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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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Gefolge schon beinahe die Reling erreicht hatte, erhob sich das Ungeheuer aus dem Wasser, stemmte sich auf irgendeinem riesigen Stängel oder unvorstellbaren Beinen hoch, und seine Tentakel peitschten in Hollys und Eddies Richtung.
    Eddie packte sie, schlang die Arme um sie und zog sie von der Reling weg.
    Die Fähre krängte zur anderen Seite. Die Passagiere verloren den Halt und rutschten auf die große Kabine mit der Lounge und der Bar zu. Holly und Eddie wurden mitgerissen und krachten gegen die Wand.
    Amanda lag mit einer langen Schnittwunde an der Stirn auf dem Boden. Kari beugte sich über sie und schrie Holly zu: »Tu doch was!«
    »Amanda, alles in Ordnung?«, rief Holly. Sie legte ihrer Cousine die Hand auf den Kopf und murmelte: »Heile sie, meine Göttin.«
    Amanda blickte blutüberströmt zu ihr auf. »Die Göttin hat mir nicht den Kopf aufgeschlagen, Holly.«
    »Michael Deveraux!«, brüllte Kari den Bussarden zu, die über ihnen herumschwärmten. »Ich werde dich eigenhändig umbringen!«
    Ich wusste, dass dieses Treffen nicht gut sein kann. Ich wusste es!, dachte Holly, und Wut mischte sich in ihre Angst. Ich hätte etwas sagen sollen, ich hätte mich weigern müssen herzukommen.
    Wasser schoss durch die Türen der Bar und wirbelte um ihre Knöchel, dann um ihre Knie. Holly erkannte, dass die andere Seite der Fähre unter Wasser getaucht war, und sagte zu den übrigen: »Nehmt euch bei den Händen. Gut festhalten.«
    Mit einem Stöhnen zerrte sie Amanda auf die Füße und schleppte sie zu einem Crewmitglied, das neben einem offenen Schrank mit Schwimmwesten stand. Die Leute rangelten um die orangeroten Dinger und rissen sie dem armen Mann aus der Hand, der versuchte, sie auszuteilen. Holly erkannte, dass ihre Chancen, auch welche abzubekommen, sehr schlecht standen.
    Sie sagte: »Haltet einander gut fest. So sind wir am stärksten. Konzentriert euch. Haltet die Augen offen und schaut euch an. Wir sehen jetzt alle vor uns, wie wir das hier überleben. Wir visualisieren Überleben, wir sind Überleben.«
    Karis Blick huschte nach links, und sie stieß einen schrecklichen Schrei aus.
    Ein Tentakel der seltsamen Kreatur peitschte durch die Menge. Holly beobachtete entsetzt, wie einem Mann der Kopf glatt vom Körper geschlagen wurde. Einem anderen wurde der Arm abgetrennt, Blut schoss aus der offenen Schulter und vermischte sich mit dem eiskalten, immer weiter steigenden Wasser.
    Holly schaute nach links und rechts. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Andere Leute kletterten an der Seitenwand der Kabine hoch, die sich in beängstigendem Winkel neigte.
    Die Vögel stießen kreischend auf sie herab.
    »O mein Gott, o mein Gott«, keuchte Amanda.
    »Schau mir tief in die Augen. Sehe dich überleben«, befahl Holly ihr. »Du musst es vor dir sehen.«
    »Ich kann nicht. Ich kann nicht«, japste Amanda. »Holly, o Gott, o Gott...«
    »Du wirst überleben.« Holly wünschte sich mit aller Kraft, dass Amanda es sehen, es wissen möge.
    Dann schoss das Wasser um sie empor und schwemmte sie weg wie Holzspäne. Sie wurden herumgewirbelt, und Holly schloss die Augen und umklammerte so fest wie möglich Amandas Hand ... Amandas Hand ... Amandas Hand ...
    Sie klammerte sich buchstäblich wie eine Ertrinkende an Amanda, als sie ins schwarze, eiskalte Wasser stürzten. Sie hielt sich so fest, wie sie konnte, und schlug mit den Beinen, um an die Oberfläche zu kommen. Überall waren Menschen, die in Panik um sich griffen, traten, schlugen. Sie konnte absolut nichts sehen, nur Schwärze.
    Isabeau, dachte sie. Sie unterbrach ihr Gebet an die Göttin und flehte stattdessen ihre Ahnin um Hilfe an. Ich bitte dich, rette uns.
    Dann durchbrach ihr Kopf die Wasseroberfläche. Amanda tauchte ebenfalls auf; sie erkannte sie im Lichtschimmer der sinkenden Fähre.
    Holly sah, was passierte, konnte es aber nicht begreifen.
    »Wir müssen zaubern«, sagte sie zu ihrer Cousine. »Wir müssen uns konzentrieren.«
    Amanda schluchzte hysterisch. Holly gab es auf und sah sich nach den anderen um.
    »Eddie? Kari?«
    »Hier«, rief Eddie. »Ich weiß nicht, wo Kari ist. Ich kann sie nicht finden.«
    »Wir brauchen einen Zauber«, wiederholte sie.
    »Kialish«, stöhnte er. »Kialish! Ich werde sterben, und ich habe mich nicht von ihm verabschiedet.«
    »Hör auf damit. Wir werden nicht sterben.«
    »Es ist dein Fluch, Holly. Dein Fluch verdammt uns zum Ertrinken.«
    »Du wirst nicht sterben«, wiederholte sie.
    Neue Schreie erhoben

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