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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wilcke
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Sorgen um sie.«
    »Sie ist verzweifelt, hat Angst, daß sie irgendwann den Verstand verlieren wird, und fragte mich nach ihrem Mann und den Kindern. Ich konnte Ihr nicht viel dazu sagen, außer, daß Ihr in Gedanken bei Ihr seid.«
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für sie tun.«
    Einen Moment lang schwiegen sie, dann raunte Jakob: »Ich glaube, Ihr habt Ihr bereits sehr geholfen, Sara. Diese Lilienblüte … Ihr hattet recht, die arme Frau wird aus ihr womöglich mehr Kraft gewinnen als aus all den Pulvern, die Ihr für sie gemischt habt.«
    Sara legte ihre Hand auf seine Wange. »Ich bin stolz auch Euch«, sagte sie leise. »Stolz auf Euren Mut und das Opfer, das Ihr für mich bringt.«
    Er wollte sie fragen, von was für einem Opfer sie sprach, doch zu seiner Überraschung beugte sie sich vor und küßte ihn. Ihre Lippen berührten nur kurz seinen Mund, doch dieser Moment |143| genügte, ihn vollends in Verwirrung zu stürzen. Sara schien es nicht anders zu gehen, sie schaute schnell zu Boden und lächelte unsicher, als wundere sie sich selbst über diese unerwartete zärtliche Geste.
    »Wir … wir sollten jetzt gehen«, stammelte er.
    Sara nickte und trat aus der Gasse. Sie huschten durch die Finsternis wie zwei Verschwörer, die das Dunkel als schützender Mantel einhüllte.
    »Ich glaube, nach all der Aufregung könnte ich einen Becher Eures wundersamen Tranks vertragen«, sagte Jakob, als sie das Haus der Meddersheims betraten.
    Sara schickte ihn nach oben in ihre Kammer und bereitete den Kaffee zu, dessen exotisches Aroma ihm sofort in die Nase stieg, als sie die dampfenden Tassen vor ihm absetzte.
    Jakob nippte vorsichtig an der heißen Flüssigkeit.
    »Trinkt es mit Ruhe«, riet ihm Sara. »Ihr haltet keinen Bierkrug in der Hand. Die Ruhe ist ein Teil dessen, was den Zauber des Kaffees ausmacht.«
    Jakob stellte den Becher zurück auf den Tisch und wartete ab, bis sich das Getränk ein wenig abgekühlt hatte. Obwohl er sich nun wieder einigermaßen beruhigt hatte, kehrten seine Gedanken doch immer wieder zu Matthias Klare zurück.
    »Sara, was wißt Ihr über den Scharfrichter?«
    Sara zog die Stirn in Falten. »Ich habe nie ein Wort mit Matthias Klare gewechselt. Die Leute sagen, er sei sehr verschlossen. Vor einigen Jahren starben sein Sohn und seine zweite Frau, seitdem lebt er zurückgezogen. Er hat zeit seines Lebens als Scharfrichter gearbeitet und den Beruf von seinem Vater erlernt, aber man spricht davon, daß er kein Vergnügen an den Qualen der Menschen empfindet.«
    »Es ist ein Handwerk, das nun einmal erledigt werden muß«, meinte Jakob.
    »Und ein sehr einträgliches dazu«, erwiderte Sara spöttisch. »Vor allem in diesen Zeiten. Der Scharfrichter mag von seinem |144| Stand her als ehrlose Person gelten, aber sein Ertrag wird den der meisten Handwerker bei weitem übersteigen.«
    Während sie den Kaffee tranken, erzählte Jakob ausführlich von seinem Aufenthalt im Bucksturm. Daß er Anna Ameldung mit dem Kruzifix einer Prüfung unterzogen hatte, verschwieg er ihr allerdings. Es war nicht nötig, daß Sara erfuhr, wie unsicher er sich der Apothekerin genähert hatte.
    Nachdem er Sara alles berichtet hatte, stand sie auf. Jakob erwartete, daß sie ihn fortschicken würde, denn es war bereits spät in der Nacht. Doch sie streckte die Hand aus und forderte ihn auf, mit ihr zu kommen.
    »Wohin bringt Ihr mich?« fragte er.
    »Ich hatte Euch etwas versprochen, erinnert Ihr Euch?« Sie führte ihn auf den Korridor und bat ihn, eine Deckenluke zu öffnen. Jakob stellte sich auf einen Schemel und löste den Riegel, der die Klappe herunterfallen ließ. Am Rand der Luke konnte er eine Leiter ertasten, die er nach unten zog. Sara reichte ihm eine Laterne, und er kletterte über die Leiter auf einen mit allerlei Gerümpel, abgewetzten Stoffsäcken und mehreren schweren Truhen zugestellten Speicher, über den sich eine feine Staubschicht wie grauer Schnee ausgebreitet hatte. Die Decke war nicht besonders hoch. Jakob konnte gebückt stehen, mußte aber darauf achten, sich nicht den Kopf an den Dachsparren zu stoßen.
    »Helft mir bitte«, sagte Sara. Jakob zog sie hoch, und keuchend zwängte sich die schwangere Frau durch die Luke auf den Speicher.
    »Ich bin recht schwerfällig geworden.« Sie hockte sich auf den Boden und keuchte. »Es sind bereits einige Monate vergangen, seit ich zum letzten Mal hier oben war.«
    »Was wollen wir hier?« fragte Jakob.
    Der Speicher war kein besonders gemütlicher

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