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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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aber die Hebamme befürchtet, daß Sara sich in all dem Dreck eine Infektion einhandeln wird. Das könnte in ihrem geschwächten Zustand schnell ihren Tod bedeuten.«
    Meddersheim nickte traurig. »Womöglich ist es Gottes Wille, daß er meine liebe Tochter auf diese Weise vor dem Ungemach der Folter bewahren will.«
    Jakob trat entschlossen einen Schritt auf Meddersheim zu. »Vielleicht gibt es aber noch eine Möglichkeit, Sara aus dem Bucksturm zu befreien.«
    »Und wie sollte das geschehen?«
    »Indem sie stirbt und ihre Leiche dem Scharfrichter anvertraut wird.«
    Die Miene des Goldschmieds spiegelte Unverständnis wider. »Aber was gewinnen wir dadurch?«
    Jakob war klar, das seine Worte für Saras Vater verwirrend sein mußten, und deshalb bemühte er sich, ihm sein Vorhaben begreiflich zu machen. »Meister Meddersheim, mir ist bekannt, daß sich eine Truhe mit wertvollen Erinnerungen an Eure Reisen auf dem Dachspeicher dieses Hauses befindet.«
    »Sara hat Euch davon erzählt?« Meddersheim zog verärgert die Stirn in Falten, als würde er Sara selbst in dieser Situation die Indiskretion noch übel nehmen.
    »In dieser Truhe befindet sich eine Phiole, die das Gift einer Spinne enthält. Sara hat mir berichtet, daß sich mit diesem Gift ein Mensch in einen todesähnlichen Schlaf versetzen läßt. Ich könnte Sara das Gift verabreichen und ihren Tod vortäuschen. Wenn es mir und dem Scharfrichter gelingt, ihre Leiche schnell genug aus dem Bucksturm zu entfernen, könnte es möglich sein, sie ins Leben zurückzuholen.«
    |299| Meddersheim blieb skeptisch. »Selbst wenn das Gift wirken sollte; Ihr seid kein Arzt oder gar Apotheker. Woher wollt Ihr die Kenntnis nehmen, welche Menge dieser Substanz Ihr Sara verabreichen müßt?«
    »Ich habe keine Ahnung von der Medizin und schon gar nicht von Giften. Im Grunde habe ich darauf gehofft, daß Ihr mir weiterhelfen könntet.«
    Saras Vater hob abwehrend die Hände. »Ich habe mich nie um solche Angelegenheiten gekümmert. Ich glaube nicht einmal, daß Sara selbst darüber Bescheid weiß.«
    Wahrscheinlich hatte Meddersheim recht, doch Jakob war nicht gewillt, seinen Plan aufzugeben. »Ich weiß um die Risiken, die wir in Kauf nehmen müssen«, sagte er. »Die Gefahr, daß ich Sara töte, wenn ich ihr das Gift einflöße, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber was haben wir für eine Wahl? Sara würde entweder an einem Fieber zugrunde gehen oder vor das Hexengericht gestellt und hingerichtet werden.«
    Der Goldschmied überlegte kurz, dann meinte er: »Wahr scheinlich habt Ihr recht. Sara würde solch ein Risiko eingehen. Sie würde sich nicht einfach ihrem Schicksal ergeben.« Er klopfte Jakob auf die Schulter und fügte tatendurstig an: »Also gut, besorgt Euch die Phiole. Wartet, ich werde eine Leiter herbeischaffen.«
     
    Wie besprochen wartete Matthias Klare auf dem Domvorplatz. Jakob zog ihn schnell mit sich, und Klare berichtete ihm, daß er Saras Tochter einer vertrauenswürdigen Amme übergeben hatte, die sich der Neugeborenen sofort sehr herzlich angenommen hatte. Auf dem Weg zum Bucksturm verriet Jakob dem Scharfrichter dann, wie er Sara aus dem Kerker befreien wollte. Er erwähnte das Gift, das er besorgt hatte, und daß er damit Saras Tod vorzutäuschen gedachte.
    Klare hörte sich seine Ausführungen an und reagierte mit ähnlicher Skepsis, wie zuvor auch schon Georg Meddersheim. »Be denkt |300| auch, daß solch ein Gift deutliche Spuren hinterlassen könnte. Wenn Sara es trinkt, wird sich vielleicht ihre Zunge oder der Gaumen verfärben. Ein solches Merkmal würde einem Arzt sofort auffallen.«
    »Aber wir wissen nicht, was geschieht. Wahrscheinlich weiß es nicht einmal Sara selbst«, meinte Jakob.
    »Genau das ist die Gefahr.«
    »Ich bin bereit, jedes Risiko einzugehen, Meister Klare. Sollte Sara an dem Gift sterben, bin ich ganz allein schuldig. Sollte der Rat unsere Täuschung aufdecken, werde ich dafür gerade stehen. Mir ist gleichgültig, was dann passiert. Aber ich kann Sara nicht ihrem Schicksal überlassen.«
    »Glaubt Ihr nicht, daß Ihr Euch vor Gott versündigt, wenn Ihr das Schicksal beeinflußt? Ich selbst habe mich einst zu einer solchen Tat hinreißen lassen und bin arg dafür bestraft worden.«
    Jakob lächelte aufmunternd. »Jemand wie Sara hat es nicht verdient, durch die Willkür Peltzers zu leiden. Und vielleicht ist es Gott ganz recht, wenn ich mich auf den Weg mache, Sara von ihren Qualen zu erlösen. Gleichgültig, ob es für

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