Hexentochter
scheißegal, was mit uns passiert und was Michael tut. Sie ist besessen davon, ihren toten Geliebten zu verfolgen, und die beiden können durch dich und Jer zusammen sein. Sie war zu Lebzeiten genauso skrupellos wie jeder Deveraux, und es kümmert sie nicht, wer noch alles umkommt bei dem Versuch, den Kerl zu retten, der gerade ihren Liebsten channelt.«
»Ich... ich ...« Holly zauderte. Ich liebe ihn. Aber Amanda hat nicht ganz unrecht. Ist das Grund genug, meine Freunde im Stich zu lassen?
»Ich verbiete dir, uns zu verlassen«, verkündete Amanda herrisch. »Und ich werde tun, was ich kann, durch Magie oder auf andere Weise, um dich daran zu hindern.«
Wie aufs Stichwort begann der Boden zu beben. Die Wände schepperten. Ein paar Jungs zwei Tische weiter wandten sich stirnrunzelnd Hollys Gruppe zu. »Wow, wackeliger Take-off. Wir sind aus Montana. Ist das immer so?«
»Nein«, antwortete Holly und wechselte einen Blick mit Amanda. »Und Fähren heben eigentlich gar nicht ab.«
Das Schiff wurde erneut durchgerüttelt. Stimmen wurden laut. Ein Mann stand auf und warf einen Blick über die Schulter zu seinem Tisch zurück: »Ich sehe mal nach, was da los ist.«
»Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Holly. Sie stand ebenfalls auf.
Die anderen folgten ihr.
Als sie den Barbereich verließen und an den Reihen kinoähnlicher Sessel vorbeigingen, riss die gewaltige Erschütterung einer Explosion Holly von den Füßen und schleuderte sie zu Boden. Teile der Decke fielen herab, ein Fenster barst, und das Schiff neigte sich zur Seite.
Alarmsirenen hupten laut. Eine Männerstimme unterbrach die Fahrstuhlmusik aus den Lautsprechern und erklärte: »Meine Damen und Herren, bitte bewahren Sie Ruhe. Gehen Sie zu einer der gekennzeichneten Ausgabestellen, wo unsere Crew die Rettungswesten an Sie verteilen wird. Bitte bleiben Sie ruhig. Es gibt keinen Grund zur Panik.«
»Von wegen!«, brüllte Eddie. »Es gibt jede Menge Gründe!«
Holly krabbelte von der Mitte des Durchgangs weg auf die Wand zu, überlegte es sich dann aber wegen der berstenden Fensterscheiben anders. Sie schloss die Augen und bat um Schutz. Amanda fiel in die Beschwörung ein, dann Kari und Eddie. Sie rannten los, fassten sich an den Händen und liefen ohne Diskussion nach draußen.
»Gibt es hier Schwimmwesten?«, schrie eine verängstigte Frau in einem fröhlichen Halloween-Pulli Holly ins Gesicht. Als Holly nicht schnell genug antwortete, schoss die Frau an ihr vorbei zu einem anderen Passagier, klammerte sich an ihn und schrie: »Ich brauche eine Rettungsweste!«
Die Fähre machte einen schwankenden Ruck nach vorn wie das Spielzeug eines Riesenkindes, das an einer Schnur herumgezerrt wurde. Außerdem kippte es immer stärker nach rechts. Passagiere flüchteten durch die Türen nach draußen und rempelten die vier an. Schreie hallten durch die Nacht, und das Kreischen von reißendem Metall wurde immer schriller.
Dann erfüllte ein seltsames, unirdisches Geheul die Luft und vermischte sich mit den Sirenen zu einer grausigen Kakophonie. Das Heulen kam von der Seite; Holly drängte sich durch die Menschenmenge und kämpfte sich zur Reling vor.
»O Gott«, hauchte sie, als sie auf das Wasser hinabschaute.
In Dunkelheit gehüllt, nur hier und da von den schwankenden Lichtern der Fähre beleuchtet, schwamm dort ein Albtraum, ein Ungeheuer mit riesigen, krallenbewehrten Klauen, Tentakeln, scharf gebogenen Schnabel und Augen, die unheilvoll zu ihr heraufstarrten. In diesen Augen – jedes so groß wie ein Autoreifen, ein blutunterlaufener, glänzend schwarzer Kreis - glomm nicht direkt Intelligenz, aber eine bösartige Absicht, ein Hunger, eine gierige Freude. Das Wesen blinzelte, als es Holly sah.
Es kennt mich.
Vögel kreisten über ihnen und stießen kreischend auf Holly herab. Sie sah, dass es Bussarde waren, blauschwarz und aggressiv. Holly duckte sich unter ihnen weg, doch ein paar Vögel hätten sie beinahe erwischt.
Dann tauchten zu beiden Seiten des Ungeheuers weitere Geschöpfe aus dem dunklen Wasser auf. Sie hatten vage menschliche Gestalt, waren aber mit Schuppen bedeckt und hatten Finger wie spitze Haken. Vor Hollys Augen hämmerten sie ihre Haken in den Rumpf der Fähre und kletterten daran hoch, sehr schnell, sehr nah.
Das Schiff neigte sich wieder zur Seite, noch weiter diesmal.
Eddie erschien neben ihr und packte sie am Arm. »Ich glaube, das Schiff sinkt«, rief er.
Sie deutete aufs Wasser. »Schau.«
Als sein kletterndes
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