Hexentochter
Insel in der Bucht.
»Fähre?«, fragte Holly, denn dieses Wort drang durch alle anderen Gedanken in ihrem Kopf. »Aber Amanda ...«
»Tante Cecile hat Schutzzauber gesprochen. Und sie sagt, das sei der einzige Ort, wo wir über alles reden können, ohne belauscht zu werden. Er hat seine Spione überall.«
»Aber ...«
»Komm einfach, Holly«, fauchte Amanda.
Amanda legte auf.
»Das ist gefährlich«, murmelte Holly in den Wählton hinein. »Ich weiß, dass wir dort nicht sicher sind.«
Holly drehte sich um und ging zu ihrem Auto zurück, und Michael, der in seine Kristallkugel starrte, lächelte.
Der Wichtel saß neben ihm in seiner Zauberkammer und grinste noch breiter. Er öffnete den Mund und imitierte perfekt Amandas Stimme: »Komm einfach, Holly.«
Michael lachte. »Und jetzt mach Tante Cecile nach.«
»>Auf der Fähre seid ihr am sichersten, Amanda<«, imitierte er sie.
»Das ist großartig. Perfekt.« Er tätschelte der Kreatur den Rücken.
Teil zwei
Voll
»Wenn der Vollmond rund am Himmel steht
Kommt das Böse wohl zum Spiel hervor
Hexen tanzen, wilde Männer wüten
Und aus Gräbern steht das Unheil auf.«
Druidische Prophezeiung
Fünf
Eismond
Grüner Mann, gewähret uns
Die Kraft, die wir jetzt brauchen
Im Dunkeln lauern wir und warten
Und schärfen unseren Hass
Göttin, gebt uns Euren Segen
Raubt den Feinden jede Ruh
Lasst sie in der Stille hören
Wie furchtsam ihre Herzen pochen
Der Cathers-Anderson-Coven: Seattle, im Oktober
Kari sah stirnrunzelnd auf ihre Armbanduhr. Sie verließ ihre Wohnung, mischte sich unter die fröhlichen Leute, die Halloween feierten, und ging zu dem bewachten Parkplatz, auf dem ihr Auto stand. Sie musste sich beeilen, wenn sie die Fähre erwischen und beim Treffen des Covens dabei sein wollte. Sie und Circle Lady waren gerade in einen Chat vertieft gewesen, und Kari hatte ihn nur ungern abgebrochen. Die beiden hatten in letzter Zeit weniger Kontakt miteinander gehabt, seit Kari sich dem Coven angeschlossen hatte. Das war sicherer, doch ihr fehlte der Austausch mit der anderen Frau, deshalb war es eine schöne Überraschung für sie gewesen, als Circle Lady sie vor etwa einer Stunde angechattet hatte, um zu fragen: »Wie geht es dir?«
Zumindest glaube ich, dass sie eine Frau ist. Das Problem am Internet ist, dass man nie sicher sein kann.
Kari hatte ihrem Frust wegen Jer und Holly Luft gemacht - ein Schwatz unter Freundinnen mit Fragen wie: Warum hatte »Warlock« praktisch mit ihr Schluss gemacht, und was konnte sie dagegen tun? Natürlich hatte sie weder Magie noch Kämpfe, Blutfehden, Besessenheit oder Schwarzes Feuer erwähnt. Ja, sie hatte es geschafft, die Magie fast ganz aus der Unterhaltung herauszuhalten.
Circle Lady hatte ein paar Fragen über Warlock gestellt - wie es ihm ging und so weiter -, und Kari hatte nur erwidert: »Wer weiß?«
Das war die Wahrheit.
Sie erreichte den Parkplatz. Der Wächter war ganz in teuflisches Rot gekleidet, und aus seinem dunklen Haar ragten zwei kurze Hörner hervor. Er grinste sie an, als er ihr das Tor aufschloss.
»Na, geht's zu einer Party?«, fragte er freundlich.
»Ja«, entgegnete sie geistesabwesend. »Eine Party. Genau.«
»Ohne Kostüm?«, schalt er sie.
»Ich gehe als Hexe.«
Er schüttelte den Kopf. »Dann brauchen Sie einen Besen. Und einen spitzen Hut.«
Sie blickte besorgt zum Himmel auf, suchte nach Bussarden, schaute sich kurz nach brennenden Büschen um und fand nichts von alledem witzig. Sie erinnerte sich an ihre Gespräche mit Jer, damals, als sie noch dumm und naiv gewesen war. Sie hatte getan, was sie konnte, um sein Interesse zu wecken, damit er ihr etwas Magie zeigte. Sie hatte ihn angefleht, ihm bei seinen Ritualen helfen zu dürfen. Damals war ihr das alles so aufregend erschienen, düster und köstlich gefährlich.
Tja, jetzt ist es verdammt gefährlich, und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Es war klug von Nicole, sich rechtzeitig abzusetzen. Wenn die Uni nicht wäre, würde ich sofort von hier verschwinden.
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit.
Na gut, und wenn ich wüsste, dass Jer in Sicherheit ist - der Idiot. Jetzt steht er offenbar auf Holly, aber ich mag ihn immer noch.
Sie fuhr zum Anlegeplatz der Fähre, parkte und sah nach, welches Schiff sie nehmen musste. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Beunruhigung stellte sie fest, dass die Fähre noch nicht abgelegt hatte.
Dieses Treffen zu verpassen, wäre mir ganz recht. Wie ich Holly
Weitere Kostenlose Bücher