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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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rechtskundige |45| Mann aus Minden bin, der in dieser Angelegenheit um einen solchen Dienst gebeten wurde.«
    Peltzer nickte. »Ihr habt recht. Meine Gegner Ameldung und Modemann haben sich bereits an den Bürgermeister und den Syndicus Mindens gewandt. Beide Gutachten fielen in deren Sinne aus, mit dem Zweck, die schwedische Kanzlei zu einer Verfügung zu bewegen, die den Rat zwingen soll, die Zauberinnen gegen Entrichtung einer Kaution auf freien Fuß zu setzen. Die Entscheidung der Kanzlei steht noch aus, aber der Rat wird sich davon nicht beeinflussen lassen, selbst wenn man uns drohen sollte. Diese Frauen sind Hexen, und sie werden als solche verurteilt werden, wenn sich durch das Urteil Gottes ihre Schuld erweist.«
    Jakob verlangte es danach, mehr über die Zauberinnen zu erfahren. »Stimmt es, daß die Hexen einen Vertrag mit ihrem eigenen Blut unterzeichnen, um den Pakt mit dem Satan zu besiegeln?« fragte er.
    Peltzer wandte sich ihm zu und antwortete: »So etwas ist nicht erwiesen. In den Prozessen, die der Rat geführt hat, gaben die Hexen zu Protokoll, daß sie dem Teufel einen mündlichen Schwur, mit dem sie sich von Gott lossagten, geleistet haben. Erst danach zeigte sich ihnen der Satan in der Gestalt eines prächtig gekleideten Mannes. Seine Hände sollen jedoch Tierpfoten geähnelt haben, und einer seiner Füße hatte die Form einer Bärenklaue. Der Satan selbst leitet die düstere Zeremonie des Umtaufens, in deren Verlauf er seinen Opfern aus einem Kuhhorn schwarzes Wasser über den Kopf gießt und ihnen neue Vornamen gibt, um die in der christlichen Taufe empfangenen Namen auszulöschen. Die Person, die diese schwarze Taufe empfängt, verpflichtet sich, den Willen des Teufels in die Welt zu tragen und an den ketzerischen Versammlungen teilzunehmen.«
    »Dem Hexentanz«, raunte Jakob. Er erinnerte sich an die unheimlichen Geschichten, die über die Zusammenkünfte der Hexen verbreitet wurden. In seiner Phantasie hatte er sich des öfteren |46| furchtsam ausgemalt, wie Hexen und Zauberer in Gegenwart des Teufels ekstatisch um ein Feuer tanzten, Gott verspotteten und Unzucht trieben.
    Peltzer leerte seinen halbvollen Becher gierig in einem Zug, als müsse er seinen Ärger ertränken. »Was der Satan mit uns treibt, erscheint mir wie ein hämischer Scherz. Der Krieg bringt Elend und Not über die Stadt, ihre einstmals ehrbaren Bürger lassen sich vom Teufel verführen, der ihnen Wohlstand verspricht, doch im Gegenzug verlangt er von seinen Gefolgsleuten, anderen Menschen Schaden zuzufügen, auf daß diese zu neuen willigen Opfern werden.«
    Laurentz bekreuzigte sich und flüsterte ängstlich: »Das Maleficium!«
    »Der Schadenszauber, ganz recht«, bestätigte Peltzer. »Die Gefahr ist allgegenwärtig. Sogar in meinem eigenen Haus. Eine der ersten überführten Hexen war eine Frau aus meinem Gesinde.«
    Diese Vorstellung ließ Jakob erschaudern. Er dachte daran, daß jeder noch so harmlos erscheinende Mensch sich dem Teufel verpflichtet haben könnte, ohne den Anschein zu erwecken, dieser unseligen Gemeinschaft des Bösen anzugehören.
    »Es muß sehr schmerzhaft sein, von Menschen, die man zu kennen glaubt, derart enttäuscht zu werden«, meinte er.
    Peltzer rieb sein Kinn, überlegte einen Moment und sprach dann mit gelöster Stimme: »In dem Moment, wo sich ein Mensch dem Teufel verpflichtet, ist er für diese Welt verloren und muß schnellstens von ihr getilgt werden. Wüßte ich, daß meine liebe Frau sich der Hexerei schuldig gemacht hätte, würde ich nicht zögern, sie durch das Schwert richten zu lassen.«
    Jakob schluckte bei dieser harten Konsequenz, die der Bürgermeister anklingen ließ.
    »Ich erkenne Eure Skrupel, junger Freund. Und Euren jugendlichen Hang zu Mode und Affektion.« Peltzer betrachtete Jakobs Hut und die Schärpe.
    Der junge Mann dachte daran, was Peltzer über die prächtige |47| Kleidung des Teufels erzählt hatte, und kam sich plötzlich lächerlich vor.
    »Noch seid Ihr jung und eitel, doch eines Tages werdet Ihr von diesem Zierat Abschied nehmen und Euch auf Eure Aufgaben als Jurist konzentrieren müssen. Wir, die Rechtsgelehrten, sind die Wächter von Gottes Werk auf Erden. Wir sind seine Augen und Ohren, und wir vertreten sein Gesetz, auf daß wir die unsterblichen Seelen seiner Kinder schützen.«
    »Ich verstehe, was Ihr meint«, versicherte ihm Jakob.
    »Die Tage, die Ihr in Osnabrück verbringt, werden sehr nützlich für Euch sein. Habt Ihr schon einmal einer

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