Hexensturm
ging zu ihr und umarmte sie, und wir verschmolzen miteinander. Ich fühlte mich stärker und schrecklich alt zugleich, während ich weiterging, bis ich wieder bei meinem schlafenden Körper ankam.
Es wäre so viel leichter gewesen, das Band zu durchtrennen, das mich an diesen Körper fesselte. Doch jetzt wusste ich, dass alle nach mir suchten. Die Männer, die mich liebten, meine Schwestern – sie taten, was sie nur konnten. Da durfte ich nicht einfach aufgeben. Also glitt ich wieder in meinen Körper, schloss erneut die Augen und fiel in tiefen, dunklen Schlaf.
Kurz vor dem Morgengrauen – so fühlte es sich an, obwohl ich hier nicht mehr erkennen konnte, wie hell oder dunkel es draußen sein mochte – wurde ich von Hanna geweckt.
»Camille, wach auf. Wach auf.«
Ich stützte mich auf die Ellbogen, müde und unter Schmerzen, aber gestärkt von Vanzirs Neuigkeiten. »Was ist?«
»Hyto verlangt nach dir. Ich soll dich baden, dir zu essen geben und dich zu ihm bringen.« Ihre Stirn war gerunzelt, und sie biss sich auf die Lippe, als ich stöhnte. Trotz ihrer Salbe tat mir alles weh – ging gar nicht anders.
Doch dann dachte ich wieder an die Begegnung mit Vanzir in der Nacht und schöpfte neuen Mut. Sie suchten schon nach mir. Ich würde es schaffen. Ich konnte überleben.
Nach einem weiteren heißen Bad, das meine verspannten Muskeln lockerte, trug sie noch einmal ihre Salbe auf, um Entzündungen zu verhindern. Dann reichte sie mir einen dünnen, fast durchsichtigen Rock. Keine Unterwäsche, nicht einmal einen Tanga, und kein Oberteil.
Ich sah sie stumm an, und sie zuckte mit den Schultern. »Er hat verlangt, dass du das trägst.«
»Das sieht aus wie ein lächerliches Ballettröckchen. Er will mich unbedingt demütigen.«
Und beängstigenderweise würde ihm das immer noch gelingen. Ich fühlte mich zwar schon stärker, trotz allem, was er mir gestern angetan hatte. Aber wenn er mich noch einmal so brutal rammte und zerschürfte oder Schlimmeres … Ich konnte nicht garantieren, dass ich solche Schmerzen überstehen würde.
Mein Geist war stark, mein Wille noch stärker. Aber Folter konnte den besten, stärksten Menschen in den Wahnsinn treiben. Und was Hyto mit mir machte, war Folter. Ich stieg in den hauchdünnen Rock, folgte Hanna zum Tisch und legte mir eine wärmende Decke um die Schultern.
»Ich habe dir etwas gekocht, das dein Magen besser vertragen müsste – Suppe, weiches Brot und einen Bratapfel.«
Ich aß rasch, benutzte noch einmal den Abtritt und wandte mich dann zu ihr um. »Jedes Mal wird meine Chance geringer, dass ich wiederkomme. Bitte, falls ich nicht zurückkommen sollte, verstecke meine Knochen und gib sie meiner Familie. Sie werden kommen. Sie werden dieses Monster in Stücke reißen. Und ich möchte, dass sie meine sterblichen Überreste bekommen.«
Sie presste die Lippen zusammen und nickte. Dann trat sie stumm zurück und wartete darauf, dass ich voranging.
»Ich bin so weit.« Ich holte noch einmal tief Luft, und wir machten uns auf den Weg in die Folterkammer, wo Hyto auf mich wartete.
Diesmal trat er uns schon am Eingang zu der Höhle entgegen. Sobald Hanna gegangen war, ging er ohne Umschweife auf mich los. Eine Haarsträhne schlang sich um meinen Hals und durch den Ring an meinem Halsband und ruckte so heftig daran, dass ich auf Hände und Knie fiel.
»Braves Hündchen. Gehen wir spazieren.« Und er marschierte los, das Haar wie eine Leine an meinem Halsband. Er lief schneller, als ich kriechen konnte, also wurde ich halb über den rauhen Felsboden geschleift. Ehe wir fünf Meter weit gekommen waren, brannten Schürfwunden an meinen Händen, Knien und Schienbeinen. Der Rock war gleich zerrissen. Würde er mich auch dafür bestrafen?
Als wir den Thron erreichten, setzte er sich und zerrte mich vor seine Füße. Dann hob er ein Bein an, so dass ich die Sohle seines Stiefels vor dem Gesicht hatte. »Ablecken.«
»Ja, Herr.« Zitternd beugte ich mich vor, verzog das Gesicht und legte die Zunge an seine Schuhsohle.
Hyto stieß mir den Stiefel gegen die Stirn, und ich fiel hintenüber. Er lachte derb. »Mir ist langweilig. Unterhalte mich.«
»Was soll ich tun?« Beinahe hätte ich geknurrt – ich konnte nicht anders, doch ich beherrschte mich, ehe meine Abscheu allzu deutlich wurde.
Er musterte mich, starrte mir dann unablässig in die Augen, hob sein Gewand an und teilte die Stoffbahnen. Zwischen den üppigen Falten sprang sein bleicher, dicker Schwanz
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