Hexentochter
zur Seite. Eli streckte ihm das Herz hin, und der Vogel reckte sich danach. Fantasme waren Menschenopfer nicht fremd.
Eine weitere junge Frau, noch sehr lebendig, betrat das Zimmer und neigte den Kopf. Sie trug ein hauchzartes Gewand und sollte die Fürstin für ihn als Fürsten sein, damit er besonders hohe Magie wirken konnte. Nach einem Ritual, bei dem auch Sir William dabei gewesen war, hatte er sie dazu verpflichtet, ihm zu helfen. Eli war sicher, dass sie nicht freiwillig zugestimmt hatte, sondern aus Angst davor, ihm etwas zu verwehren.
»Zieh dich aus«, sagte er kalt. Er wusste selbst nicht, warum er sie jetzt auf einmal nicht mehr mochte, aber es war so. Er hatte sich auf sie gefreut, auf ihre Verbindung, die die machtvolle magische Energie hervorbringen würde, die er brauchte.
Ich habe nur schlechte Laune, sagte er sich. Die Nachricht, dass Jer noch lebt, hat mir die Stimmung verdorben. Ich dachte, ich wäre ihn los, und jetzt ...Er ist nicht kaputtzukriegen.
Aber zumindest leidet er schreckliche Schmerzen und ist von Narben entstellt.
Was beweist, dass es doch einen Gott gibt.
Das Mädchen stand nackt vor ihm. Elis Stimme troff vor Feindseligkeit, als er sagte: »Mach dich bereit.«
Sie legte sich auf den Altar und wartete auf ihn.
Warum hat sie Ja gesagt?, fragte er sich. Ist das irgendeine Falle?
Doch als er zu ihr an den Altar trat, war ihm das egal, denn da wusste er, dass sie eingewilligt hatte, weil er ihr etwas gab. Viele Frauen mochten Eli Deveraux, sie liebten seine Aura der Gefahr, diese Macht...
Der Gedanke heiterte ihn ein wenig auf.
Blaue Magie begann im Raum zu kreiseln. Sie fegte über den Altar hinweg und schimmerte auf Elis Athame und dem Gewand des Mädchens. Blaues Licht tanzte im Raum. Die Augen der grauen Statue leuchteten blau, und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
Als es vorbei war, fühlte Eli sich stärker, konzentrierter und gesammelter. Er zog ein grünes Gewand über, das mit Büscheln roter Stechpalmenbeeren geschmückt war, griff wieder nach dem blutigen Herz und sagte: »Mein Fürst, ich bringe Euch mein Opfer dar und bitte Euch, dafür meinen Bruder zu töten.«
Das steinerne Maul der Statue öffnete sich. Der Hals reckte sich nach vorn, die Augen rollten nach unten. Mit seltsam steifen Bewegungen nahm die Statue das Herz entgegen, um es sich schweigend
einzuverleiben.
Das Mädchen sah verblüfft und fasziniert dabei zu.
Das fasse ich als Ja auf, dachte Eli, innerlich jubelnd.
Der Gott wird meinen Bruder töten.
Na dann, Happy Halloween.
Sechs
Taumond
Die Cahors-Hexen sollen zittern
Wenn wir uns in die Luft erheben
Wir töten sie, wo sie auch seien
Im ganzen Lande, überall
Wir kauen nun auf jedem Knochen
Den die Alte uns gewährt
Beim nächsten Neumond naschen wir
Von unsrem Opfer, während er stirbt
Nicole: Spanien, Allerheiligenabend
Sie waren seit einer Woche in dem Unterschlupf. Heute Abend war Nicole eingeschlafen, sobald ihr Kopf das Kissen berührt hatte. Als eine Hand an ihrer Schulter sie sacht wachrüttelte, war es dunkel. Philippe stand neben ihr und lächelte schwach. »Komm. Zeit zum Aufstehen.«
»Wie spät ist es?«, fragte sie.
»Fast Mitternacht.«
»Hexenstunde?« Sie lächelte.
Darüber lachte er. »Das könnte man sagen.«
Er trug wieder seinen Umhang, doch die Kapuze war zurückgeschlagen. Er hielt ihr auch einen Umhang hin, als sie sich aufrichtete. »Den kannst du anziehen.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich hätte wirklich gern saubere Klamotten.«
Er wies auf das Fußende ihres Bettes, wo sie eine Bluse und eine zusammengelegte Jeans entdeckte. »Eine junge Dame in der Villa hat etwa deine Größe. Sie spendet dir ein paar Sachen.«
»War das deine Idee?«, fragte sie überrascht.
»Nein, José Luis hat sie gefragt«, gestand er. »Komm, beeil dich, ma belle. Alle anderen sind schon draußen. Komm nach, wenn du angezogen bist.«
»Merci , Philippe.«
Nicole stand auf, sobald er gegangen war. Sie schälte sich aus ihrem T-Shirt und spritzte sich Wasser ins Gesicht und über die Schultern.
Dann zog sie die Sachen an und stellte erfreut fest, dass sie ihr nur ein klein wenig zu weit waren. Sie kämmte sich mit den Fingern die Haare und kniff die Augen zu bei dem Versuch, die verfilzten Knötchen zu lösen. Sie musste furchtbar aussehen. Wenn Amanda mich jetzt sehen könn te, würde sie es wohl nicht glauben. Ihre Tage als Schönheitskönigin schienen lange zurückzuliegen.
Sie verzog das
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