Hexensturm
beigebracht hatte, und war darauf vorbereitet, es selbst zu öffnen. Doch zu meiner Überraschung fanden wir das Portal wieder offen vor – und unbewacht. Entweder hatte es sich erst vor kurzem von allein aufgetan, oder es war seit einer Weile niemand mehr da gewesen, der das bemerkt hätte. Zu dieser Jahreszeit in dem einsamen, verschneiten Park vermutete ich eher Letzteres.
Als wir uns dem Strudel näherten, drang mir etwas in die Nase, und ich blieb stehen. »Mist.«
»Was ist?« Delilah war sofort an meiner Seite.
»Ich rieche den Sumpfschlinger – auf dieser Seite des Portals. Verdammt, er ist durchgekommen. Er läuft hier irgendwo herum, aber ich kann seine Spur nicht weiterverfolgen.«
Ein neuer Punkt auf der Liste unserer Sorgen. Eine weitere Alte Fee – ein Menschenfresser obendrein – war auf diese Welt losgelassen. Und es würde nicht viel bringen, vernünftig mit ihm reden zu wollen.
»Sollen wir jetzt gleich nach ihm suchen? Damit wir zumindest wissen, wohin er gegangen ist?«
Ich dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Heute werden wir ihn nicht mehr finden. Er ist hier durchgekommen, aber jetzt ist er weg. Und ich will zu Chase. Gehen wir einfach rein – aber wir müssen die Augen offen halten. Es wird nicht lange dauern, bis der Sumpfschlinger hier für Aufruhr sorgt, und dann können wir ihn aufspüren.«
Smoky nahm mich beiseite.
»Wir müssen reden. Über das, was passiert ist.« Er schlang die Arme um mich und drückte mich vorsichtig an seine Brust. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du mir vielleicht die Schuld daran gibst, was mein Vater getan hat – obwohl ich das natürlich verstehen könnte.«
Wir hatten noch gar keine Chance gehabt, uns unter vier Augen zu unterhalten. Nein, das stimmte nicht ganz. Ich hatte es absichtlich vermieden, mit ihm und Trillian allein zu sein. Ich hatte im Lauf meines Lebens schon genug Leid und Kummer gesehen, um zu wissen, dass ich eine Menge würde aufarbeiten müssen. Aber ich wusste auch, dass keiner meiner Ehemänner das hätte verhindern können. Keinem von ihnen war irgendein Vorwurf zu machen. Letzten Endes waren wir doch alle auf uns selbst gestellt. So etwas wie vollkommene Sicherheit gab es nicht. Oder Unbesiegbarkeit. Eine falsche Bewegung, ein kleiner Fehler, und jeder von uns konnte dem Schicksal ausgeliefert sein – oder auch einem psychotischen Drachen.
Aber sobald wir miteinander allein sein konnten, würde ich loslassen müssen. Ich würde nicht darum herumkommen, endlich zusammenzubrechen und Hytos Geist aus meinem Körper und meinem Geist zu exorzieren. Wenn jetzt jemand lieb zu mir war, brachte er damit meine Fähigkeit ins Wanken, Wut und Angst beiseitezuschieben. Und Smokys Umarmung war zu sanft, zu liebevoll für rigorose Entschlossenheit.
Ich legte eine Hand auf seine Brust über dem Herzen, schob ihn von mir und schaute tief in diese besorgten, eisgrauen Augen. Er sah seinem Vater so ähnlich – doch er war nicht Hyto, und sein ganzes Wesen verhinderte, dass diese Ähnlichkeit mit seinem Vater je zwischen uns stehen könnte.
»Ich liebe dich.« Tränen traten mir in die Augen. »Aber wir können jetzt nicht darüber reden. Ich werde dich brauchen – dich und Trillian und Morio und meine Schwestern, um darüber hinwegzukommen. Aber im Augenblick will ich Chase retten. Wenn uns das gelingt, fühle ich mich hoffentlich nicht mehr so hilflos.«
»Ich mache mir Sorgen um dich. Deine Verletzungen sind nicht gerade harmlos, Liebste.« Ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er dir das angetan hat. Wie konnte ich zulassen, dass er dich verschleppt?«
»Du hast das nicht zugelassen. Du kannst nichts dafür, und ich werde dir nie die Schuld daran geben, was passiert ist. Hyto ist derjenige, der mich verletzt hat. Er allein ist für seine Taten verantwortlich, und wir werden ihn teuer dafür bezahlen lassen. Aber vorerst muss ich mich beschäftigen, mich ablenken. Ich darf nicht ständig über die vergangenen Tage nachdenken. Verstehst du das?« Ich reckte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Was in deinem Herzen ist – dafür liebe ich dich. Nicht dafür, dass du mich unangreifbar machen könntest.«
Er legte die Hand auf meine und nickte dann. »Wie du möchtest. Wir werden darüber sprechen, wenn du so weit bist. Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dafür zu sorgen, dass dir nie wieder etwas
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