen Bäume aus und schleuderten sie wie ein Tornado um uns her. Wir zogen über den Himmel, und ich ließ meine Wut und Aggression an den Wolken aus, während ich über den Himmel schoss wie eine Sternschnuppe. Berauscht von all dem Chaos und der Zerstörung, stieß ich einen wilden Schrei aus und tauchte durch Wolkenbänke und Sternennebel.
Als ich meine Wut ausgetobt hatte, nahm meine Göttin mich in die Arme, wiegte mich sacht und ließ mich weinen. Und dann … wirbelte ich abwärts wie von einem Strudel, einer bunten Helix hinabgezogen, und fand mich in meinem Körper wieder.
»Kein Wunder, dass Iampaatar dich genommen hat.« Hyto starrte auf mich herab, die Hände in mein Haar gewühlt, als ich die Augen öffnete und vor ihm zurückwich. Ich hatte einen widerlichen Geschmack im Mund und begann zu husten – hastig schluckte ich, denn wenn ich sein Sperma ausspuckte, würde er mich vermutlich bestrafen.
Keuchend beugte er sich vor. »Vielleicht lasse ich dich allein dafür noch eine Weile am Leben. Du weißt wirklich, wie es geht.«
»Ja, Herr«, sagte ich bewusst tonlos. Der Rausch der Jagd prickelte noch in meinem Blut. Die wilde Freude am Flug mit meiner Göttin. Ich gönnte ihm keineswegs, dass er es genossen hatte, aber zumindest musste ich mich nicht daran erinnern.
Hyto schien zu spüren, dass er ein wenig zu viel von seinen Emotionen preisgegeben hatte. Er richtete sich auf, und die harte Arroganz war wieder da. »Fußbank. Sofort.«
»Ja, Herr.« Hektisch sah ich mich nach einem Fußhocker um, aber es war nirgends einer zu sehen.
»Stell dich nicht so dumm an.« Er trat mich in die Seite, ich fiel um und begriff erst jetzt, was er meinte.
Schaudernd kroch ich auf allen vieren vor ihn hin, und er legte die schweren Stiefel auf meinem Rücken ab. »Und jetzt rühr dich nicht. Keinen Fingerbreit. Mal sehen, wie gut du deinem Schwiegervater gehorchst, Mädchen.«
Da ich seitlich zu ihm kniete, konnte ich ihn nicht sehen, nur den Felsboden und – aus den Augenwinkeln – das Feuer in der großen Feuerstelle. Wie lange würde er mich zwingen, diese Position zu halten? Mir war klar, dass er mich bestrafte, gerade weil ich ihn dazu gebracht hatte, sich vor Genuss ein wenig gehenzulassen. Wahrscheinlich hätte er mir weniger zugesetzt, wenn ich ihm beschissen schlecht einen geblasen hätte.
Nach zehn Minuten tat mir der Rücken weh. Ich war eine starke Frau, aber die Kombination von Händen und Knien auf dem Boden mit seinen Beinen – in diesen grässlichen Stiefeln –, die sich in meinen Rücken drückten, tat allmählich richtig weh, vor allem dank der
Weitere Kostenlose Bücher